"Die Häfen von Mallorca sind eigentlich schon immer voll gewesen", erzählt ein Hobbysegler auf die Fragen, ob es schwierig sei, auf der Insel einen Liegeplatz für ein Schiff zu ergattern. Der Mallorquiner hat sein Boot im Club Náutico von Can Pastilla liegen. Weil er den Liegeplatz von seinem Vater übernommen hat, zahlt er 70 Euro im Quartal Liegegebühr und Steuer. "Das ist ein Schnäppchen, das gibt es heute nicht mehr", erzählt der weißhaarige Mann.
In einigen Clubs würde allein der Beitritt mittlerweile 30.000 Euro kosten, hinzu kämen 6000 Euro und mehr jährlich für den Liegeplatz. In den Privathäfen auf der Insel seien die Kosten manchmal noch höher. "Gerade in der Krise konnten viele Bootsbesitzer diese Kosten nicht stemmen."
Diese Erfahrungen macht man auch im staatlichen Hafen von Palma. "In der Krise haben viele ihre große Yacht verkauft und sich ein kleineres Boot zugelegt, das weniger Kosten nach sich zieht", sagt ein Pressesprecher des Hafenamts. In der Inselhauptstadt gibt es 3700 Liegeplätze, von denen knapp die Hälfte direkt der Hafenbehörde untersteht, der andere Teil wird von Unternehmen oder Segelclubs geführt. "Wenn wir noch 5000 Plätze mehr hätten, bekämen wir diese auch voll", sagt der Pressesprecher.
Der staatlich geführte Teil von Palmas Hafen bietet nur das Notwendigste für Sportboote bis zu einer Maximallänge von acht Metern an: Dort gibt es am Liegeplatz nur Wasser- und Stromanschluss. "Deshalb sind die Liegeplätze in einem öffentlichen Hafen auch günstiger", erklärt der Pressesprecher, gerade in den Zeiten der Wirtschaftskrise sei die Nachfrage deshalb massiv gestiegen. Allerdings muss mit einer mehrjährigen Wartefrist gerechnet werden. Die Anwärterliste füllt 15 DIN-A4-Seiten mit 330 Namen. Die Nummer 1 auf der Warteliste stellte ihren Antrag 1999. "Für kleinere Boote wird erfahrungsgemäß schneller etwas frei als für größere." Die meisten Liegeplätze entstehen allerdings durch Umgestaltung im Hafenbereich und nicht, weil jemand sein Boot verkaufe.
Insgesamt wechselten im vergangenen Jahr 1251 Schiffe den Besitzer, 522 Wasserfahrzeuge wurden neu zugelassen - damit waren die Balearen spanienweit Spitzenreiter. 17.000 Liegeplätze stehen in den privaten und den zwölf öffentlich verwalteten Häfen zur Verfügung. "Die Auslastung ist sehr hoch", sagt Isabel Teruel, Vizepräsidentin der Sporthafenvereinigung der Balearen (ANADE), dennoch werde gerade in den Privathäfen immer mal wieder ein Liegeplatz zum Kauf angeboten.
Für die von Unternehmen und Nautikclubs geführten Puertos ist auch die Kurzzeitvermietung der Plätze an Schiffseigner auf der Durchreise ein einträgliches Geschäft. Häfen wie Puerto Portals und Port Adriano ziehen damit zahlungskräftiges Publikum an: "Das ist auch das Ziel", sagt Teruel.
Im Nautikclub in Pollença kam es kürzlich zu einem Eklat zwischen einheimischen und ausländischen Bootseignern. Der Clubvorstand hatte sich dafür ausgesprochen, den Zugang zu Liegeplätzen nicht allein vom Geld abhängig zu machen. Ausländische Mitglieder hingegen forderten, dass immer der Meistbietende zum Zug kommen solle. In einem Schreiben an einen ausländischen Sportkameraden hieß es: "Die armen Mallorquiner, wer sie auch immer sind, bringen dieser Region wenig, und dem Club bringen sie nichts." Der Vorstand verlangte eine öffentliche Entschuldigung vom Urheber des Schreibens.
Streit gibt es auch immer wieder bei der Erweiterung von Häfen. Naturschützer und Anwohner wollen keine Megamarinas vor ihrer Haustür. In Molinar zieht sich die Auseinandersetzung um den Hafenausbau seit Jahren hin.
Doch was gibt es beim Kauf eines Liegeplatzes zu beachten? Neben der Hafenlage und -ausstattung sei der Preis zu beachten, Brancheninsider raten aber auch, auf die Laufzeit der Hafenkonzession zu schauen. So laufen in Port de Pollença 2018 und im Club de Mar 2019 die Lizenzen zeitnah aus. Käufer seien aber eher an einem Liegeplatz in einem Club mit langer Laufzeit interessiert, obwohl die Verlängerung oftmals eine Formsache sei.
Einen Liegeplatz finden
Um langfristig einen Liegeplatz in einem der mallorquinischen Ports zu mieten oder zu kaufen, wendet man sich am besten direkt an den Hafen. Infos dazu gibt es für Palma und Alcúdia unter www.portsdebalears.com sowie für die von der Balearen-Regierung verwalteten Marinas unter www.portsib.es . Auch Zwischenhändler bieten Liegeplätze zum Kauf an. Für kürzere Aufenthalte empfiehlt sich eine Onlinereservierung auf der Webseite des jeweiligen Hafens.
Als Alternative zu den Häfen nutzen Bootseigner auch die "Marinas secas". Die Unterbringung auf den Stellplätzen an Land kostet oft weniger als in den Puertos. Trockenstellplätze gibt es beispielsweise in den Häfen von Sa Ràpita und Calanova, via Krahn werden die Boote bei Bedarf zu Wasser gelassen. In einigen Industriegebieten auf der Insel besteht zudem die Möglichkeit, die Boote in Hallen unterzustellen.
Streit gibt es in Port d'Andratx um die Trockenliegeplätze. Denn in der Gemeinde befinden sich einige auf "suelo rústico", auf landwirtschaftlichem Grund und das ist auf Mallorca nicht gestattet. Das Rathaus will die Anlagen untersagen. "Solche illegalen Trockenstellplätze sind nicht ausreichend gesichert. Sie sind nicht nur unschön anzusehen, sondern auch eine Gefahr für die Umwelt", sagt Isabel Teruel, Vizepräsidentin der Sporthafenvereinigung ANADE.
(aus MM 05/2017)