„Was das Design angeht, ist heutzutage vor allem der Minimalismus vorherrschend", sagt Holger Strombeck, Hotelier aus Can Picafort. "Die Leute wollen nicht mehr so viel Schnickschnack im Bezug auf die Optik. Viele Bilder an den Wänden, das mag keiner mehr", so der Experte. Aber wie muss es eigentlich aussehen, das moderne Hotelzimmer?
"Nun", sagt Strombeck, "zunächst gilt es, dem Kunden eine bestimmte Grundausstattung zu bieten." Das sei auch wichtig, um die jeweilige Sternekategorie erreichen beziehungsweise halten zu können. "Zur Grundausstattung zählen wir im Vier-Sterne-Bereich beispielsweise einen Föhn im Badezimmer, einen Safe im Schrank, ein Bügeleisen, eine Klimaanlage und ein Flat-TV-Gerät. Natürlich bedarf das Zimmer auch gewisser Maße. Mit Zwölf-Quadratmeter-Räumen werden sie eher nicht zu einem Vier-Sterne-Hotel."
Das bestätigt auch Adriana Méndez, Architektin beim Büro "Antonio Obrador", das sich vorwiegend mit dem Bau von Hotels und deren Renovierung befasst. "Gerade bei Neubauten achten wir darauf, Zimmer zu bauen, die großzügig wirken", so Méndez. "Beim Interior Design spielen wir auch viel mit direkten, indirekten, natürlichen und künstlichen Lichtquellen, um auf diese Weise eine angenehme Atmosphäre und ein noch intensiveres Raumgefühl zu schaffen."
Was die Ausstattung angeht, schreibt die freiwillige Hotelklassifizierung in Deutschland beispielsweise für vier Sterne folgende Merkmale vor: Minibar oder 24-Stunden-Getränke-Service, einen Sessel oder eine Couch mit Beistelltisch, einen Bademantel, Hausschuhe, Kosmetikartikel im Bad (Duschhaube, Nagelfeile, Wattestäbchen), einen Kosmetikspiegel sowie großzügige Ablageflächen und einen Internetzugang. "Auf die Minibar verzichten wir hier", sagt Strombeck. "Es ist so schwierig, nachzuprüfen, was die Gäste tatsächlich konsumiert haben. Das gibt nur Ärger und am Ende zahlt der Hotelier drauf." Am allerwichtigsten seien heutzutage viele Steckdosen. "Die Kunden haben so viele Elektrogeräte, die sie irgendwo aufladen wollen, da braucht man die entsprechenden Anschlüsse."
Das bestätigt auch Peter Ödlund, Managing Partner beim Boutique-Hotel Palma Suites in der Innenstadt der Inselhauptstadt, in dem überwiegend gut betuchte Nordeuropäer absteigen. "In unseren Zimmern, die auch monatsweise als Apartments vermietet werden, legen die Gäste Wert auf größtmöglichen Komfort, und dazu gehört in erster Linie ein Smart-TV-Gerät." Gleich daneben befindet sich eine ebenfalls "smarte" Steckdosenleiste, die beispielsweise über einen HDMI-Anschluss verfügt, über den die Bewohner problemlos Tablets oder Laptops mit dem Fernseher verbinden können. "In Zimmern, die nicht nur an Urlauber für maximal zwei Wochen vermietet werden, ist es wichtig, dass sich die Gäste wie zu Hause fühlen." In einem städtischen Aparthotel komme es also darauf an, dass man mit dem Hotelzimmer "ein kleines Heim" schafft, das als eine Art Wohnung genutzt werden kann.
"25 Prozent unseres Umsatzes machen wir in den Wintermonaten", erklärt der Direktor. Die Belebung der Nebensaison bringe natürlich auch einige Herausforderungen mit sich. "Wir haben in allen Zimmern Fußbodenheizung einbauen lassen", so Ödlund. "Schließlich wird es im Winter ziemlich kalt auf der Insel." Auch andere Häuser, so der Experte, müssten in Erwägung ziehen, auf diese Weise aufzurüsten. Schließlich werde Mallorca und vor allem Palma auch in den kalten Monaten zum attraktiven Reiseziel.
Dass der Wohlfühl-Faktor heute wichtiger denn je ist, weiß auch Heike Genschow, Corporate Brand Development Director bei Zafiro Hotels. "Die Gäste wollen vor allem bequeme Matratzen, um im Urlaub wirklich entspannt schlafen zu können. Wichtig im modernen Hotelzimmer ist genügend Platz, wobei da natürlich die Kategorie eine Rolle spielt. In einem Vier-Sterne-Hotel haben die Zimmer zirka 25-28 Quadratmeter, in Aparthotels ungefähr 40 und im Fünf-Sterne-Haus ab 44 Quadratmeter aufwärts." Enorm wichtig sei, unabhängig von der Kategorie, die Sauberkeit. "Und bei den TV-Geräten legen die Kunden natürlich Wert auf den Empfang internationaler Programme per Satellit." Eine weitere Aufrüstung sei im Bezug auf das Multimedia-Angebot aber nicht notwendig. "Die Leute bringen schon ihre eigenen technischen Geräte mit", so Genschow. "Aber natürlich freuen sie sich, das sie in unseren Häusern kostenloses WLAN haben."
Im Badezimmer, so Genschow, verabschiede man sich von Badewannen und baue feste Duschen ein. Natürlich dürften dort auch Shampoo, Seife und Kosmetikartikel für den täglichen Gebrauch nicht fehlen. Und wie muss es gebaut sein, das perfekte Bad? "Das Wichtigste ist, dass es über zwei Waschbecken verfügt", erklärt Architektin Adriana Méndez. "Alles andere wirkt altmodisch." Teure Hotels legten im Bad, genauso wie im Schlafzimmer, Wert auf edle Materialien. In günstigeren Herbergen sind die Materialien meist funktionaler. "Da ist der Durchlauf an Kunden größer", so Méndez. "Da nutzt sich alles schneller ab."
(aus MM 19/2017)