Das weiße Haupthaar ist bekanntlich sein Erkennungszeichen, auch wenn er es, wie jüngst zu sehen, nicht mehr schulterlang trägt, sondern ein klein wenig gestutzt. Die Rede ist von Miguel Fluxà, dem Präsidenten der mallorquinischen Hotelkette Iberostar, die sich in 60 Jahren zu einem der größten Übernachtungskonzerne der Welt entwickelt hat. Den Geburtstag des Familienbetriebes beging der Patriarch aus dritter Generation Anfang Dezember traditionsbewusst im heimatlichen Inca, wo die Familie Fluxà eine ganze Reihe von Unternehmenspersönlichkeiten hervorgebracht hat.
Für Miguel Fluxà war es somit ein Heimspiel, als er am Donnerstag vergangener Woche vor rund 240 Iberostar-Hotelmanagern vom gesamten Erdenrund in der modernisierten Industriehalle Ramis seine Sicht der Vergangenheit und der Zukunft skizzierte. Sein Großvater Antoni Fluxà hatte 1877 die erste Schuhfabrik Mallorcas in Inca gegründet, nachdem er in England modernste Herstellungsverfahren studiert und Maschinen erworben hatte. Die Lederprodukte verkaufte er eigenhändig in den spanischen Kolonien Philippinen und Kuba.
"Er war ein einzigartiger Mann", so der Enkel. Sein Vater, Antoni Fluxà, trat in das Unternehmen ein und wurde nach Ausbruch des Bürgerkrieges von den Franquisten verpflichtet, das Rathaus von Inca zu leiten, erinnerte sich der Sohn im öffentlichen Vortrag. Leder war so sehr Mangelware in Spanien, dass sein Vater an Bord einer Militärmaschine nach Deutschland flog, um dort den Rohstoff einzukaufen. Karge Zeiten: Das Unternehmen hatte Geld in der Bank, aber die Bank nicht genug Papiergeld, um die Arbeiter ausbezahlen zu können.
Später investierte Vater Fluxà in den aufstrebenden Tourismus, um das Risiko der Schuhproduktion durch ein zweites Standbein abzusichern. Das war 1956 und heute sind die Tourismusmarken Iberostar, aber auch die Schuhmarken Lotusse und Camper im Familienbesitz. "Wir haben 23.700 Mitarbeiter, und wenn wir noch Camper und Lotusse dazuzählen, dann sind das so viele Menschen wie Inca Einwohner hat", sagte Miguel Fluxà.
Der Unternehmer appellierte an die balearische Ministerpräsidentin, die wie er aus Inca stammt und mit ihm auf der Bühne stand, die Wahrnehmung der Hoteliers in der Gesellschaft verbessern zu helfen. "Es stimmt. Wir verdienen Geld, und es wäre schlecht, wenn dem nicht so wäre. Aber dann investieren wir es wieder." Das sei gerade auf Mallorca wichtig, um im Wettbewerb mit anderen Sonnendestinationen wie der Türkei bestehen zu können. "Ob wir wollen oder nicht, wir leben vom Tourismus. Darum müssen wir die Dinge gut machen."
(aus MM 50/2016)