Am 10. Oktober, 1989, also vor genau 25 Jahren, rückten auf Mallorca die Maschinen an, um das größte Straßenbauwerk der Balearen in Angriff zu nehmen: den Tunnel von Sóller. Die Probleme und Skandale um den Bau der Röhre sind inzwischen schon fast vergessen - ebenso wie die Bedenken vieler Sollerics, die die jahrhundertealte geografische Isolation ihres Städtchens nicht aufgeben wollten.
Wenn der drei Kilometer lange Tunnel heute von sich reden macht, dann meist deshalb, weil mal wieder die Maut erhöht wurde. Auswärtige müssen mittlerweile 5,05 Euro für eine einfache (!) Fahrt mit dem Pkw berappen. Im Volksmund ist stets vom "teuersten Tunnel Europas" die Rede, ob das jemand überprüft hat, ist nicht bekannt.
Der hohe Tarif dürfte aber dazu führen, dass sich die Blechlawinen gen Sóller nach wie vor in einem gewissen Rahmen halten und die Entwicklung der Orangenstadt nicht ganz so traumatisch verlief wie von den Tunnel-Gegnern befürchtet. Infrage gestellt wird das Bauwerk heute von niemandem mehr.
Die Arbeiten, die vor einem Vierteljahrhundert in Angriff genommen wurden, gestalteten sich überaus schwierig. Das Gestein war weicher als berechnet, Verzögerung reihte sich an Verzögerung. Die erste Baufirma ging pleite, ein Jahr lang lag die Baustelle ganz still. Hinzu kam auch noch ein Korruptionsskandal, der den damaligen Ministerpräsidenten Gabriel Cañellas (PP) das Amt kostete. Er soll von der Tunnelfirma 50 Millionen Pesetas für die Parteikasse entgegengenommen haben. Der Richter sah die Vorwürfe als erwiesen an, sprach Cañellas aber im Juli 1997 frei, weil das Delikt inzwischen verjährt war.
Wenige Monate zuvor war der Tunnel endlich eingeweiht worden - mit fünfjähriger Verspätung und dreimal so hohen Baukosten wie veranschlagt.
Mit Spannung wird erwartet, was das Jahr 2022 bringen wird. Dann läuft nämlich die Konzession der Betreiberfirma aus - der Inselrat kann dann frei über die Tunnelgebühren entscheiden oder sie gar abschaffen. Dann allerdings hätten die Sollerics doch deutlich mehr Besucher zu "befürchten" als heute.
Vor der Tunnel-Ära gelangte man nur über Deià oder über den Coll de Sóller in die Stadt. Die serpentinenreiche Passstraße ist umständlich, aber schön. Genutzt wird sie hauptsächlich von Urlaubern im Mietwagen - und sportlichen Radfahrern.