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Touristische Trendwende auf Mallorca: Immer mehr Urlauber kochen selbst

In Alcúdia und Can Picafort verabschieden sich viele Touristen vom All-inclusive-Buffet – und entdecken die Selbstverpflegung. Welche Hintergründe und welche Folgen das hat

Hotelzimmer mit Küchenzeile | Foto: Pixabay

| Alcúdia, Mallorca |

Mallorca erlebt eine stille Revolution am Herd. Während in Alcúdia und Can Picafort die Hotelpools glitzern wie eh und je, zog es viele Urlauber in diesem Sommer nicht mehr ins All-inclusive-Restaurant. Stattdessen landen Nudeln, Tomaten und Olivenöl im Einkaufswagen – und später auf dem Herd der eigenen Ferienküche. Die Selbstverpflegung legt zu, das Buffet verliert an Glanz.

Ferien mit Einkaufszettel

Der Trend ist deutlich: Die Nachfrage nach All-inclusive- oder Halbpension ging um mehr als zehn Prozent zurück, während Suiten und Aparthotels mit eigener Küche sieben Prozent zulegen konnten. "Wir sehen einen klaren Wechsel der Gewohnheiten", sagt Pablo Riera-Marsa, Präsident des Hotelverbands von Alcúdia und Can Picafort. Was früher das Rundum-sorglos-Paket war, ersetzt heute die Freiheit, selbst zu entscheiden, wann und was auf den Tisch kommt.

Für die Hoteliers bedeutet das weniger berechenbare Einnahmen. Für die Supermärkte und Bäckereien vor Ort dagegen klingeln die Kassen. Urlauber decken sich mit frischen Zutaten ein, frühstücken im Apartment und gehen allenfalls abends noch ins Restaurant.

Bars bleiben leerer

Genau das spüren Cafés, Bars und Restaurants in der Umgebung. Laut den Branchenverbänden CAEB Restauración und FERIB sind ihre Umsätze im Sommer um bis zu 20 Prozent eingebrochen. Wer sein Rührei morgens selbst brät, bestellt eben keinen Kaffee auf der Plaza. Und wer mittags Pasta kocht, lässt das Drei-Gänge-Menü im Strandlokal sausen.

Für viele Gastronomen ist der Wandel eine Herausforderung. Touristen, die sich einst an Buffets drängten, verteilen sich nun auf Märkte, Supermärkte und kleine Küchenzeilen. Das Urlaubsgefühl ändert sich: weniger Bedienung, mehr Eigeninitiative.

Ende des Champagner-Effekts

Trotzdem bewerten die Hoteliers die Saison positiv: 84 Prozent Auslastung in Alcúdia, 80 Prozent in Can Picafort. Aber der große Boom nach der Pandemie ist vorbei. „Es ist eine gute Saison, doch die Euphorie der letzten Jahre ist verflogen“, so Riera-Marsa.

An die Stelle der übersprudelnden Nachfrage tritt Normalität – und eben ein anderer Reisestil. Wer nach Mallorca kommt, will nicht unbedingt jeden Tag das gleiche Buffet. Manchmal reicht auch ein belegtes Brot auf dem Balkon. Für die Hoteliers heißt das: weniger Masse, mehr Qualität, mehr Nachhaltigkeit.

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