Es ist fast ein bisschen wie im Film. Steht man vor dem Kontrollzentrum, übermannt einen ein Hauch von Star-Trek-Feeling. Bläuliches Licht durchflutet einen schlauchartigen Gang, dann öffnet sich eine Tür.
Doch nicht Captain Kirk erscheint, sondern Gabriel Amengual. Der Operations-Manager befindet sich auch nicht im All, sondern im Gewerbepark Son Noguera von Llucmajor. Amengual weiß detailliert, was hier im sogenannten OCC der Fluglinie Air Europa geschieht, das im Jahr 2015 eingeweiht wurde und in einer relativ schmucklosen Umgebung liegt. In einem großen und hellen Raum – nur ein riesiger rechteckiger Bildschirm an der Wand mit vielfarbigen Balken erinnert den MM-Reporter ein bisschen an das Raumschiff Enterprise – arbeiten 170 speziell von Air Europa ausgebildete Mitarbeiter. Der Bereich ist 24 Stunden besetzt und könnte durchaus ein Raumfahrtzentrum sein. Wie in Houston versucht man hier alle möglichen Probleme zu lösen.
„Auf den Balken können wir erkennen, welcher Flug gerade wo startet oder unterwegs ist”, sagt Gabriel Amengual. „Ist der Balken grün, ist alles okay, ist er rot, ist der Flug verspätet.” Die OCC-Mitarbeiter können dank dieses sogenannten Star-Systems auch schnell sehen, ob etwa Passagiere zu spät einen Anschlussflug bekommen. „Dann müssen sie Hotels oder Ersatzflüge organisieren”, so der Operations-Manager. „Man erfährt auch auf einen Blick, ob die Besatzungsmitglieder alle vollzählig an einem Jet erschienen sind, ob an Flughäfen Rampen für die Fluggäste zur Verfügung stehen oder ob ein Flugzeug genug Sprit hat oder reparaturbedürftig ist.”
Im OCC gibt es Mitarbeiter, die sich nur ums Benzin kümmern. Andere haben allein die Besatzungsmitglieder im Blick oder technische Probleme, die vom automatischen System Acas direkt aus den Flugzeugen übermittelt werden.
Die Experten des Kontrollzentrums verlassen sich – sicher ist sicher – nicht nur auf das Star-System, sondern noch auf zwei andere. Eines ist der Fly-Tracker, der seit dem Verschwinden eines Malaysia-Airlines Flugzeugs mit über 200 Passagieren im Jahr 2014 in Kontrollzentren von Fluggesellschaften obligatorisch ist. Gabriel Amengual aktiviert das System, und auf dem großen Schirm ist mit einem Mal eine Karte zu erkennen. „Hier sehen wir einen Flug von Havanna nach Madrid”, sagt er. „Alle paar Minuten wird aus dem Jet gemeldet, wo er sich über dem Atlantik befindet.” Auf der Karte ist auch ein Hurrikan namens Oscar eingetragen, der sich südlich des Jets nach Norden bewegt. „Er beeinträchtigt diesen Flug noch nicht”, so Amengual.
Bald könnte der Operations-Manager noch mehr Kollegen hier in Llucmajor bekommen, denn die seit 1993 existierende Linie Air Europa, die im Augenblick über 64 Jets verfügt, expandiert kräftig. „Bis 2021 werden wir 27 Boeing 787 Dreamliner haben”, freut sich Joana Noguera. Sie ist die Presseverantwortliche des zum Globalia-Konzern der Familie Hidalgo gehörenden Unternehmens und ebenfalls beim MM-Ortstermin anwesend. „Im Augenblick sind es erst zehn.” Bei diesen Flugzeugen handelt es sich um momentan mit das Allerfeinste, was der Jet-Markt hergibt. Die Fenster werden etwa nicht mehr wie früher per Hand bedient, sondern der Himmel verdunkelt sich per Knopfdruck. Und diese Flugzeuge sind schneller als andere. Zu den neuen Jets gesellen sich weitere Ziele wie der Badeort Eilat in Israel, der seit Oktober ab Madrid angeflogen wird, und demnächst die Iguazú-Fälle, die brasilianische Stadt Fortaleza, Kolumbiens Metropole Medellín und Panama-City.
Im Kontrollzentrum OCC geht derweil alles seinen gewohnten Gang. Keiner regt sich auf, als im Fly-Tracker auf einmal ein rot-gelber Kreis um ein Flugzeug südöstlich von Madrid aufscheint. „Das passiert, wenn wir zu lange keine Meldungen aus einem Jet bekommen”, sagt der Operations-Manager. Erst bei einem durchgehend roten Kreis müsse man nervös werden. Doch der blinkt letztlich nicht auf.