Sonne, Strand, Sangría – wer nach Mallorca will, greift oft zu den günstigsten Flugangeboten. Doch jetzt geht ein Bild durchs Netz, das selbst Vielflieger stutzen lässt: Ein seltsam anmutender Sitz, irgendwo zwischen Barhocker und Pferdesattel, sorgt derzeit für hitzige Diskussionen. Fliegen wir künftig im Stehen?
Der Auslöser: Ein virales Posting auf Instagram zeigt ein ungewöhnliches Sitzmodell namens "Skyrider". Die Schlagzeile: Ab 2026 sollen Billig-Airlines auf Stehplätze setzen – als mutiger Schritt gegen steigende Ticketpreise. Millionenfach geklickt, tausendfach kommentiert, reicht vielen Usern ein Blick, um in die Tasten zu hauen: "Das ist entwürdigend", schreibt einer, ein anderer fragt: "Was kommt als Nächstes – Haltegriffe wie im Bus?"
Doch was steckt wirklich hinter dem schrägen Steh-Sitz?
Tatsächlich ist das Konzept nicht neu. Bereits 2010 stellte der italienische Hersteller Avio Interiors den "Skyrider" vor – eine Art Minimal-Sitz, bei dem die Passagiere fast aufrecht verharren. Damals wie heute eher ein Designexperiment als ein marktreifes Produkt. Zwar wurde das Modell seither mehrfach überarbeitet und erneut präsentiert, doch von einem echten Einsatz im Linienverkehr ist keine Rede. Offizielle Genehmigungen? Fehlanzeige. Airline-Ankündigungen? Ebenfalls keine.
Trotzdem: Der mediale Wirbel ist perfekt. Ob Bild, das Schweizer Portal Nau oder die britische Euro Weekly News – alle springen auf das Thema auf. Manch einer erinnert sich dabei an Michael O'Leary, den Chef von Ryanair, der bereits vor Jahren laut über Stehplätze nachgedacht hatte – vor allem, um Aufmerksamkeit zu erregen. Eine Taktik, die offenbar Schule gemacht hat.
Fakt ist: Neue Sitzsysteme müssen aufwendig zertifiziert werden – und das für jedes Flugzeugmodell einzeln. Selbst kleine Umbauten, etwa ein neuer Bildschirm an einem bestehenden Sitz, können über ein Jahr Vorlauf brauchen. Und ein völlig neues Konzept wie der Skyrider? Das würde umfangreiche Tests, Sicherheitsbewertungen und neue Genehmigungen erfordern – ein Kraftakt für jede Airline. Das Flugfachportal Aerotelegraph ist sich deshalb sicher, dass 2026 niemand im Stehen fliegen wird.
Anzahl der Passagiere an Bord gesetzlich begrenzt
Hinzu kommt: Die Anzahl der Passagiere an Bord ist gesetzlich begrenzt. Mehr Sitze bedeuten also nicht automatisch mehr Einnahmen. Im Gegenteil – mehr Gäste an Bord würden zusätzliches Kabinenpersonal nötig machen, was die Betriebskosten wieder in die Höhe treibt.
Selbst der Hersteller Avio Interiors hat inzwischen klargestellt: Der Skyrider sei ein "kreativer Prototyp", ein Denkanstoß für die Branche – kein fertiges Produkt, das demnächst zum Einsatz kommt. Die Idee: Den Raum in der Kabine effizienter nutzen, ohne Komfort oder Sicherheit zu opfern. Von Masseneinsatz ist da keine Rede.
Also: Wer demnächst mit dem Flieger nach Mallorca startet, darf beruhigt sein. Noch braucht niemand Reithosen oder Gleichgewichtstraining vor dem Boarding. Doch das Thema zeigt: Die Suche nach günstigen Fluglösungen kennt keine kreativen Grenzen – auch wenn sie manchmal eher an Science-Fiction erinnern.