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"Der Borne macht mir Sorgen"

Inhaber von Gewerbeimmobilien setzen lieber auf verlässliche Mieter

Der Paseo del Borne gehört zu den teuersten Pflastern in Palma.

Passeig del Born, Palma de Mallorca |

Wer durch Palma spaziert, dem sind sie sicher schon aufgefallen. Die zahlreichen Schilder "se alquila" ("zu vermieten"), die vorwiegend an den Schaufenstern oder den heruntergelassenen Rollläden von Geschäftslokalen hängen. Es scheint, als stünden in Palma viele Ladenlokale leer. Aber ist das wirklich so? Und wenn ja, ist es eine Folge der Krise? MM sprach mit José Antonio Lucio, einem Experten für Gewerbeimmobilien beim Maklerverband API.

Mallorca Magazin: Herr Lucio, ist es mit dem Leerstand bei Geschäftslokalen tatsächlich so schlimm wie es scheint?

José Antonio Lucio: Da kann ich jeden beruhigen, es ist nicht so. Wir haben heute nicht mehr Leerstand als vor der Krise. Sicherlich gibt es einige ungenutzte Gewerbeimmobilien in Palma, aber vor allem in den Randbezirken. Wir nennen diesen Bereich Zone vier. Er erstreckt sich von den Avenidas, die die Altstadt umgeben, bis hinaus zur Ringautobahn Vía de Cintura. In allen anderen Zonen gibt es auch Leerstand, allerdings ein ganz normales Maß.

MM: Und welches sind die Zonen eins bis drei?

Lucio: Zone eins ist der Paseo del Borne. Das ist, entgegen anders lautender Meldungen, die teuerste Zone in Palma. Als Zone zwei bezeichnen wir die Avenida Jaime III., die Calle Jaime II. und die Calle Sant Miquel, ebenfalls sehr teure Straßen, aber nicht ganz so kostspielig wie der Borne. Zone drei sind Einkaufsstraßen wie die Calle Olmos, die eher im Randbereich der Innenstadt liegen. In all diesen Zonen gibt es nur sehr wenig Leerstand.

MM: Dann war die Krise gar nicht so schlimm?

Lucio: Doch, das war sie. Aber sie hat nicht dazu geführt, dass die Geschäfte heute leer stehen. Die Mieten sind einfach billiger geworden. Sie sind um fast 50 Prozent gefallen. Was wir vor der Krise erlebt haben, war eine riesige Blase, die geplatzt ist. Jetzt haben wir ein gesundes Niveau von Mietpreisen, das wird sich auch in den kommenden Jahren so schnell nicht verändern.

MM: Was macht Sie da so sicher?

Lucio: Die Tatsache, dass in den Köpfen der Vermieter ein Wandel stattgefunden hat. Viele haben verstanden, dass es wichtiger ist, einen verlässlichen Mieter zu haben, als einen, der bereit ist, jeden Preis zu zahlen. Einzig der Paseo del Borne macht mir etwas Sorgen. Dort könnte es eine neue Blase geben, die Mieten sind zu hoch.

MM: Was bezahlt man dort für eine Gewerbeimmobilie?

Lucio: Das hängt natürlich vom Schnitt des Lokals ab. Bei allen Daten, die ich Ihnen nenne, gilt also ein Spielraum von plus/minus 40 Prozent. Aber als Anhaltspunkt nehmen wir 175 Euro pro Quadratmeter. Dann kann man es leicht ausrechnen. 100 Quadratmeter machen gerne mal 17.500 Euro im Monat. Da frage ich mich schon: Was muss ein Geschäft abwerfen, damit man so eine Miete bezahlen kann?

MM: Wie ist denn das Preisniveau in den anderen Straßen oder Zonen?

Lucio: Auf der Avenida Jaime III. sind es im Schnitt 150 Euro, in der Calle Jaime II. 115 und in der Calle Sindicato 75 Euro. So geht es weiter nach unten bis hin zu 20 Euro in der Calle Aragón.

MM: Und in allen Preisklassen finden sich Mieter für Gewerbeimmobilien?

Lucio: Ja. Unsere Probleme in den vergangenen Jahren waren ganz andere. Zum Beispiel die Angleichung der alten Mieten an die aktuelle Bedingungen. Da haben wir viel verhandelt, aber es ist uns gelungen, dass 98 Prozent aller Mieter in ihren Räumlichkeiten bleiben konnten, die Vermieter gleichzeitig eine angemessene Miete kassieren können.

MM: Welche Rolle spielen die Deutschen bei Gewerbeimmobilien in Palma?

Lucio: Eine ziemlich gewichtige. Ich kann nicht genau sagen, wie viele der Läden in deutscher Hand sind, aber etwa 20 Prozent unserer Kunden sind Deutsche. Sie interessieren sich momentan stark für Gewerbeimmobilien hier in Palma.

Die Fragen stellte Patrick Czelinski.

(aus MM 2/2015)

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