Jedes Jahr, wem Ende Oktober/Anfang November der Winterflugplan in Kraft tritt, bedeutet das für Palmas Airport vor allem eines: deutlich weniger Flugbewegungen und Passagierverkehr als im Sommer. Die Airlines dünnen ihre Verbindungen von und nach Mallorca aus oder stellen sie mitunter ganz ein. Die staatliche Flughafen-Betreibergesellschaft Aena sperrt ganze Gebäudebereiche ab, um Strom und Kosten zu sparen. Auch der riesige Parkplatz für die Touristenbusse vor dem Terminal verwaist dann zu einer freien Fläche.
Doch der zum Monatswechsel beginnende Winterflugplan weist in diesem Jahr eine gewisse Besonderheit auf: Werden die von Air Berlin angekündigten Umbaupläne, Einsparungen und Kooperationen mit anderen Airlines wie Eurowings und Tuifly tatsächlich realisiert, dann dürfte das der letzte Flugplan sein, in dem die Fluggesellschaft die Insel bedient. Denn von Sommer 2017 an - der Sommerflugplan beginnt stets Ende März/Anfang April - sollen nach den bisher bekannt gegebenen Plänen Eurowings und Tuifly die Mittelmeerrouten von Air Berlin übernehmen. Was das im Einzelnen bedeutet, steckt noch im Nebel der Zukunft. Die Verhandlungen über die Kooperationen sind noch nicht ausgestanden, von der Zustimmung der Kartellbehörden ganz zu schweigen, und auch die Mitarbeiter der Airlines, die sich angesichts der anstehenden Optionen jüngst mal fluguntauglich (Tuifly), mal streiklustig (Eurowings) erwiesen, sind von ihren Arbeitgebern ebenfalls in die Entscheidungen miteinzubinden.
Klar ist vorerst nur, das Eurowings zum Sommer 2017 erstmals eine Basis im Ausland eröffnen wird, und zwar in Palma de Mallorca, wo zwei Maschinen samt Crew die Insel als Heimathafen nutzen werden. Parallel dazu wird auch Easyjet erstmals eine Basis in den Sommermonaten auf Mallorca einrichten, mit gleich drei Maschinen, von denen eine unter anderem Hamburg anfliegen soll. Allein diese strategischen Züge machen deutlich, dass die bisherigen Mitbewerber von Air Berlin sich in Position bringen, um den Markt untereinander aufzuteilen. Man vergesse nicht, dass mit Air Berlin im vergangenen Jahr rund 5,4 Millionen Passagiere in Palma landeten oder starteten. Der Kuchen, den der bisherige Marktführer auf den Routen zwischen Mallorca und Deutschland, Österreich, Schweiz (DACH) bisher für sich besaß, ist ein großer. Die bisher kleineren Anteilshalter in Palma werden alles tun, um davon so viel wie möglich für sich abzuschneiden.
Bleibt die Frage, wie die Airlines vor diesem Hintergrund Mallorca im anstehenden Winter bedienen werden. Wieder erweist sich Air Berlin - vermutlich zum letzten Mal - als Platzhirsch am Airport Son Sant Joan. Die Fluggesellschaft wird die Insel von 17 Flughäfen der DACH-Regionen anfliegen (Basel, Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Graz, Hannover, Hamburg, Leipzig, Köln/Bonn, München, Nürnberg, Paderborn, Saarbrücken, Stuttgart, Salzburg, Wien, Zürich). Nach Angaben der Pressestelle des Unternehmens sind das 150 Direktverbindungen pro Woche. Damit liegt die auf gutem Vorjahersniveau.
Als Nummer zwei auf den Mallorca-Deutschland-Routen in diesem Winter wartet Eurowings auf. In einer repräsentativen Woche, etwa Mitte November, listet die Airline 33 Verbindungen von sieben Airports aus auf (Köln, Dortmund, Düsseldorf, Hannover, Hamburg, Stuttgart, Berlin-Tegel). Neu sind zudem vier Verbindungen pro Woche aus Wien auf die Insel.
Tuifly und Condor, die 2015 im Sommerhalbjahr zusammen bis zu 700.000 Passagiere nach Palma beförderten, werden die Insel während der Wintermonate, wie bereits im vergangenen Jahr, nicht anfliegen.
Gleichauf wie im Vorjahr wird Lufthansa mit einigen wenigen Verbindungen ab München und Frankfurt die Insel in ihr Flugnetz einbinden. Lufthansa startet von München einmal pro Woche nach Palma, zur Weihnachtszeit sogar häufiger. Von Frankfurt aus wird Palma zweimal pro Woche bis 20. November angeflogen. Bis Mitte Dezember gibt es keine Flüge, dann wieder welche zur Weihnachtszeit. Vom 9. Januar bis 3. Februar wird gar nicht geflogen, danach wieder einmal pro Woche.
Germania wiederum fliegt im Winter 2016/17 von sechs Flughäfen aus nach Palma. Die Flugzeugen starten mehrmals wöchentlich in Bremen, Dresden, Erfurt, Friedrichshafen, Münster-Osnabrück und von Zürich gen Mallorca, im Schnitt sind das elf Verbindungen pro Woche. "Das Angebot ist umfangreicher als im vergangenen Jahr, schon allein durch die Tatsache, dass PMI durch unsere Schwestergesellschaft Germania Flug AG von Zürich aus angeflogen wird. Diese Verbindung ist komplett neu in der Wintersaison", sagte eine Unternehmenssprecherin.
Neben der deutschen stocken auch die irische und die britische Airline ihre Mallorca-Deutschland-Verbindungen auf: Ryanair fliegt im Schnitt 26-mal aus sieben Städten nach Palma (Berlin, Köln, Hamburg, Frankfurt-Hahn, Bremen, Dortmund, Düsseldorf-Weeze). Neu im Vergleich zum Vorjahr ist die Route Hamburg-Mallorca.
Easyjet startet diesen Winter wie gewohnt von Berlin-Schönefeld und Hamburg nach Mallorca. Auch hier soll die Zahl der Verbindungen durch tägliche Verbindungen (bisher jeweils viermal die Woche) deutlich erhöht werden, teilte die Airline mit.
Auch die spanischen Fluggesellschaften, die bislang fast keine Direktverbindungen Mallorca-Deutschland im Programm hatten, bauen ihre Angebote aus. Vueling bediente im vergangenen Winter Palma-München mit zwei Wochenverbindungen, jetzt werden es drei sein.
Iberia Express wiederum hatte im Sommer erstmals die Direktverbindung Palma-Stuttgart ins Programm genommen. In diesem Winter wird es einige Verbindungen zur Weihnachtszeit geben. Zum Sommer hin sollen sie wieder ausgebaut werden.
Fazit: Insbesondere jene Airlines mit bislang wenigen Direktverbindungen zwischen Mallorca und der DACH-Region sehen durchaus wachsende Nachfrage und stocken ihre Verbindungen auf. Und das dürfte erst das Vorspiel für den Sommerflugplan 2017 sein.
(aus MM 44/2016)