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Nachhaltiges Reisen

Es geht auch ohne Flugzeug! Warum diese Deutschen nur mit Zug und Fähre nach Mallorca fahren

Die Schmidts wollten die Umwelt nicht schädigen und wagten ab München eine alternative Anreise. MM kennt die Details!

Die Schmidts fuhren mit einer mit Erdgas betriebenen Express-Verbindung nach Alcúdia. | R. L.

| Palma, Mallorca |

Warum Janek Schmidt mit seiner Familie aus Deutschland per Zug und Fähre nach Mallorca und zurück reist, begründet der Vater so: „Ich versuche im Alltag, mit so vielen kleinen Dingen CO2 zu sparen – mit dem Fahrrad fahren, Warmwasser sparen, wenig heizen – aber all das wäre mit einem Flug wieder umsonst.” So errechnete sich der Journalist aus München, dass er in den vier Stunden Hin- und Rückflug so viel CO2 verursacht hätte wie in eineinhalb Monaten zu Hause. Daher verzichtet er seit Jahren auf das Fliegen. Dass dabei immer noch ein Familienurlaub mit zwei kleinen Kindern auf Mallorca möglich ist, bewies er jüngst mit seiner Frau Caro.

„Wir sind mit dem ICE Ende März vormittags aus München nach Mannheim gestartet, wo wir in einen TGV umstiegen, der uns nach Avignon in Frankreich brachte”, rekonstruiert Schmidt die Hinfahrt. „Avignon liegt günstig auf dem Weg nach Barcelona, von wo wir die Fähre nach Mallorca genommen haben. Außerdem konnten wir so Avignon besichtigen und meine Eltern besuchen, die gerade in der Gegend Urlaub gemacht haben.”

Die Schmidts reisten mit flexiblen Interrail-Pässen, die ihnen in Europa innerhalb eines Monats vier frei wählbare Zugfahrtage gewähren. Sitzplatzreservierungen müssen hierbei für manche Züge zusätzlich gebucht werden. Da das bei der spanischen Transportgesellschaft „Renfe” nicht aus dem Ausland möglich ist, musste die Familie vor der Weiterfahrt aus Frankreich den Schaffner zu überzeugen versuchen, sie auch ohne vorherige Reservierung mitfahren zu lassen. Als dieser hörte, dass die Umsteigezeit zwischen Zug und Fähre in Barcelona nur wenige Stunden betragen würde und verstand, dass die Familie mit Kindern reiste, ließ er das Quartett an Bord.

Am Hafen angekommen wurde der Familie mitgeteilt, dass bis zur Abfahrt der Fähre nach Alcúdia noch reichlich Zeit sei. So entschied Janek, auf das Gepäck aufzupassen, während seine Frau mit den Kindern Mittagessen ging. „Plötzlich machte sich ein Bus bereit, die restlichen Passagiere zu dem Kai zu bringen, wo die Fähre abfuhr”, so der Deutsche, der sofort seine Frau anrief, die mit den anderen umgehend zurückeilte. Schließlich schafften es alle rechtzeitig in den Transfer und auf das Schiff.

„Wir versuchen, viel vorauszuplanen”, sagt das Ehepaar. Eine Quelle, die dabei hilfreich war, ist der Weblog „The Man in Seat 61”. „Eine Schwierigkeit sind die Fähren, die darauf ausgerichtet sind, dass die meisten Passagiere mit dem Auto dorthin kommen“, erzählt Schmidt. „Wir aber kamen in Barcelona vom Bahnhof und konnten auch von Alcúdia nicht direkt weiterreisen, da es am Abend keinen Anschluss mehr gab.“ So schlief die Familie eine Nacht im Hotel. Auch deshalb sagt Schmidt: „Das nächste Mal würden wir gerne mit einem Segelschiff kommen.“

Auch Finca total nachhaltig

Die Reise der Schmidts war neben dem ökologischen Aspekt auch in anderer Hinsicht nachhaltig: Die erste Hälfte ihres Inselaufenthalts wohnte die Familie in der Finca von Freunden und die zweite Hälfte im Haus einer Familie, die zu jenem Zeitpunkt ihrerseits im Urlaub war und ihre Immobilie auf der Online-Plattform „Home Exchange” angeboten hatte. „So ein Haustausch erschien uns vor allem hier sinnvoll, wo Wohnraum so knapp ist“, kommentiert Janek. Bei kommerziellen Vermietungen ginge oft Wohnraum für Einheimische verloren. Außerdem habe seine Familie von ihren Gastgebern gleich wertvolle Tipps für die Zeit auf Mallorca bekommen.

Die Rückreise nach Deutschland absolviert die Familie wieder mit der Fähre ab Alcúdia nach Barcelona und dann weiter mit dem Zug über Girona und Nîmes bis nach München. „Da wir möglichst nicht fliegen wollen, haben wir lange auf Inselreisen verzichtet”, betont Janek. Wie es doch geht, zeigten die Schmidts bereits zum zweiten Mal: Vor dem Urlaub auf Mallorca waren sie im Vorjahr mit Zug und Fähre auf die Kanaren gereist.

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