Einer der vielen Anrufe, die in den vergangenen Tagen in der Redaktion des Mallorca Magazins eingingen: „Wenn der Alarmzustand in Spanien aufgehoben wird, kann ich dann nach Mallorca fliegen?”, möchte ein Leser wissen. „Ich besitze dort auch eine Ferienwohnung ...”
Der Drang – das ist bei den Anfragen deutlich zu spüren – endlich wieder unbeschwerte Urlaubstage auf der Lieblingsinsel verbringen zu wollen, ist bei Deutschen stark wie nie. Es scheint, als ob die Coronakrise die Sehnsucht nach Sonne, Strand und Meer beflügelt. Es geht, gerade in unsicheren Zeiten, darum, Mallorca als ein Stück Normalität erleben zu können.
Und die Anrufer rennen mit ihrem Ansinnen bei den Unternehmen auf der Insel sozusagen offene Türen ein. Seit mehr als zwei Monaten liegt die Wirtschaft brach. Die Sorgen der Einheimischen um Jobs und Geld und Auskommen steigen in diesen Tagen parallel zur Quecksilbersäule in den Thermometern. Der Sommer steht vor der Tür, und das Verlangen, wenigstens einen Teil der touristischen Saison in bare Münze umwandeln zu können, treibt die Arbeitgeberverbände und die Gewerkschaften in einhelliger Verbundenheit an, die heiße Jahreszeit so gut wie möglich auszunutzen.
Für Aufsehen auf der Insel sorgte in diesem Sinne die Ankündigung eines „Pilotprojekts Playa de Palma”. Dort sollen bereits von Mitte Juni an drei Hotels öffnen, um gemeinsam mit ersten Gästen die Sicherheitsprotokolle konkret anzuwenden. Stets mit dem Ziel, Neuansteckungen mit Covid-19 zu vermeiden. Welche Hotels das Trio bilden, ist noch nicht bekannt. Fest steht aber, dass das Vorhaben eine Vorreiterrolle für ganz Spanien spielen soll, um das Wiederanlaufen des Tourismus zu prüfen und von den an der Playa gemachten Erfahrungen zu profitieren.
Das Pionier-Projekt fällt in die Phase 3 der Rückkehr Spaniens zur „Neuen Normalität” nach der Corona-Pandemie. Auf Mallorca wird die dritte Phase voraussichtlich von 8. bis 22. Juni gelten. An diesem Montag, 25. Mai, wird auf Mallorca bereits die Phase 2 beginnen, die nach Phase 1 bereits weitere Lockerungen mit sich bringt. So wird es der Inselbevölkerung erstmals wieder erlaubt sein, die Strände zum Sonnenbaden und das Meer zum Schwimmen aufzusuchen, wenn auch unter Einhaltung der Sicherheitsabstände von mindestens zwei Metern. Hier lesen Sie, was ist in Phase 2 auf Mallorca erlaubt ist
Für Phase 3 (8. bis 22. Juni) ist neben dem Pilotprojekt an der Playa de Palma auch die Wiederaufnahme des Flugverkehrs zwischen Mallorca und den spanischen Provinzen einerseits sowie zu ausgewählten EU-Staaten andererseits angedacht. Die Balearen-Regierung geht nach Konsultationen mit Madrid davon aus, dass gegen Ende Juni „sichere Korridore” für Flugrouten in Europa eingerichtet werden, um den touristischen Reiseverkehr mit Regionen zu gewährleisten, in denen die Corona-Ansteckungsraten ebenso niedrig sind wie auf den Balearen.
Diese positiven Aussichten stellen für die Hotelunternehmer der Insel einen Hoffnungsschimmer dar, nachdem sie zunächst die gesamte Saison als verloren angesehen hatten. Sie wollen nach einem Bericht der spanischen MM-Schwesterzeitung „Ultima Hora” nunmehr in 40 Prozent ihrer Häuser den Betrieb aufnehmen, um zumindest in den Monaten Juli, August und September Einnahmen zu erlösen. Die Hoteliers stehen in engem Austausch mit deutschen Reiseveranstaltern und Airlines, denen aus wirtschaftlicher Sicht ebenfalls sehr daran gelegen ist, wieder arbeiten zu können.
Allerdings: Wann genau Palmas Airport wieder für touristische Einreisen geöffnet ist, steht als Termin nicht fest. Hier liegen die Kompetenzen in Madrid und erfolgen in Absprache mit der Europäischen Union. Ein Treffen der Außenminister am Montag hatte dazu nicht die von vielen erhoffte Klarheit gebracht. Derzeit ist es faktisch so, dass Einreisende ohne dauerhaften Wohnsitz auf der Insel und triftigen Grund am Airport in Palma abgewiesen werden. Seit Sonntag mussten mindestens fünf Deutsche nach der Ankunft wieder zurückfliegen.
Am Mittwoch beschloss das spanische Parlament den Alarmzustand um weitere zwei Wochen, bis zum 7. Juni, zu verlängern. Ministerpräsident Pedro Sánchez hatte zunächst eine Verlängerung bis zum 21. Juni angestrebt, dafür fehlte ihm allerdings die Mehrheit.Eine weitere Verlängerung wird es wohl nicht geben.
Nach Ende des Alarmzustandes kommt es zu einer Kompetenzübertragung an die einzelnen Regionen. Diese könnten dann Maßnahmen in Sachen Sicherheit und Reisefreiheit stärker in Eigenregie behandeln. Wann touristische Einreisen aus dem EU-Ausland wieder möglich sind, ist dadurch derzeit nicht eindeutig geklärt. Die Branche hofft auf Ende Juni oder Anfang Juli.
Den vollständigen Bericht lesen Sie in der aktuelle MM-Ausgabe (Mallorca Magazin 21/2020), erhältlich in Deutschland im Zeitungshandel an Bahnhöfen und Flughäfen oder auf E-Paper