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Ein Mehr an Realismus

Abschied von den großen Plänen für die Playa de Palma

Der Wandel an der Playa de Palma wird weniger radikal vorangetrieben als zunächst beabsichtigt. Dennoch soll die angejahrte Urlaubsmeile nicht so bleiben, wie sie jetzt ist. Luftbild: Rotorflug

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Angesichts leerer Kassen muss der ehrgeizige Integralplan zur Sanierung der Playa de Palma abgespeckt werden. "Die Reform endet im Nichts", verkündete die katalanischsprachige Tageszeitung "Diari de Balears" bereits zu Wochenbeginn.

Ganz so negativ wollte dies der neue Geschäftsführer des städtebaulichen Konsortiums zur Modernisierung der Tourismusdestination, Álvaro Gijón, dann doch nicht ausdrücken. Der erklärte Optimist und Baudezernent der Stadt Palma sprach vielmehr von einem "neuen und realistischeren Projekt", das in den kommenden Jahren unter seiner Führung verwirklicht werden solle, denn "aufgrund der aktuellen Konjunktur sind die alten Planungen undurchführbar geworden".

Nichtsdestotrotz sei ein Wandel an der Playa de Palma dringend erforderlich. Aus diesem Grund werden im Zeitraum 2011 bis 2015 rund 400 Millionen Euro in die Urlaubermeile investiert werden, davon 300 Millionen von Privatunternehmern und 100 Millionen durch die öffentliche Hand.

Auch die Zahl der Hotelbetten soll verringert werden. Gijón möchte 7000 bis 8000 Übernachtungsplätze aus dem Markt nehmen. Das ist deutlich weniger als bisher geplant gewesen war. Gijóns Vorgängerin Margarita Nájera hatte die Anzahl der Gästebetten von 40.000 auf 20.000 halbieren wollen.

Enteignungen von veralteten Immobilien - wie sie vor dem Regierungswechsel noch geplant waren und für erheblichen politischen Wirbel gesorgt hatten - schloss Gijón einmal mehr aus. "Es macht keinen Sinn, den Leuten die Häuser abzureißen für einen neuen Boulevard mit freiem Meerblick, wenn die Zufahrten an die Playa de Palma einen beschämend verlotterten Anblick bieten. Das ist unser aller Schuld. Seit 20 Jahren ist an der Playa de Palma nicht mehr in öffentliche Zonen investiert worden", sagte Gijón am Montag vor spanischen Medien.

Aus diesem Grunde werde sich die Verwaltung in den kommenden vier Jahren auf die Sanierung öffentlicher Zonen und Infrastrukturen konzentrieren. "Wenn wir hier aktiv werden, wird das auch im Privatbereich zu Verbesserungen führen."

Nach Gijóns Worten muss das Konsortium den neuen Integralen Aktionsplan zur Sanierung der Playa de Palma (PRI) bis Dezember 2012 verabschieden. Dieses Dokument, das die vorgesehenen Maßnahmen für die kommenden vier Jahre absteckt, gibt auch die Leitlinien für den Wandel in der Hotellerie vor. Ziel ist eine Aufwertung der Übernachtungsbetriebe in den kommenden Jahren. So solle der Anteil der Fünf-Sterne-Hotels an der Playa de Palma bis 2020 auf 20 Prozent wachsen. Das bedeutet: Jedes fünfte Hotel wird dann eine Luxus-Herberge sein.

Derzeit ist nicht ein einziges Hotel dieser Kategorie an der einstigen Wiege des Massentourismus vorhanden, betonte Gijón. In anderen Destinationen liege der Anteil der Luxus-Hotellerie hingegen bei 18 Prozent.

Ähnlich schlecht schneide die Playa de Palma derzeit im Vier-Sterne-Bereich ab. Während diese Hotels woanders 47 Prozent der Unterkünfte stellen, liege der Anteil an der Playa bei 19 Prozent. Bis 2020 solle er jedoch auf 60 Prozent steigen. Der Anteil der Drei-Sterne-Hotels habe dagegen von derzeit 64 auf 20 Prozent zu sinken.

Das bedeutet, dass die Privatunternehmer in den kommenden Jahren in ihre Hotels investieren müssen, um sie zu modernisieren und qualitativ aufzuwerten. Geschieht dies nicht, werde für die betroffenen Etablissements die Betriebsgenehmigung nicht erneuert werden. Die obsoleten Hotels verschwinden somit vom Markt, insgesamt rechnet Gijón mit 8000 Übernachtungsplätzen, die auf diese Weise abgebaut werden. Die Immobilien selbst könnten einem neuen Nutzen zugeführt werden, etwa als Privatwohnungen, wobei die Behörden strenge Kriterien in Sachen Bewohnbarkeit und Nachhaltigkeit anlegen wollen. Denn insgesamt wird ein Zuwachs an Wohneinheiten und Bevölkerung an der Playa de Palma nicht angestrebt. Eine andere Möglichkeit für Altimmobilien sei ihr Abriss und die Entkernung der bebauten Fläche.

"Das bisherige touristische Modell hat sich erschöpft", sagte Gijón. Notwendig sei eine Hinwendung zu mehr Qualität im Service, in der Erscheinung und in der Nachhaltigkeit. Dies sei auch von den Privatunternehmern erkannt werden. So sind von Hoteliers und Geldgebern bis 2015 Investitionen in Höhe von rund 300 Millionen Euro vorgesehen. Konkrete Projekte wollte Gijón jedoch nicht nennen. Um die Bereitschaft der Investoren zu erhöhen, seien Anreize in Form von Steuererleichterungen angedacht.

Neu ist nach Gijóns Worten darüber hinaus, dass die rund 20 Millionen Euro Steuereinnahmen, die diese geplanten Investitionen für die Stadt bedeuten, ausschließlich der Playa de Palma zugute kommen sollen. Anders als früher soll das Geld lediglich an der Strandmeile selbst reinvestiert werden. Die Mittel fließen in die Arbeiten an Straßen, Plätzen, der Beleuchtung und Infrastrukturen. Auch die Reinhaltung des Strandes und des Meerwassers seien Aufgaben, die die Rathäuser Palma und Llucmajor künftig verstärkt wahrnehmen wollen, sagte Gijón: "Wir müssen den besten Strand des Mittelmeeres bieten."

Der Direktor des Konsortiums hofft darüber hinaus auf weitere Finanzmittel der öffentlichen Hand. Schon seine Vorgängerin habe Vereinbarungen mit der Zentralregierung getroffen. Zum einen stünden rund 50 Millionen Euro aus Madrid in Aussicht, um mit dem Geld Grundstücke und veraltete Gebäude aufkaufen zu können. Zum anderen seien über das Bau-Ministerium in Madrid 30 Millionen Euro zum Bau einer neuen Kanalisation vorgesehen. Die Details seien nach den Spanischen Parlamentswahlen am 20. November zu klären.

Unabhängig davon läuft derzeit ein Renovierungsprogramm für private Wohnhäuser. Wenn die Eigentümer sich beteiligen, erhalten sie 57 Prozent der Kosten vom Staat subventioniert. Neben der Verschönerung der Fassaden geht es bei dem Programm auch um Wärmeisolierungen und energiesparende Installationen. Die Resonanz, so Gijón, war bislang nicht allzu hoch. Von zehn Projekten wurden vorerst drei in die engere Wahl genommen. Hier solle das Beispiel nach Abschluss der Arbeiten Schule machen und weitere Eigentümergemeinschaften zur Nachahmung animieren.

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