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Air Berlin baut auf Mallorca weiter ab

Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft auf einem Archivfoto: Die vordere Maschine zeigt das ehemalige Air-Berlin-Logo, die hintere das aktuelle. In der Mitte ist Niki, der Carrier ab Ende März 2017. | Archiv Utima Hora

| Mallorca |

Air Berlin ist offiziell noch immer der Marktführer am Flughafen von Palma de Mallorca, doch die Tage des Platzhirschs auf der Insel sind gezählt. Wie das Unternehmen selbst bekannt gegeben hatte, wird die (noch) zweitgrößte deutsche Airline Mallorca zum Sommerflugplan 2017, der am 28. März beginnt, nicht mehr anfliegen. Der Abgesang auf eine Ära nach fast vier Jahrzehnten Präsenz auf PMI ist bereits in den vergangenen Wochen angestimmt worden.

Doch das heißt nicht, dass Air Berlin für den Sommer 2017 keine Flüge mehr nach Mallorca verkauft. Im Gegenteil: Die Insel kann auf der Internetseite der Airline wie gewohnt gebucht werden. Ein Flug Palma-Berlin-Palma im Juni? Kein Problem.

Die Airline hat zudem in den vergangenen Tagen in ganzseitigen Werbeanzeigen in Deutschland um Vertrauen geworben und darauf hingewiesen, dass Buchungen für 2017 jederzeit ohne Bedenken möglich sind. Unter dem Motto "Yes we fly" wird potenziellen Passagieren mitgeteilt, dass die Flüge mit der bisherigen österreichischen Air-Berlin-Tochter Niki stattfinden. "Ihre bei Air Berlin gebuchten Urlaubsflüge innerhalb Europas und nach Nordafrika werden ab Sommer 2017 von Niki durchgeführt", heißt es in der Unternehmenswerbung. Niki werde die Sonnenhungrigen künftig neben weiteren Regionen am Mittelmeer "zu den beliebtesten Urlaubszielen in Spanien", sprich Mallorca, bringen, heißt es dort. Den Hintergrund erklärt die Air Berlin folgendermaßen: "Niki und Tuifly werden Teil einer neuen europäischen Airline-Gruppe mit Angeboten für alle großen Abflughäfen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz."

Diese Ankündigung setzt voraus, dass der Fluggast bereits Kenntnis davon genommen hat, dass Air-Berlin-Mehrheitsaktionär Etihad und der TUI-Konzern die Gründung einer neuen Ferienfluggesellschaft vereinbart haben - vorbehaltlich der Zustimmung der Behörden und Wettbewerbshüter. Air Berlin verkauft dazu Niki für 300 Millionen Euro an Etihad.

Für Mallorca-Urlauber und Mallorca-Residenten bedeutet das im Klartext, dass sie zwar ihre Flüge für den Zeitraum ab Ende März weiter bei Air Berlin buchen, aber nicht mit Air Berlin fliegen werden. Die Gesellschaft wird dann Niki heißen oder unter einem ganz anderen Namen in die Luft gehen. Branchenkenner munkeln seit Wochen, dass die neue Gesellschaft aus Niki, Tuifly und einigen Maschinen, die Air Berlin bislang von Tuifly geleast hatte, künftig "Blue Sky" heißen werde.

Luftfahrtexperten und Verbraucherschützer verfolgen diese Ankündigung von Air Berlin mit regem Interesse. "Es kann weiterhin gebucht werden", sagt der Rechtsanwalt und Referent für Verbraucherrecht bei der Verbraucherzentrale Hessen, Peter Lassek. Dem Fluggast sollte aber bewusst sein, dass er nach Mallorca dann nicht mit Air Berlin fliegen wird, sondern sehr wahrscheinlich mit Niki oder einer Gesellschaft mit anderem Namen. Der Verbraucher habe durch die Buchung Anspruch auf Beförderung mit Air Berlin zum genannten Termin. Sei dies wegen unternehmerischer Entscheidung nicht mehr möglich, habe der Fluggast entweder Anspruch auf die Rückgängigmachung des Vertrages (mit Rückzahlung des Ticketpreises) oder Anspruch auf eine Ersatzbeförderung. Bei wesentlichen Änderungen wie Verspätungen oder Annullierung gelten die bestehenden Fluggastrechte.

Nach Informationen der Verbraucherzentrale sieht die aktuelle Rechtsprechung vor, dass Reiseveranstalter und Fluggesellschaften die in der Buchung angegebenen Flugzeiten nicht ohne triftigen Grund ändern dürfen. Klauseln im Kleingedruckten, nach denen die Flugzeiten unverbindlich seien, benachteiligen hingegen den Kunden unangemessen und seien daher unwirksam.

Der Luftfahrt-Experte Cord Schellenberg erinnert sich an ein ähnliches Agieren von Airlines vor ein paar Jahren, als die Deutsche Lufthansa gebuchte Flüge an ihre Töchter-Unternehmen Germanwings und Eurowings übertragen habe. Im Falle von Air Berlin sei es möglich, dass zu den gebuchten Flügen mehrere Flugnummern vergeben werden, also "AB" für Air Berlin und "HG" für Niki. Ein solches Verfahren sei auf innereuropäischen Strecken vollkommen unproblematisch und werde auch von anderen Airlines praktiziert.

