Ein Reiseveranstalter sorgt derzeit auf Mallorca für Empörung. Mit gezielten Angeboten für Schulabgänger vom spanischen Festland, teils noch minderjährig, wird Cala Rajada als Partyhochburg vermarktet – inklusive Alkohol-Flatrates, nächtlichem Clubbesuch und Strandexzessen. Die Gemeinde Capdepera spricht von einem „falschen Bild“ und prüft rechtliche Schritte gegen das Unternehmen.
„Die ganze Reise ist ein einziges Festival“ – mit diesem Slogan bewirbt der Anbieter mehrtägige Partyreisen, auf denen „keine Grenzen“ gelten sollen. Auf dem Programm: offene Bars, Discos, Partyboote, Strandausflüge und „filmreife Sonnenuntergänge“. Die Zielgruppe: Schüler, die gerade ihr Abitur gemacht haben – viele davon unter 18. Seit dem 10. Juni sind bereits erste Gruppen per Fähre aus Valencia in Cala Rajada eingetroffen. Beworben wird das Ganze als „sicheres Erlebnis“ für Jugendliche – zur Beruhigung von Eltern und Lehrern.
Disko mit 17, Drinks inklusive
Doch was nach Abenteuer klingt, ist in den Augen der Stadtverwaltung exzessiver Tourismus, der längst nicht mehr geduldet wird. Besonders empörend: Der Anbieter verspricht den Zutritt zu Clubs für 17-Jährige und wirbt mit Hotels, in denen alkoholische Getränke im Preis enthalten sind – Angebote, die laut balearischer Tourismusverordnung verboten sind. Für Bürgermeisterin Mireia Ferrer ist das Maß voll: „Das ist nicht nur ein Imageschaden – wir prüfen eine Anzeige.“
Die Werbebotschaften des Reiseanbieters schießen dabei über jedes Ziel hinaus. Cala Gat, eine ruhige Badebucht in Cala Rajada, wird auf der Website kurzerhand zur Cala Borracho – Bucht der Betrunkenen. Das sei keine kreative Wortspielerei, sondern bewusste Provokation, so Kritiker. Capdepera hat als Reaktion bereits den Kontakt zu den betroffenen Hotels gesucht und die Polizeipräsenz rund um Diskotheken verstärkt.
Wie viel Ballermann darf noch sein?
Der Fall wirft eine grundsätzliche Frage auf: Wie will sich Mallorca künftig präsentieren? Jahrzehntelang galt die Insel für viele als Ort hemmungslosen Feierns – doch Gemeinden wie Capdepera, Palma oder Calvià wollen genau das ändern. Sie setzen auf nachhaltigen Tourismus und klare Regeln. Exzesse, Alkoholpauschalen und minderjährige Partygäste passen nicht mehr ins Bild.