Erst die Quarantäne-Verordnung für Rückreisende aus Spanien nach Großbritannien, und dann weitete das Auswärtige Amt seine Reisewarnung auch auf Mallorca aus: Die Coronakrise spielt den Hoteliers auf der Insel hart mit. 144 Hotels auf Mallorca beenden im August die Saison. Einige Häuser seien bereits geschlossen, andere ziehen in diesen Tagen nach. Das gab Maria Frontera, Vorsitzende der mallorquinischen Hoteliersvereinigung Fehm, am Mittwoch in einer Pressemitteilung bekannt.
321 Häuser hatten in diesem Sommer auf der Insel den Betrieb aufgenommen. Knapp die Hälfte geht nun in die vorgezogene Winterpause. Besonders kleine und mittlere Hotelketten beenden die Saison, bis Mitte September werden vorraussichtlich noch zehn Prozent geöffnet haben. Die Entwicklung zeichnet sich in allen touristischen Gebieten der Insel ab: Playa de Palma, Playa de Muro, Alcúdia-Can Picafort, Cala Millor, Cala d'Or, Colònia Sant Jordi, Sóller, Camp de Mar, Magaluf, Palmanova, Santa Ponça und Peguera.
Aufgrund der derzeitigen Lage in Europa hätten sich die Unternehmen zu diesem Schritt entschlossen, betonte Frontera. Nun gilt es abzuwarten, wie sich die Buchungslage im September entwickle. "Viele Veranstalter bieten bis in die erste Septemberwoche oder gar bis Mitte des Monats keine Reise an", sagte Frontera. So ermöglicht beispielsweise Tui seinen Kunden, Mallorca-Reisen, die bis 4. September angetreten würden, kostenfrei umzubuchen. "Wenn die Zahl der Coronafälle aber wieder zurückgeht, kann mit einer Wiederbelebung des Tourismusmarktes bis Ende des kommenden Monats gerechnet werden", sagte die Vorsitzende der Hoteliersvereinigung.
So setzen sowohl große Hotelunternehmen als auch kleinere Betriebe auf die kommenden Wochen. Die Hotelkette Riu beispielsweise hält vier Häuser bis auf Weiteres geöffnet. Die Hotels Riu Bravo, Concordia, Festival und Playa Park befinden sich allesamt an der Playa de Palma. Wie lange der Betrieb dort läuft, bleibt abzuwarten. "Wir schauen, wie sich die Situation weiter entwickelt", sagt eine Pressesprecherin des Unternehmens. Ebenso läuft in acht Hotels der Kette Meliá der Betrieb nach Monatsende weiter.
Javier Vich, Vorsitzende der Vereinigung der Stadthotels in Palma, sagte: "Wir bleiben optimistisch." Derzeit seien 46 der 72 Stadt- und Boutique-Hotels geöffnet. "Wiederum die Hälfte davon wird auch in den Herbstmonaten noch Gäste aufnehmen." Man setze auf den französischen und nationalen Reisemarkt. Die derzeitige Entwicklung sei "wirklich schade", betont er, denn Juni und Juli liefen nicht allzu schlecht. Die Hotels hätten die Hygienevorschriften streng eingehalten, Kunden sich ihrerseits sicher gefühlt. Auch Häuser, die in der laufenden Saison noch keine Gäste beherbergt hatten, stehen in den Startlöchern und beobachten die politischen Entwicklungen sowie Reservierungszahlen: "Wir können in drei bis fünf Tagen öffnen", sagt Sven Rasch, Direktor des Hotel Cort an Palmas Rathausplatz.
Knapp drei Viertel der Fünf-Sterne-Hotels auf Mallorca wollen noch bis Mitte September geöffnet bleiben, das teilte deren Verband Essentially Mallorca mit. Einige Häuser würden abwarten, bis die Stammkunden abreisen und dann dicht machen. Die Auslastung im Luxusbereich liege durchschnittlich bei 20 Prozent, manche würden 80 Prozent erreichen, doch das sei eher die Ausnahme. Einige Häuser wollten ursprünglich bis Ende Oktober Gäste empfangen, nun änderte sich durch die schlechte Buchungslage die Planung, auch im hochpreisigen Bereich gibt es mehr Stornierungen als Reservierungen.
Die Tourismussaison in diesem Jahr wird trotz aller Bemühungen wohl einen Negativrekord schreiben. Im Juli beherbergten die Hotels auf Mallorca 226.467 Gäste. Das sind rund eine Million Urlauber weniger als im Juli 2019, als 1.295.968 Reisende in Hotels der Insel übernachteten. Die Belegungsrate betrug auf Mallorca 41,5 Prozent ? das sind weniger als die Hälfte der durchschnittlichen 88 Prozent Auslastung im Juli. Dies geht aus den am Montag vom Nationalen Statistikamt INE veröffentlichten Daten hervor. Gabriel Llobera, Vorsitzender der Vereinigung der Hotelketten (Agrupación de Cadenas Hoteleras) auf Mallorca, sagte: "Es stellte schon eine große wirtschaftliche Herausforderung dar, die Hotels überhaupt zu öffnen." Er forderte Steuererleichterungen und staatliche Unterstützung für die Tourismusbranche sowie die Fortsetzung des Kurzarbeitergeldes.