Wenn die Boote kommen, müssen die Badegäste weichen – so war es lange an Mallorcas Naturstränden. Jetzt dreht Manacor den Spieß um: In der beliebten Ostküsten-Gemeinde dürfen Yachten künftig nicht mehr in der Nähe der Badebuchten ankern. Der Grund: Die Strände platzen aus allen Nähten, und die Behörden wollen verhindern, dass schwimmende Wohnzimmer direkt zwischen Luftmatratzen und Schnorchelkindern parken.
Bojen statt Boote
Dazu hat die Stadtverwaltung alle Strände – ob urban oder unberührt – mit Bojen versehen, die eine Sicherheitszone von 200 Metern markieren. Ein Einschnitt, der nicht jedem gefällt, aber aus Sicht der Verantwortlichen überfällig war. „Wir haben kein Interesse daran, unberührte Strände zu markieren“, sagte Bürgermeister Miquel Oliver, „aber die Sicherheit geht vor.“ Der Strand sei nicht nur Aussichtspunkt für Bootsfahrer, sondern Erholungsraum für alle – und den wolle man schützen.
Schon vergangenes Jahr hatte Manacor einen radikalen Kurs eingeschlagen und die Zahl der kostenpflichtigen Liegestühle und Sonnenschirme um die Hälfte reduziert. In dieser Saison setzt die Kommune noch einen drauf: Nur drei Viertel der genehmigten Kapazität werden ausgeschöpft, und die erste Reihe am Wasser bleibt frei – für Handtuchlieger, Sonnenanbeter und Familien mit Picknickkorb. Wer zahlt, liegt künftig nicht mehr ganz vorne.
Die kommunale Verwaltung der Strände folgt einem klaren Prinzip: Schutz statt Profit. Statt alles zu vermarkten, setzt Manacor auf Umweltverträglichkeit und sozialen Zugang. Auch neue Maßnahmen wie rauchfreie Stränden oder ein „Strandtauschpunkt“ für liegengebliebene Schirme und Luftmatratzen zeigen: Hier wird nicht nur reglementiert, sondern mitgedacht.
Und das Modell scheint aufzugehen: Trotz reduzierter Dienstleistungen schloss die Stadt die letzte Saison mit über 300.000 Euro Gewinn ab – ein Ergebnis, das zeigt, dass Nachhaltigkeit kein Verlustgeschäft sein muss. Ganz im Gegenteil.
Mehr Platz, weniger Dreck
Zusätzlich gibt es in diesem Jahr neue Mitarbeiter im Reinigungsdienst – aus dem sozialen Sektor rekrutiert – sowie barrierefreie Flaggen für Farbenblinde. Manacor denkt an viele, nicht nur an Yachtbesitzer und Sonnenliegenverleiher. Der Strand wird wieder öffentlicher Raum, nicht Renditeobjekt.