Die spanische Ministerin für Tourismus, Handel und Industrie, María Reyes Maroto, hat das Ziel ausgegeben, dass der Fremdenverkehr auf Mallorca und den Nachbarinseln in dieser Saison die Hälfte der Umsatzzahlen des (guten) Vor-Corona-Jahres 2019 erreicht. Die sozialistische Politikerin setzt dabei auf den Fortgang der Impfkampagne, die Einfühgrung des Impf-Reisepasses und die hohen Sicherheitsvorgaben der Inseln im Kampf gegen die Pandemie. Bis Ende Juni sollen bis zu 40 Prozent der Bevölkerung gegen Corona geimpft sein, sagte die Ministerin im Interview mit der spanischen MM-Schwesterzeitung Ultima Hora, das an diesem Sonntag veröffentlicht wurde.
Werden wir ohne Impfplan eine touristische Saison haben?
Der Impfplan wird entsprechend der Verfügbarkeit von Impfstoffen umgesetzt, und mit dem exponentiellen Eintreffen weiterer Impfstoffe im April werden wir in der Lage sein, Ende Juni eine Impfung von 30 bis 40 Prozent der Bevölkerung zu erreichen. Hinzu kommt die Einführung des digitalen Impfnachweises. Das schafft ideale Voraussetzungen, um die Tourismusdestination zu öffnen. Wir haben dadurch Sicherheit und müssen diesen Schritt nicht wieder rückgängig machen, wie dies im vergangenen Sommer passiert ist. Der Unterschied ist, dass wir dieses Mal bereits den Impfstoff besitzen.
Wie lautet Ihre Prognose für die Saison 2021?
Prognosen sind im Moment schwierig, aber das Ziel ist, die Hälfte der touristischen Geschäftstätigkeit des Jahres 2019 zu erreichen. Das ist ein wünschenswertes Ziel, aber es hängt vom Impfprozess ab und davon, dass das digitale Impfzertifikat vorhanden ist. Wir erlangen dadurch Sicherheitskriterien, damit Urlauber sich für uns entscheiden. Wir arbeiten daran, darauf vorbereitet zu sein.
Welche touristischen Faktoren könnten diese Entwicklung positiv beeinflussen?
Hoteliers, und hier zitiere ich Miguel Fluxá von Iberostar, sagen mir, dass dieses Jahr die Saison über die Sommermonate hinaus verlängert werden könnte. Auf den Balearen sind alle Voraussetzungen dafür gegeben, denn die Inseln verfügen neben dem Angebot von Sonne und Strand über Produkte, die die Sasion zu entzerren helfen.
Wird es möglich sein, das digitale Zertifikat auf den Balearen im Vergleich zu anderen spanischen Regionen vorzuziehen?
Wir werden alle Vorschläge der autonomen Regionen prüfen, aber am besten wäre es, das Zertifikat spanienweit zur Anwendung zu bringen.
Muss das derzeitige Tourismusmodell geändert werden?
Wir sollten unser Hauptaugenmerk nicht allein auf die Besucherzahlen, also die Quantität, richten, sondern eher darauf, dass weniger Touristen kommen, die allerdings mehr ausgeben. Es ist wahr, dass wir in den vergangenen Jahren ein touristisches Besucheraufkommen registrierten, das von den Bürgern selbst als unangenehm empfunden wurde. Wir müssen von daher weiter an der Verbesserung der Qualität arbeiten und neue Produkte hinzufügen. Was ich sagen kann, ist, dass die Pandemie keine Entschuldigung dafür sein sollte, unser Tourismusmodell nicht zu modernisieren.
Steht uns ein komplizierter Sommer bevor? Und glauben Sie, dass es einen harten touristischen Wettbewerb im Mittelmeerraum geben wird?
Gesundheitliche Sicherheit wird in diesem Sommer das Schlüsselelement sein bei der Wahl der Ferienziele, insbesondere nach einem Pandemie-Jahr mit vielen Einschränkungen. Aber auch die Urlaubspreise werden einen Einfluss haben. Wir müssen unseren Job gut machen und die Sicherheit des Tourismus und der Besucher als unabdingbare Grundlage gewährleisten. Möglich, dass es zu Preiskämpfen kommt, aber das wird nicht das ausschlaggebende Kriterium sein bei der Auswahl des Ferienziels.
Die Fragen des (teils gekürzten) Interviews stellte Ultima-Hora-Redakteur Juan Luis Ruiz Collado.