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Der erste deutsche Luxus-Hotelier auf Mallorca

Eine Postkarte aus den 1930er Jahren zeigt den genauen Standort des Hotels Royal in Palma, samt den riesigen Lettern des Schriftzuges auf dem Dach des Gebäudes. Die beiden Jugendstilvillen rechts neben dem Hotel sind heute noch weitgehend unverändert vorhanden. (Postkarte in Privatbesitz)

| Mallorca |

Dass sich Deutsche in der Hotellerie auf Mallorca engagieren und mit ihren Investitionen sogar Maßstäbe setzen, ist bekannt. Man denke nur an Josef und Stefan Schörghuber sowie ihre Fünf-Sterne-Häuser, die sie hier ins Leben riefen. Oder aber auch an jenes nur im Film existierende "Hotel Paradies", das im Rahmen einer 27-teiligen ZDF-Serie in den 1990er Jahren kreiert worden war und als TV-Hit tatsächlich unzählige Besucher nach Mallorca zum Urlauben verleitete.

Doch wer war der erste Deutsche, der auf Mallorca als Hotelier die Vorreiterrolle übernahm, wenn es darum ging, seinen Landsleuten in der Fremde eine luxuriöse Heimat auf Zeit zu bieten? Der Mann, seit Jahrzehnten in tiefster Vergessenheit entschwunden, lässt sich konkret benennen: Es handelt sich um Ulrich Bönisch. Der Kaufmann aus Chemnitz, Jahrgang 1892, war bereits seit 1914 auf Mallorca gemeldet, wohin er als 21-Jähriger gelangt war. Die Gründe dafür sind unklar, vermutlich hielt der Ausbruch des Ersten Weltkriegs den jungen Deutschen auf der Insel fest, bis sie sein neues Zuhause wurde.

Offenbar konnte sich Bönisch so gut in die mallorquinische Gesellschaft integrieren, dass er beruflich ein erfolgreiches Auskommen fand. Mitte Januar jährte sich zumindest zum 90. Male die Eröffnung des eigens von ihm errichteten Gebäudes mit wahrlich noblem Namen: Hotel Royal.

Tagebuchaufzeichnungen einer deutschen Mallorca-Residentin aus Sóller geben darüber Auskunft: Unter dem 15. Januar 1928 hielt sie fest: "Einweihung von Bönischs neuem Hotel 'Royal'." Das Haus muss der Frau so gut gefallen haben, dass sie dort im Sommer ihren 70. Geburtstag beging. Im November wiederum schrieb sie in ihr Tagebuch:

Bei blendendem Sonnenschein auf der Terrasse des Royal gefrühstückt und im Liegestuhl gelegen bis zum Mittagessen.

Wo befand sich das Hotel und was wurde aus dem Gebäude? Tatsächlich ist das Haus heute noch existent, wenn auch stark umgebaut zum Wohn- und Bürogebäude. Die "königliche" Unterkunft war an Palmas Steilküste oberhalb der Klippen errichtet worden und verfügte über einen eigenen Meerzugang. Heute ist die felsige Meeresfront hinter dem 1958 fertiggestellten Paseo Marítimo und seiner urbanen Bebauung verschwunden.

Das Royal befand sich seinerzeit in guter Nachbarschaft von Jugendstilvillen. Von diesen hat nur die Villa Can Ponsa ihr Aussehen unverändert bewahrt. Das um 1920 entstandene Anwesen gibt mit seinem Garten, der einst unten am Meer endete, einen Eindruck davon, wie prachtvoll sich die Häuserzeile rund um das Hotel Royal präsentierte: als privilegierter Schauplatz über der Bucht von Palma.

Mit anderen Worten: Das Royal mit seinen 16 Balkonen samt Seeblick und eigener Badestelle am Meer offerierte von seiner Freiluftterrasse nebst Cocktails jenes Panorama, wie es auch von den heutigen Hotels am Platze geboten wird.

Über den Hotelgründer sind indes nur wenige Details bekannt. Ulrich Bönisch entließ angeblich wegen Küchendiebstahls seinen Koch. Jener Walter Rup stieg später zum Leiter der NS-Ortsgruppe Palma de Mallorca auf.

Zu letzterem Zeitpunkt war Bönisch aber schon nicht mehr Hotelinhaber. Er trennte sich bereits 1934 von dem Betrieb. In einem vertraulichen Bericht hielt der deutsche NS-Konsul Hans Dede drei Jahre später über den Hotelier fest:

Man sagt, der sehr unternehmungslustige Herr Bönisch habe zu viel machen wollen, ihm seien die Sachen über den Kopf gewachsen. Er schiebt die Schuld auf einen Teil seiner Geldgeber, die nicht redliche Leute gewesen wären und ihn verderben wollten.

Wie dem auch immer gewesen sein mag: Ulrich Bönisch muss bis zu seinem Tod 1939 im Alter von 47 Jahren der dienstälteste deutsche Hotelier der Insel gewesen sein. Sein kunstvoll gearbeiteter Grabstein befindet sich auf dem Friedhof von Palma.

(aus MM 5/2018)

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