Eine aktuelle Kurzumfrage der Vereinigung Cockpit unter mehr als 900 Pilotinnen und Piloten deutscher Airlines offenbart eine besorgniserregende Realität: Napping – kontrollierte Ruhephasen mit kurzem Schlaf während der Reiseflugphase – ist längst keine Ausnahme mehr, sondern für viele Piloten zur Regel geworden!
Was ursprünglich als kurzfristige Erholungsmaßnahme gedacht war, hat sich "zu einem dauerhaften Mittel gegen strukturelle Überlastung" entwickelt, erklärt Katharina Dieseldorff, Vizepräsidentin der Vereinigung Cockpit. Besonders in den Sommermonaten verschärfe sich die Lage: Enge Dienstpläne, Personalmangel und zunehmender operativer Druck zwingen Piloten offenbar dazu, ihre Einsätze trotz starker Ermüdung durchzuführen.
Die Umfrage zeigt, wie weit verbreitet Napping mittlerweile ist: 93 Prozent der Befragten gaben an, in den vergangenen Monaten während eines Fluges auf Napping zurückgegriffen zu haben. Auf Kurzstrecken nutzen 44 Prozent diese Ruhephasen, auf Langstrecken sogar 56 Prozent. Für drei von vier Piloten ist Napping inzwischen Standard, 44 Prozent greifen regelmäßig darauf zurück, zwölf Prozent bei jedem Flug. Nur eine kleine Minderheit von drei Prozent nannte es ein einmaliges Ereignis. Teilnehmende der Umfrage stammen aus nahezu allen deutschen Airlines, die auch Mallorca anfliegen, allen voran Lufthansa, gefolgt von Lufthansa Cargo, Eurowings und Condor.
Kurzes Napping an sich unkritisch
"Ein kurzes Napping ist an sich unkritisch. Eine dauerhaft erschöpfte Cockpitbesatzung stellt jedoch ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar", betont Dieseldorff. Die Vereinigung Cockpit fordert deshalb entschiedenes Handeln von Airlines, Aufsichtsbehörden und Politik. Fatigue, also Erschöpfung, müsse als Sicherheitsfaktor anerkannt werden.
Außerdem sollten die Einhaltung der Flugdienstzeit-Regeln (FTL) besser überwacht und wissenschaftlich fundierte Fatigue Risk Management Systeme (FRMS) eingeführt werden, die sich nicht allein an wirtschaftlichen Interessen orientieren, sondern auch die Erfahrungen der Crews berücksichtigen, so die Forderung der VC.