Mallorca und die Nachbarinseln wollen künftig mit den Kanarischen Inseln enger zusammenarbeiten, um gegen die Probleme der Massifizierung im Tourismussektor vorzugehen. Die Regionalregierungen der beiden spanischen Inselgruppen haben dafür ein Abkommen initiiert, um Strategien und gesetzliche Maßnahmen zu koordinieren, die auf gemeinsame Probleme wie illegale Unterkünfte und die Belastung der Infrastruktur abzielen.
Die Tourismusbehörden beider Regionen stehen in engem Austausch, um einheitliche Regelungen zu erarbeiten. Ziel sei es, voneinander zu lernen und durch einen strategischen Rahmen politische Maßnahmen effektiver umzusetzen, teilten Vertreter der Regierungen mit. Ein Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung neuer gesetzlicher Vorschriften, um das steigende Problem der Überfüllung in den Griff zu bekommen. Ein gemeinsames Vorgehen soll zudem rechtliche Sicherheit in Auseinandersetzungen mit dem Privatsektor oder der Zentralregierung in Madrid bieten.
Einbindung des Privatsektors geplant
Zunächst wird das Abkommen zwischen den Regionalregierungen der beiden Archipele geschlossen. Danach sollen Mechanismen geschaffen werden, um auch die Inselräte in die Zusammenarbeit einzubinden. Vertreter der Hotelbranche, darunter die mallorquinische Hotelvereinigung FEHM und der Hotelverband Ashotel der westlichen Kanaren, unterstützen die Initiative. Auch auf nationaler Ebene zeichnet sich eine enge Abstimmung mit dem spanischen Hotelverband CEHAT ab. Regelmäßige Treffen im Sechs-Monats-Rhythmus sollen die Zusammenarbeit festigen. Die Tourismusministerien beider Regionen betonen, dass die Beteiligung des Privatsektors entscheidend für den Erfolg der Initiative sei.
Reaktion auf wachsenden Protest gegen Massentourismus
Die Initiative ist eine Reaktion auf zunehmende Proteste gegen den Massentourismus. Im vergangenen Jahr kam es sowohl auf den Balearen als auch auf den Kanaren zu Demonstrationen gegen übermäßige Besucherströme und deren Auswirkungen auf die Lebensqualität der Einheimischen. Auf der kürzlichen Internationalen Tourismusmesse Fitur in Madrid äußerten Umweltaktivisten von den Kanaren ihren Unmut unter dem Slogan „Massentourismus ist gleich Armut“.
Auf den Kanarischen Inseln wurde bereits ein Runder Tisch mit Experten ins Leben gerufen, um Maßnahmen zur Förderung nachhaltigen Tourismus zu entwickeln. Allerdings wurde das bisher vorgelegte Dokument mit 51 Vorschlägen von Kritikern als wenig konkret eingestuft. Die Balearen setzen derweil die zweite Phase ihres Nachhaltigkeitspakts um, die konkrete Maßnahmen und Vorschläge für eine umweltverträgliche Tourismusentwicklung beinhaltet.
Der Prozess zur Regulierung der Tourismusströme soll nun durch die verstärkte Zusammenarbeit der Inselgruppen weiter vorangetrieben werden. Die Regierungen beider Regionen sehen in der Kooperation eine Chance, langfristig nachhaltige Lösungen für die Herausforderungen des Tourismus zu finden.