Bleibt die Frage, wie die Fluganbindung Mallorca-Deutschland im kommenden Sommer aussehen wird. Im Sommer 2016 flog Air Berlin von 16 deutschen Airports nach Mallorca (Hamburg, Hannover, Berlin, Münster/Osnabrück, Dresden, Leipzig, Paderborn/Lippstadt, Frankfurt, Düsseldorf, Köln/Bonn, Saarbrücken, Nürnberg, Karlsruhe/Baden-Baden, München, Friedrichshafen, Stuttgart). Es muss sich somit erst noch zeigen, ob diese Flughäfen 2017 in gleichem Ausmaß von Niki/Tuifly bedient werden.

Die Mitbewerber sind unterdessen nicht untätig und planen deutlich mehr Frequenzen und Verbindungen auf den Mallorca-Deutschland-Routen:

Ryanair wird auf seiner Basis in Palma sieben Maschinen stationieren und erstmals Frankfurt am Main anfliegen. Von Mallorca aus bedient Ryanair zudem Köln, Hamburg, Bremen, Dortmund, Düsseldorf-Weeze, Frankfurt-Hahn.

Germania wird 2017 seine Basis auf Mallorca einweihen und von hier aus die neuen Destinationen Nürnberg und Dortmund anbieten. Hinzu werden wie bisher Friedrichshafen, Dresden, Bremen, Münster/Osnabrück, Erfurt und Rostock angeflogen.

Eurowings wird 2017 in Palma seine erste Auslandsbasis eröffnen. Die Airline nannte als neue Destinationen auf der Mallorca-Route: Paderborn/Lippstadt, Münster/Osnabrück, Saarbrücken, Karlsruhe/Baden-Baden, Dresden, Nürnberg, Leipzig/Halle. Hinzu kommen die bisher angebotenen Ziele wie Berlin, Dortmund, Düsseldorf, Frankfurt, Hannover, Hamburg, Köln/Bonn, Stuttgart, Friedrichshafen, Bremen, München.

Auch Easyjet will im Frühjahr eine Basis in Palma errichten, bislang wurden aber keine neuen Verbindungen nach Deutschland bekannt.

Tuifly wiederum startet im Sommer nach Mallorca, und zwar von Stuttgart, Saarbrücken, München, Hamburg, Hannover, Frankfurt, Düsseldorf, Köln/Bonn, Karlsruhe/Baden-Baden, Freiburg/Mühlhausen/Basel.

Norwegian Airline wird ihrerseits erstmals Mallorca mit Deutschland verknüpfen und Düsseldorf (sechs Verbindungen pro Woche) und Hannover (zwei) anfliegen.

Noch ein Wort zu Eurowings: Auch hier schreitet die geplante Kooperation mit Air Berlin voran: Lufthansa und Air-Berlin-Mehrheitsaktionär Etihad einigten sich Mitte Dezember auf einen umfassenden Deal. Nach dieser Vereinbarung wird die Lufthansa-Gruppe insgesamt 38 Flugzeuge von Air Berlin im Wet-Lease betreiben. 33 dieser Flugzeuge werden von Eurowings übernommen, fünf von Austrian Airlines.

Das Wet-Lease-Verfahren, also das Vermieten der Maschine samt Besatzung sowie Start- und Landerechte, solle vorbehaltlich der Genehmigung der Aufsichtsbehörden von Februar 2017 an gelten. Das Abkommen habe eine Laufzeit von sechs Jahren. Eurowings teilte mit, "die Jets vom Typ Airbus A319 und A320 werden zu wettbewerbsfähigen Konditionen komplett mit Cockpitcrew, Kabinenpersonal und Wartungsverträgen angemietet". Die Flugzeuge sollen so schnell wie möglich im Design der neuen Eurowings fliegen.

Der Abflug von Air Berlin aus Mallorca macht sich auch bei den Beschäftigten in Palma bemerkbar. Hier ist der Stellenabbau der verbliebenen 80 Ortskräfte eingeleitet worden, bestätigte ein Sprecher der Gewerkschaft USO, Jaume Grimalt, auf MM-Anfrage. Vergangene Woche hatten sich Arbeitgeber- und Arbeitnehmer-Vertreter getroffen und sich auf einen Terminplan für die Verhandlungen geeinigt. Ziel sei es, bis 23. Januar eine Regelung zu finden, "damit die Leute wieder rasch bei anderen Unternehmen eine Anstellung finden können". Es gehe um Abfindungen, vorzeitige Ruhestandsregelungen, freiwillige Vereinbarungen. Sie betreffen Mitarbeiter im Callcenter, beim Handling, in der Verwaltung, sagte Grimalt. "Es ist allen Seiten daran gelegen, die Sache rasch und unproblematisch über die Bühne zu bringen."

(aus MM 52/2016)

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