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Risiko Mallorca-Reise: Wenn Tiere auf dem Flug sterben oder verloren gehen

Und er ist nicht der Einzige. Wer sein Tier im Flugzeug mit in den Urlaub nehmen möchte, nimmt unbewusst viele Gefahren in Kauf. Der Hintergrund

Todesfälle, zerbrochene Transportboxen, verlorene Katzen ... Auf einer Flugreise sind Haustiere vielen Risiken ausgesetzt. | UH

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Die Nachricht vom tragischen Tod der Französischen Bulldogge "Nano", die 2013 während eines Flugs von Sevilla nach Mallorca qualvoll verendete, erschütterte viele Menschen. Doch das Schlimmste: "Nano" war kein Einzelfall. Immer wieder machen Berichte über Übelkeit, Misshandlungen, beschädigte Transportboxen und sogar Todesfälle bei tierischen Flugpassagieren Schlagzeilen. Der Grund: Tiere sind beim Lufttransport immer wieder erheblichen Risiken ausgesetzt.

Verdurstet in der prallen Sonne

Vor dem Abflug wurde "Nano" über eine Stunde lang in seiner Transportbox in der prallen Sonne abgestellt – ohne Wasser, ohne Schutz. Als das Flugzeug in Mallorca landete, war der Hund tot. Der Fall sorgte für breite öffentliche Empörung und entfachte eine wichtige Debatte über den Umgang mit Haustieren im Flugverkehr. Tierschützer kritisieren: Laut dem Montrealer Übereinkommen von 1999 gelten Tiere offiziell als Gepäck – ein rechtlicher Status, der dem Wesen eines Lebewesens nicht gerecht wird.

Die Initiative "FlyTogether" – gegen das Wegsehen

Im Jahr 2021 wurde die Initiative FlyTogether unter der Leitung von Sonia Aguado ins Leben gerufen. Ziel: Missstände beim Lufttransport von Tieren dokumentieren und öffentlich machen. Die Initiative berichtet unter anderem von Katzen, die durch defekte Transportboxen entkamen und nie wieder gefunden wurden – oder von Tieren, die durch fahrlässige Flughafenmitarbeiter gequält wurden.

Sicherheitskontrollen: Ein unterschätztes Risiko

Ein besonders kritisches Problem seien laut Tierschützern die Sicherheitskontrollen. Dort werden Tierhalter häufig gezwungen, ihre Tiere aus den Boxen zu nehmen – was nicht selten zu Panik und Flucht führt. Am Flughafen Madrid-Barajas etwa soll sich mittlerweile eine Kolonie von über 200 entlaufenen Haustieren gebildet haben. Nur in Einzelfällen gelingt es den Besitzern, ihre Tiere dort wiederzufinden.

Auch der eigentliche Transport verläuft oft katastrophal. „Tiere werden fallen gelassen, gequetscht oder kommen sogar blutend am Zielort an“, berichtet Aguado. Ihre Organisation zählt mittlerweile über 40.000 Follower auf Instagram. „Das Schlimmste ist jedoch: Die Verantwortlichen bleiben fast immer ohne Konsequenzen.“ Die rechtliche Grundlage dafür liefert die Montrealer Konvention – die Tiere weiterhin lediglich als Frachtgut betrachtet.

Ein globales Problem – und schwacher Trost

Zwar sieht das Übereinkommen Entschädigungen für verstorbene oder verlorene Tiere vor – doch für viele Tierhalter ist das kaum ein Trost. In Deutschland liegt der Entschädigungsrahmen zwischen 1.300 und 1.850 Euro – derselbe Betrag, der auch bei verlorenem Gepäck gezahlt wird. Ein einzelner Präzedenzfall führte zu einer Entschädigung in Höhe von 5.000 Euro – doch solche Urteile sind selten. Deshalb setzen sich Aktivisten verstärkt dafür ein, vor dem Europäischen Gerichtshof eine rechtliche Neubewertung des Status von Tieren zu erwirken.

Fehlende Standards, mangelnde Transparenz

Hinzu kommen weitere Herausforderungen: Es gibt keine einheitlichen Protokolle für den Tiertransport, und ein zentrales Vorfallregister fehlt. Der auf Fluggastrechte spezialisierte Anwalt José Antonio Romero von der Kanzlei Reclamavión erklärt: „Fluggesellschaften melden derartige Vorfälle nur ungern, da sie ihren Ruf schädigen könnten. Die meisten Betroffenen kennen ihre Rechte nicht – oder wissen nicht, wie sie diese geltend machen können.“

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