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Die Insel der zwei Gesichter

Es ist nicht gelungen, die Saison auf den Herbst auszudehnen

Die zwei Gesichter der Insel: Großer Andrang am Check-In-Schalter in der Hauptsaison ... | N. RINCON

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Aufwand und Ertrag stehen selten in einem solchen Missverhältnis, wie wenn es um die Verlängerung der Tourismussaison geht: Es gibt kein anderes Thema, über das einerseits so viel geredet wird, bei dem sich aber andererseits so wenig tut. Tatsache ist: Auch in dieser Nebensaison wird auf Mallorca so wenig los sein wie eh und je.

Studien belegen, dass sich 80 Prozent des Touristenaufkommens in der Hauptsaison konzentrieren. Wurden im August 2010 am Flughafen mehr als 3,2 Millionen Passagiere abgefertigt, waren es im Januar nur 698.000. Auch in diesem Jahr werden im November mehr als 80 Prozent aller Hotels der Insel schließen. In vielen Touristenzonen liegt der Anteil bei 100 Prozent. Noch im März wird mehr als die Hälfte aller Übernachtungsbetriebe nicht geöffnet haben.

Gleichzeitig steigt im November aller Voraussicht nach die Zahl der Arbeitslosen wie im vergangenen Jahr auf mehr als 90.000. Jeder Fünfte wird dann ohne Job sein. Betroffen sind weite Teile der Wirtschaft, die direkt oder indirekt vom Tourismus abhängig sind. In vielen Gegenden der Insel kommt das Wirtschaftsleben vollständig zum Erliegen. Die ungebrochene Abhängigkeit von der touristischen Hauptsaison ist eines der großen Probleme, die zu lösen sind - da sind sich ausnahmsweise einmal alle einig.

Weit auseinander gehen die Meinungen dazu, wie das gelingen kann. Die aktuelle Balearen-Regierung setzt darauf, dass private Investoren neue Attraktionen schaffen, die auch im Winter Besucher auf die Insel locken (siehe Seite 6). „Es besteht eine extreme Notwendigkeit dafür", sagte Tourismusminister Carlos Delgado jüngst im MM-Interview. „Andernfalls wird es eine Utopie bleiben, dass wir die Tourismussaison verlängern. Wer kommt im Februar nach Mallorca, wenn wir nicht das Winterangebot ausbauen?" Die Vorgängerregierung war strikt gegen eine solche auf großen Bauprojekten basierende Politik.

Weitgehender Konsens herrscht darüber, dass die Förderung touristischer Nischen zum Erfolg führen kann. Dass etwa der Radtourismus ein Wirtschaftsfaktor in der Nebensaison sein kann, lässt sich in Petra beobachten. Während dort im Sommer praktisch kein Tourismus stattfindet, verwandelt sich das Dörfchen wegen seiner zentralen Lage in der kühleren Jahreszeit zum beliebten Treffpunkt von Radurlaubern. Ähnliches Potenzial schlummert fraglos auch in den Bereichen Wandern und Golf. Einen erheblichen Schub für die Nebensaison soll die Fertigstellung des Kongresspalastes in Palma bringen, die für 2013 vorgesehen ist.

Zu den scharfen Kritikern des Ist-Zustandes gehört auf Mallorca Katiana Vicens, die Generalsekretärin der Gewerkschaft Comisiones Obreras (CCOO). „Es wird immer schlimmer", sagt sie. „Jedes Jahr schließen mehr Hotels in der Nebensaison. Die Unternehmer werden ihrer sozialen Verantwortung nicht gerecht." Joana Maria Camps, Generaldirektorin für Arbeit bei der Balearen-Regierung, unterstreicht die Bemühungen zur Verlängerung der Saison. „Das lässt sich aber nun einmal nicht von heute auf morgen ändern", sagt sie. Wegen der anstehenden Parlamentswahl am 20. November sei mit kurzfristigen Maßnahmen ohnehin nicht zu rechnen. Camps: „Die Politik steht derzeit still."

Laut Air-Berlin-Direktor Álvaro Middelmann mangelt es an Ideen und Kreativität. „Die Leute müssten sich viel mehr den Kopf zerbrechen, um andere Quellen aufzutun", sagt er. Mallorca als Herbst- und Winterdestination müsse besser bei den Zielgruppen beworben werden. „Das Ziel muss sein, dass auch im Winter eine vernünftige wirtschaftliche Aktivität herrscht." Das könne nur gelingen, indem Politik und Unternehmerschaft zusammenarbeiten. „Warum erlässt man den Hoteliers im Winter nicht die Sozialversicherungsbeiträge für ihre Angestellten? Das könnte ein Incentive sein, damit sie nicht zumachen."

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