Mallorca ist für viele Deutsche das Paradies auf Erden. Nicht verwunderlich also, dass die meisten Urlauber gut gelaunt sind. MM-Lesern ist jedoch aufgefallen, dass die Sonneninsel weitaus mehr Einfluss auf das Gemüt der Bundesbürger hat. Viele beobachten nahezu einen "Sinneswandel". Einige sind sich sogar sicher, dass das Eiland die Menschen ein bisschen verzaubert. Bei einem Spaziergang an der Playa de Palma hat die MM-Reporterin dieser Tage die Reisenden dazu befragt.
Die Sonne ist gerade am Untergehen. Der große Feuerball spiegelt sich im Meer und verschwindet langsam am Horizont. Am Strand sitzt eine Gruppe vier junger Frauen auf einer Decke und genießt den Augenblick in vollen Zügen. "Wir waren schon oft auf Mallorca. An der Playa de Palma ist es immer wieder toll. Die Leute verhalten sich hier ganz anders als in Deutschland", sagt die 34-jährige Silvia aus Sachsen-Anhalt.
"Mallorca macht was mit den Menschen", fügt sie hinzu. Sie seien geradezu verwandelt. Dem stimmt auch Maren, 32, aus Magdeburg zu. Sie ist zum ersten Mal auf der Insel. Ihr ist sofort aufgefallen: "Die deutschen Urlauber sind hier wie verzaubert! Sobald sie aus dem Flugzeug steigen, ist das griesgrämige Gesicht verschwunden. Sind sie vorher distanziert und haben keine Lust auf Gespräche mit anderen, sind sie hier wie ausgewechselt". – "Genau", stimmt ihr die 31-jährige Saskia aus Berlin zu. "Sie sind von einer Sekunde auf die nächste offen und gesprächig".
Das liege jedoch nicht nur am Urlaub, sondern an den besonderen "Vibes", die der Balearen-Archipel wie eine Aura ausstrahle. Die 40-jährige Daniela aus Niedersachsen hat auch den Eindruck, dass die Deutschen auf der Insel viel spendierfreudiger seien. "In Deutschland wird man ja schon lange nicht mehr auf einen Drink eingeladen. Aber hier sind alle sehr großzügig, obwohl man sich gar nicht kennt". Silvia seufzt schwärmerisch: "Wenn ich in Deutschland bin, bereitet mir das "Insel-Feeling" noch bestimmt drei Wochen gute Laune. Ich bin dann wie in einer geschützten 'Mallorca-Stimmungs-Bubble', die so schnell nicht platzt", sagt sie und lächelt.
Mona (30) und Julia (28) aus Baden-Württemberg sehen das ähnlich. "Die Deutschen sind auf Mallorca glücklicher", sagt Mona. Und das habe nicht unbedingt etwas mit dem Alkoholpegel zu tun. "Es kommt mir vor, als seien sie hier hergekommen, weil sie alle nur noch einen Tag zu leben haben. Diesen letzten Tag möchten sie voll auskosten", beschreibt Julia ihre Beobachtungen. Die beiden Schwäbinnen sind im Spätsommer noch einmal der Sonne entgegen gefahren, bevor die kalte Jahreszeit beginnt.
Fünf Kölner Frauen im Marienkäfer-Look sind indessen auf dem Weg zum Abendessen. Die "ewig junggebliebenen" Gabi, Elke, Sarah, Heike und Kerstin bleiben neun Tage. Natürlich haben sie bei der "Kölschen Woche" mitgefeiert. Ob die Menschen hier besser drauf sind? "Ach quatsch, die sind genauso wie in Kölle", krächzt Elke mit etwas heiserer Feier-Stimme. Seit zehn Jahren mieten die Jeckinnen eine Wohnung in El Arenal. Jeden Sommer kehren sie in ihr zweites, vertrautes Zuhause ein und machen die Nacht zum Tage. Aber jetzt müssen sie schnell weiter.
Petra aus Hessen feiert ihren 50-jährigen Geburtstag an der Playa de Palma. Sie ist mit ihrer Freundin Antje aus Baden-Württemberg angereist. Die beiden sind genau zwei Tage in einem Hotel in El Arenal einquartiert. Den Rest der Urlaubswoche verbringen die beiden in Sa Coma. "Mallorca ist meine Trauminsel", sagt Petra. Den Frauen ist aufgefallen, dass die Deutschen auf Mallorca viel gelöster sind. "Und das nicht nur hier in der Party-Gegend! In Sa Coma ist es zwar ruhiger, alle sind entspannt. Hier sind die Deutschen offener gegenüber ihren Mitmenschen – zu Hause nicht so sehr", meint Antje.
Bereits zum sechsten Mal sind Anni (39) und Kathy (38) aus Nordrhein-Westfalen auf der Insel. Am Vortag haben sie kurzfristig beschlossen, ein paar Tage ins Paradies zu fliegen. "Wir bleiben an der Playa de Palma und wollen Feiern", sagt Anni. "Wir wissen, dass Mallorca mehr zu bieten hat. Aber es gefällt uns hier einfach super", fügt Kathy hinzu. Und was das Verhalten der Deutschen angeht? "Na ja, wir kommen aus der Nähe von Köln. Insofern ist das für uns kein ungewöhnliches Verhalten. Schaut man sich hingegen die Touristen aus anderen Bundesländern an, sieht man einen Unterschied. Sie sind wie ausgewechselt", sagt Kathy. Anni meint, alle Urlauber hätten an der Playa de Palma dasselbe Ziel: "Wir wollen alle Party machen. Dadurch wird man automatisch geselliger."
In der Nähe eines bekannten Party-Tempels stehen drei Männer im Einheitslook. Jeder trägt ein bunt gestreiftes T-Shirt mit der Aufschrift: 'Stop drinking. Start drinking'. Mit dieser klaren Botschaft haben sich Marco (45), Andy (37) und Thomas (43) für ein Wochenende auf die Reise gemacht. "In den Lokalen steht man so nahe beieinander, dass es zwangsläufig zu mehr Unterhaltungen kommt", meint Andy. "Wir sind nicht hier um Leute kennenzulernen", sagt Thomas mit einem Augenzwinkern und grinst. "Dass die Deutschen offener als sonst erscheinen, liegt am Alkohol", ist sich Marco sicher.
"Kommt aber darauf an, wo man herkommt! Bei uns in Deutschland gibt es ebenfalls kulturelle Unterschiede. Da gibt es ein ganz klares Nord-Südgefälle". Wir im Süden sind einfach lockerer als die anderen". Die Aussicht, am Montag wieder zur Arbeit zu gehen, stört das Trio nicht. "Wir kommen doch wieder", sagt Thomas und lacht. "Außerdem ist es bei uns auch schön."
Der 23-jährige Kevin aus Baden-Württemberg arbeitet das zweite Mal saisonal in einem Lokal, das bei Party-Touristen beliebt ist. Klar seien die Deutschen im Urlaub besser drauf. Hier habe der Alkohol aber großen Einfluss auf Stimmung und Verhalten. "In der Nachsaison geht es ruhiger zu. Klar sind alle positiver gestimmt als in der Heimat. Sie sind ja schließlich im Urlaub", erklärt er. Kevin ist überzeugt, dass auch das Alter der Gäste das Gemüt beeinflusst. "Mir sind die älteren Besucher lieber, die sind ruhiger", sagt er bestimmt. Nach einer Pause meint er mit etwas gedrückter Stimme: "Es zieht mich runter, wenn ich daran denke, dass die Saison bald vorbei ist und ich nach Deutschland zurückmuss."