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Der letzte Blechner von Mallorca

Biel Cortés will Kurse veranstalten, damit das alte Handwerk des „Llauners” nicht ausstirbt. | Foto: Patricia Lozano

| Porreres, Mallorca |

Prinzessin Cristina, die Schwester des spanischen Königs, liegt in der Schublade. Biel Cortés hat sie dahin verbannt. Biel Cortés ist Blechner, einer der allerletzten seines Standes auf Mallorca. In Handarbeit stellt er Backformen für traditionelles Gebäck sowie alte mallorquinische Lampen her. Er hatte Prinzessin Cristina zu ihrer Hochzeit mit Iñaki Urdangarin einen eigens für sie entworfenen Leuchter geschenkt. Der handschriftliche Dank der Prinzessin wurde eingerahmt und in der Werkstatt aufgehängt.

"Doch seit Cristina im Korruptionsskandal um Urdangarin angeklagt ist, habe ich die Karte abgenommen", sagt Biel Cortés mit einem Lächeln. Auch König Felipe hatte er anlässlich seiner Hochzeit mit Letizia eine Lampe geschenkt. Dieses Dankeschön ziert noch die Wand.

Die Werkstatt Bárbara Art liegt in Porreres im Inselinneren. Es sei ein sehr alter Betrieb, 1890 von seinem Vater gegründet, erzählt der 70-jährige Mallorquiner. Eisenhammer, Blechscheren, Falz-, Spitz- und Flachzangen zeugen davon. Wie Museumsstücke sehen die Werkzeuge aus. Das werde alles noch benutzt. Sie arbeiteten wie eh und je, betont der Blechner.

Ursprünglich hätten sie nur Backformen hergestellt, sagt Biel Cortés und deutet auf runde, längliche und eckige Formen aus Blech. Ob Coca de verdura, Robiol, Empanada oder Gató - für jedes mallorquinische Gebäck gebe es die passende Form.

"Doch von Backblechen allein könnten wir längst nicht mehr leben." Zum Glück sei vor 20 Jahren ein Mann mit einem Sonderwunsch in die Werkstatt gekommen. Das habe alles geändert. "Der Mann hatte eine alte mallorquinische Lampe in der Hand und fragte mich: Kannst du mir die nachmachen?" "Das habe ich noch nie gemacht, aber ich probier's mal", habe er geantwortet. Es sei gut gegangen. Im ersten Jahr hätten sie zehn Lampen verkauft, im zweiten Jahr 200, dann 400 und schließlich 1000. Nach der Krise im Jahr 2008 sei der Verkauf auf 400 pro Jahr zurückgegangen.

Der Laden ist üppig bestückt mit den Kreationen des Kunsthandwerkers und seiner zwei Mitarbeiterinnen. An Laternen erinnern die in Glas gefassten metallenen Gestelle. Manche haben verspielte runde Formen, andere schlichte gerade Linien. Es sind auch Laternen, auf mallorquinisch heißen sie Fanals. Sie seien aber immer schon für innen und draußen benutzt worden, meint Cortés. Als Material werde hauptsächlich Messing und manchmal Kupfer benutzt. Viele Lampen seien Auftragsware, oftmals auf Modellen, die jemand in alten Herrenhäusern auf der Insel gesehen habe, aufbauend. Aber er entwerfe auch selbst gerne.

Wer mag, kann bei der Herstellung zuschauen. Erst wird das Glas geschnitten, dann die Metallstruktur erstellt. Danach werden die Gläser in die Struktur eingefügt und mit Zinn legiert.

"Hier findet man wenigstens ordentliche Lampen und keine Null-Acht-Fünfzehn-Ware", findet der Belgier Jean-Louis Du Jardin, der eine Finca aus dem 19. Jahrhundert in Andratx renoviert hat und bei Biel Cortés seine Außenbeleuchtung kauft.

Die Modelle sprächen viele an, die alte Fincas oder Stadtpalais kaufen, und diese gestalten wollen, wie sie früher gewesen seien, bestätigt der Innendesigner Dominik Stauffenberg vom Einrichtungshaus Johann Stork in Santa Ponça. Manchmal stünden die Gebäude auch unter Denkmalschutz und es seien gar keine modernen Lampen erlaubt.

Wie lange Biel Cortés noch weiter arbeitet, weiß er nicht. Noch mache es ihm Spaß, aber er sei ja längst im Pensionsalter. Einen Nachfolger gibt es nicht. Die zwei Töchter sind Lehrerinnen. Ein Schwiegersohn sei Psychologe, vielleicht käme der ja noch zu einem Sinneswandel, meint er mit einem Schmunzeln.

Aber er hat einen Plan: "Ich habe vor, einen Kurs in der Herstellung mallorquinischer Lampen zu geben. Wenn da 20 Leute mitmachen, sind vielleicht ein bis zwei talentierte Kandidaten für meine Nachfolge dabei." Es wäre doch schade, wenn die Tradition aussterben würde.

INFO

Biel Cortés ist der einzige im Register der Kunsthandwerker des Inselrats eingetragene Blechner (mallorquinisch: Llauner), der die traditionellen Lampen herstellt. Kunsthandwerker müssen sich allerdings nicht registrieren lassen. Wer sich für alte Lampen interessiert, kann auf den großen Kunsthandwerksmessen der Insel weitere Hersteller treffen.

Bárbara Art, Carrer d’en Dusai 10 (Plaça Molí de N’ Amengual), Porreres
barbara-art.amawebs.com

(aus MM 42/2015)

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