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Canyamel: kleines Paradies mit Schönheitsfehlern

So sieht es zurzeit am Strand von Canyamel aus. | cze

| Capdepera, Mallorca |

Es ist menschenleer an diesem Morgen in Canyamel. Die Oberfläche des tiefblauen Meeres glitzert in der Frühlingssonne, eine milde Brise biegt die majestätischen Palmen, die die Uferpromenade säumen, und lässt die Sträucher rascheln. Man hört das Zwitschern der Vögel. Strahlend weiß leuchtet die Fassade des Traditionshotels "Laguna", dem der Schriftsteller und Journalist Alexander Gorkow das gleichnamige Buch "Hotel Laguna" gewidmet hat, in dem er die Erinnerungen an die "Bucht seiner Kindheit" festhielt.

Ja, dieser beschauliche Küstenort im Inselosten ist ein kleines Paradies – derzeit allerdings eines mit einigen Schönheitsfehlern und "Baustellen". Denn so herrlich der Ausblick vom Strand auch sein mag, so erschreckend ist im Moment der Blick auf den Strand. Aufgeschütteter Sand, Dreck, allerlei Treibgut, Plastiksäcke gefüllt mit Holz und Algenresten türmen sich dort, wo eigentlich Urlauber in der Sonne brutzeln. Gleich daneben, vor dem Kiefernwald, hat Sturm Gloria im Winter den Betonboden freigelegt, zahlreiche kleine Treppen und Mauern – Zugänge zu den wegen der Coronakrise noch "verrammelten" Hotels – sind eingebrochen.

Die Gemeinde aber versichert gegenüber MM: Bis zum Start der Urlaubersaison am 1. Juli ist die Playa in einwandfreiem Zustand. "Wenn die ersten ausländischen Touristen wieder nach Mallorca kommen, werden sie einen perfekten Strand vorfinden", so Francisco Martínez, Umweltbeauftragter der Gemeinde Capdepera.

"Die Sandberge haben wir aufgeschüttet, um im Sommer überhaupt Sand in Canyamel zu haben." Die Stürme im Winter hätten fast alles abgetragen. "In den kommenden Wochen werden wir diesen Sand nun wieder auf dem Strand verteilen, die eigentliche Oberfläche auf diese Weise wiederherstellen". Auch sämtliche andere Arbeiten sollen in den nächsten fünf Wochen abgeschlossen werden.

Und noch mehr verspricht Martínez. "Wir haben uns einige innovative Konzepte ausgedacht." So soll unter anderem ein QR-Code Urlauber auf die Qualität des Wassers und des Strandes hinweisen und zudem anzeigen, ob möglicherweise ein Badeverbot herrscht.

Und auch auf den Zustand der einstigen Badebucht Cala Rotja am Fuß der Siedlung Costa de Canyamel nimmt Martínez Bezug, nachdem sich mehrere MM-Leser über den Rückbau eines ehemaligen Anlegestegs, der von den Bewohnern der Urbanisation als Badefelsen genutzt wurde, beschwert hatten. Unter anderem Klaus Schüffler, der seit 1966 in Canyamel lebt, hatte an diese Zeitung geschrieben: "Unsere Badebucht in Costa de Canyamel ist aus unbekannten Gründen kaputt gemacht worden, keiner der über 200 Bewohner der Siedlung kann mehr dort schwimmen gehen." Zudem, berichtet er, sei der Anleger auch gerne für Hochzeiten oder andere Ereignisse mit romantischen Blümchen geschmückt worden – all das sei nun nicht mehr möglich.

"Hier liegt die Kompetenz leider bei der Küstenbehörde, wir als Gemeinde haben keinen Zugriff. Die Behörde wollte die Stelle 'renaturieren', da konnten wir nichts machen", so Gemeinderat Martínez.

Der abgetragene Anleger ist aber längst nicht das einzige Problem, mit dem die Nachbarn in Costa de Canyamel zu kämpfen haben. In der Siedlung geht gerade jetzt, wo der Sommer ins Haus steht, die Angst vor Wald- und Strauchbränden um. "Das Thema Brandgefahr ist dahingehend komplex, als dass es eigentlich um die unbebauten Grundstücke geht", erklärt Elena Mamaeva, Vorsitzende der Nachbarschaftsvereinigung Costa de Canyamel.

"Die Gemeindegrundstücke sowie jene der Anwohner werden immer wieder vom Unterholz befreit, allerdings ist etwa die Hälfte der Fläche in der Siedlung unbebaut. Viele Eigentümer dieser Grundstücke sind seit Jahren nicht in der 'Costa' gewesen und kümmern sich nicht um ihr Eigentum. Davon geht eigentlich die größte Brandgefahr aus", so Mamaeva. "Die Gemeinde tut in dem Zusammenhang nichts, sie verpflichtet Eigentümer unbebauter Grundstücke nicht, sich auch um diese zu kümmern."

Mamaeva und die anderen Bewohner aus der Siedlung wünschen sich, dass man sich mehr um ihre Anliegen bemüht. "Immerhin sind die Eigentümer der Urbanisation eine der wichtigsten Steuerzahlergruppen der Gemeinde Capdepera. Gerade wird die ganze Promenade in Cala Rajada trotz Bevölkerungsprotesten renoviert. An einer Erneuerung der absolut kaputten Straßen in Costa Canyamel hat die Gemeinde aber kein Interesse und antwortet nicht einmal auf unsere schriftlichen Forderungen."

"Wir haben, was die Waldbrandgefahr in Costa de Canyamel angeht, eine Studie laufen", entgegnet Umweltdezernent Martínez. "Sobald wir die Ergebnisse haben, werden wir einen Brandschutzplan für die Urbanisation ausarbeiten. Es gab auch schon Treffen mit den Bewohnern und bevor wir den Brandschutzplan verabschieden, wollen wir ein weiteres organisieren." Martínez erinnert daran, dass die Coronakrise auch die Pläne der Gemeinde durcheinandergebracht hat. "Wir hinken mit allem drei Monate hinterher, weil viele Stellen, mit denen wir zusammenarbeiten, einfach geschlossen waren."

Insofern wird zumindest bis zum Juli in Canyamel der Wiederaufbau des Strandes im Mittelpunkt stehen, damit sich die Urlauber auf ein Neues in dieses kleine Paradies verlieben – dann hoffentlich ein Paradies ohne Schönheitsfehler.

(aus MM 22/2020)

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