Eigentlich ist umbautechnisch ohnehin schon einiges los an Palmas Flughafen: Dort etwa, wo man sich zum viel von Deutschen frequentierten Terminal C hinbewegt, werden offenbar gerade Rollbänder ausgetauscht. Jedenfalls ist der Weg durch meterhohe graue Pappmaché-Wände auf nur noch wenige Meter Breite eingeengt worden.
Doch bald wird die Bautätigkeit, wie von der Flughafen-Leitung bereits vor Monaten angekündigt, noch erheblich intensiver. Die Ausschreibungsverfahren sind momentan am Laufen. Neue Fahrgastschläuche, neue Gänge, neue Farben, ein veränderter Ankunftsbereich – all das und noch viel mehr erwartet die Nutzer.
Dass sich Umweltschützer und Regionalisten irgendwann daran stoßen würden, war absehbar. Sie riefen jetzt eine Protest-Initiative ins Leben. „15 Gruppen sind dabei, darunter Gob und Terraferida”, so ihr Sprecher Gaspar Alomar gegenüber MM.
Die Ausbau-Gegner werfen der Betreibergesellschaft Aena vor, die Öffentlichkeit zu täuschen. „Man will nicht nur renovieren und das Angebot verbessern, sondern den Flughafen so herrichten, dass noch viel mehr Passagiere als ohnehin schon dort abfliegen und ankommen können”, sagt Gaspar Alomar. Die Startbahn Richtung Norden solle etwa verlängert werden. Doch nicht nur das: „Parkpositionen für noch mehr Flugzeuge sollen geschaffen werden.” Die Betreibergesellschaft gibt Letzteres offen zu: Um 15,79 Prozent sollen die Positionen auf der Freifläche und an den „Fingern” wachsen, so dass man im Schnitt 48 statt nunmehr 42 Starts und Landungen pro Stunde abfertigen kann.
„Im Sommer haben wir bereits um die 100 Bewegungen in diesem Zeitraum registriert”, sagt Ausbau-Gegner Gaspar Alomar. „Das ist einfach viel zu viel.” Man habe es satt, dass die bereits sehr fortgeschrittene Massifizierung der Insel noch weitergehe. Fakt ist, dass der Flughafen Son Sant Joan nach Madrid und Barcelona der drittgrößte Flughafen des Landes ist. 29 Millionen Passagiere, eine jetzt schon enorm hohe Zahl, bewegen sich dort derzeit pro Jahr.
Das macht den Gegnern Angst. Man habe zwar noch nicht vor, konkrete Aktionen zu starten, wolle aber von den Verantwortlichen von Aena ein für alle Mal wissen, was angedacht ist. „Wir verlangen für die nächste Zeit ein erstes Treffen mit ihnen”, so Gaspar Alomar. Als Gesprächspartner würde dann Tomás Melgar fungieren, der neue Airport-Chef. Der hatte sich Mitte Dezember den Medien vorgestellt. Er schwärmte lang und breit von dem, was bevorsteht: Die neuen Fahrgastschläuche würden es vielen Passagieren ersparen, mit dem Bus zu ihren Flugzeugen zu kommen. Zudem verwies Melgar darauf, dass 40 Prozent der Energie im Airport von Solarzellen geliefert würden. Er fügte hinzu, dass die Menschen einen Ausbau gar nicht verlangten.
Dafür wird aber sehr viel Geld investiert, nämlich 559 Millionen Euro. Modernisiert werden sollen im Einzelnen das Terminalgebäude für den Check-in und die Ankünfte, der Kostenpunkt allein dafür beträgt 224 Millionen Euro. In die Umgestaltung von zwei Abflugbereichen (Module D und A) fließen 19,3 Millionen, in den Umbau der Zugänge auf den Straßen zum Flughafen und zu den Parkplätzen 16,8 Millionen.
Weitere Investitionen fließen in die Anpassung des Gepäckabfertigungssystems, was 161 Millionen Euro kosten soll, und die Renovierung von Elektro-, Feuerwehr- und Klimaanlagen für 137 Millionen Euro. Der im Jahr 2010 fertiggestellte Terminal C bleibt von den Maßnahmen ausgespart.
Die Umbaumaßnahmen hatte Aena bei der Bekanntgabe der Pläne mit dem gestiegenen Fluggastaufkommen begründet. Es müsse ein Gleichgewicht zwischen wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Faktoren geschaffen werden, hieß es.
Ungeachtet dessen war schon in den vergangenen Jahren viel im Airport gebaut worden. Allerdings handelte es sich eher um kosmetische Maßnahmen: Zwei gläserne Aufzüge etwa wurden installiert, um den Gästen zu ermöglichen, schnell vom Ankunftsbereich nach oben zu kommen. Auch Rollbänder wie die beiden zwischen dem Terminal und dem Parkhaus wurden erneuert, in den Terminals kamen renovierte Toiletten und Raucher-Bereiche hinzu.
Gaspar Alomar von den Ausbau-Gegnern ist das alles wohlbekannt. Er hat auch nichts gegen einen verbesserten Service für die Passagiere und erst recht nicht gegen Sonnenkollektoren. Doch die Angst vor einer weiteren Überfüllung der Insel beutelt ihn. „Genug ist genug”, meint er.
(aus MM 1/2020)