Grün sei das Projekt, sagt Andreu Pallisser vom mallorquinischen Bio-Reinigungsmittelhersteller EcoQuimic. Gemeint ist das in zweifacher Hinsicht, denn die Mitarbeiter am Pilotprojekt "Glocal", an dem Pallisser beteiligt ist, suchen eine grüne Lösung für Mallorca: ein Reinigungsmittel, das auf der Insel mit ausschließlich hiesigen Bioabfällen produziert wird.
Mit "grün" meint Pallisser aber auch den Stand der Entwicklung: Was bisher in etwa einem Jahr des Forschens und Probierens herausgekommen ist, riecht zwar schön nach Mandeln, ist aber noch nicht seifig genug. Die Konsistenz entsteht aus Olivenöl aus der letzten, für den Menschen ungenießbaren Pressung und Mandelschale, daran wird noch getüftelt.
Vom Sinn ihrer Arbeit ist der an "Glocal" beteiligte deutsche Nachhaltigkeitswissenschaftler Daniel Wahl nach wie vor überzeugt. "Im bisherigen Wirtschaftssystem kaufen die Produzenten irgendwo, dann produzieren sie und vertreiben es in der Welt. Dadurch sind sie hundertprozentig abhängig von den Transportkosten", und der Transport schafft globalen Klimaschaden, sagt er. Der Mallorca-Resident unterstützt das Projekt in enger Zusammenarbeit mit Nachhaltigkeitsexperten des in London ansässigen 'Forum for the Future', die diese Studie für die belgische Ökowaschmittelfirma Ecover leiten. Dr. Wahl sieht diese Langzeitinnovationsstudie auch als gutes Beispiel, wie innovative internationale Firmen Mallorca als Testfeld für nachhaltige regionale Produktion und andere Nachhaltigkeitsprojekte nutzen können.
Ziel von "Glocal" ist es, ein "distributed manufacturing" umsetzen zu können, also dort herzustellen, wo es auch gebraucht wird, und neue Wege der Zusammenarbeit von globalen Firmen mit lokalen Partnern zu erarbeiten. Ecover teilt mit ihnen 35 Jahre Erfahrung in der Branche. Ecover-Manager Tom Domen nennt "Glocal" als Modell für Produktions- und Vertriebsprozesse. Nicht weniger als ein Wissenszentrum und Katalysator für Projekte auf der ganzen Welt wolle man werden.
Mallorca scheint sich als Testfeld anzubieten: Eine strikt abgegrenzte Fläche, Anbau von Zitrusfrüchten, und ein großer Markt für Reinigungsmittel dank des Tourismus. Doch an der Frage, wie viele verwertbare Bioabfallsprodukte es auf Mallorca nun wirklich und verlässlich gibt, sind die beteiligten Forscher bei Glocal bislang gescheitert. Auch in welchem Teil Mallorcas welche Art von Bioabfall wann und zu welchen Mengen anfällt, ist schwer herauszubekommen. Um das herauszufinden, arbeitet man mit einigen "Clustern" der Insel, wie BioIB für Biotechnologie, Cliquib für Chemie und Balears.t für Tourismus und Innovation zusammen. Die mallorquinische Firma Tot-Herba liefert die natürlichen Geruchsstoffe der Insel, von Mandeln, Rosmarin und Zitronen. Auch die Balearen-Universität UIB unterstützt das Projekt.
Trotz der ersten Rückschläge ist Andreu Pallisser überzeugt, dass ein hundert Prozent mallorquinisches Produkt möglich ist. Für Reinigungsmittel werden unter anderem Orangen- und Zitronenschalen, Johannisbrot und Mandelschalen benutzt. Wie man diese in chemisch wirksame Substanzen verwandeln kann, wird von chemischen Ingenieuren der Universidad Autonoma de Barcelona (UAB) erforscht. Unter anderem müssen Enzyme isoliert werden, die für die Fettlösung im Produkt zuständig sind.
Nach einem Jahr intensiver Arbeit ist das Pilotprojekt derzeit in Parkposition. In Kürze soll ein Signal aus Belgien kommen, ob und wie es weitergeht, sagt Andreu Pallisser. Das Problem der Ökoprodukte sei momentan noch der Preis und die Leistungsfähigkeit. Nur ein kleiner Teil der Konsumenten, die es sich überhaupt leisten können, kaufen aus idealistischen Gründen.
Was auf Mallorca am Ende herauskommt, ist momentan noch völlig offen. "Vielleicht wollen sie Bioethanol als Basisprodukt herstellen. Damit kannst du auch vieles machen, unter anderem auch Reinigungsmittel", meint Pallisser. Wichtig sei, dass durch die dezentrale Herstellung auch der Preis gedrückt wird, öko oder nicht. Davon ist auch Daniel Wahl überzeugt: "Um an Hoteliers zu verkaufen reicht es nicht nur, grün zu sein, es muss auch billiger sein."
Er sieht in der möglichen Entwicklung einer kleinen Bioraffinerie eine Chance, Mallorca auch zum Testfeld einer neuen auf lokalen, pflanzlichen und erneuerbaren Rohstoffen basierenden "solaren Chemie des 21. Jahrhunderts" zu machen. Der nächste Schritt sei erstmal, zwei bis drei Produkte auf Dauer auf Mallorca herzustellen. Damit sei das Projekt schon geglückt. In ein bis zwei Jahren könne es so weit sein.
(aus MM 35/2014)