Lachen muss Sebastian Wadynski immer noch, wenn er an den Besuch von Action-Held Chuck Norris im beschaulichen Sóller denkt, just am Feiertag Sant Bartomeu, dem Tag des Stadtpatrons. "Die Leute standen Schlange vor dem Hotel, um ein Autogramm zu bekommen", erinnert sich der 36-Jährige. Auf der Facebook-Seite seiner Agentur hatte Wadynski am kommenden Tag mehr als 110.000 Zugriffe. "Das war unglaublich", staunt er noch heute.
Der Clou der ganzen Aktion war, dass Chuck Norris in Wahrheit ein Handwerker aus dem Ruhrgebiet ist und natürlich ganz anders heißt. Wadynski hatte über eine Double-Agentur in Deutschland seinen persönlichen Action-Held nach Mallorca geholt, um damit einen Freund zu überraschen und bei der Gelegenheit ein Video für Youtube zu drehen - Wadynski ist Experte für virales Marketing und weiß, wie man im Netz im Gespräch bleibt.
Die Idee mit den Doubles hatte er mehr durch Zufall und war Teil einer kleinen Wette mit seiner Freundin Lluisa. Die war schon leicht genervt von Sebastians Chuck-Norris-Begeisterung und den kultigen Chuck-Norris-Witzen, über die sich Sebastian regelmäßig amüsierte. "Sie meinte, ich werde ihn eh nie nach Mallorca bekommen und hat nicht schlecht gestaunt, als wir Chuck Norris dann vom Flughafen abgeholt haben", erzählt Wadynski, der von der Ähnlichkeit selbst überrascht war.
Normalerweise wäre auch das Double mit einer Gage von 2500 Euro zu teuer gewesen, aber der Besitzer der Agentur in Deutschland, Jürgen Florstedt, überließ ihm den Actionheld-Klon zum Sonderpreis. "Ich sollte halt etwas daraus machen", sagt Wadynski. Der Erfolg überwältigte ihn selbst. Auch wenn die Double-Geschichte bald publik wurde, hörten die Diskussionen im Netz nicht auf. "Einige meinten trotzdem, sie hätten dem Echten die Hand geschüttelt."
Der Effekt sei größer gewesen, als wenn der Echte Mallorca besucht hätte. Für den Social-Media- und Marketing-Experten war klar, dass er in dieser Richtung weitermachen wird: Künftig will er Doppelgänger für witzige Werbedrehs auf die Insel holen. Der Double-Vermittler Florstedt bot ihm nach dem fulminanten Mallorca-Auftritt seines Schützlings an, seine Kartei mit 76 Doubles exklusiv für Spanien zu nutzen.
"Es gibt weltweit vielleicht 1000 gute Doubles, in Deutschland etwa 100. Davon habe ich 76 exklusiv unter Vertrag", sagt Florstedt, ehemals Inhaber einer Werbeagentur. Heute lebt er von der Vermittlung von Promi-Doppelgängern, vor allem an Firmen und wohlhabende Privatleute. Dabei staunt er selbst immer wieder über die Wirkung seiner "Stars", manchmal auch durch unfreiwillige Hilfe der Originale.
"Der Anwalt von Michael Schumacher hatte mich einmal verklagt, weil ich seinen Mandaten mit meinem Double geschäftlich benachteiligt haben sollte", erinnert sich Florstedt. Im Amtsgericht Mühlheim, seinem Wohnort, kam es tatsächlich zur Verhandlung, die mit einem Freispruch endete. Der Richter meinte, dass nicht davon auszugehen sei, dass Schumacher für 1500 Euro irgendwo auftrete. Die Bild titelte am nächsten Tag: Schumi verklagt Double. "Eine bessere PR gab es gar nicht für uns", frohlockt Florstedt. Bis heute werde er auf die Aktion angesprochen.
Nun will Sebastian Wadynski auch auf Mallorca für Gesprächsstoff sorgen. Vielleicht mit Angela Merkel am Ballermann? Man darf gespannt sein.