Die Luftfahrt als Klimakiller? Nicht erst, seitdem es die „Fridays for Future” gibt, gelten Flugzeuge als Luftverpester, als Dreckschleudern am Himmel. Studien zufolge trägt der Luftverkehr zwar nicht einmal zu fünf Prozent zu den globalen Emissionen bei, allerdings wird diese Zahl umso bedeutender, wenn man bedenkt, dass 90 Prozent der Weltbevölkerung noch nie einen Jet von innen gesehen hat. Fliegen ist etwas für die Bewohner der Industrieländer.
Die Airlines und Flugzeugbauer versuchen seit Jahren, nicht nur ihre Maschinen, sondern auch ihre Abläufe umweltfreundlicher zu machen. Einen Erfolg hierbei verzeichnet nun nach eigenen Angaben Ryanair. Einer Pressemitteilung zufolge will der irische Billig-Carrier mittlerweile Europas „grünste” Fluggesellschaft sein.
Ryanair sei die erste Airline, die ab sofort monatlich ihre CO2-Emissionen vermelden wird. Außerdem seien die Emissionen, die allein im Monat Mai 2019 satte 1157 Kilotonnen CO2 betragen, auf Personenkilometer umgerechnet mit 66 Gramm pro Person im Monat 50 Prozent niedriger als bei den meisten anderen Großfluggesellschaften Europas. Laut Pressesprecher Kenny Jacobs ist Ryanair deshalb „Europas grünste und sauberste Fluggesellschaft“. Aber stimmt das wirklich? Lässt sich das so einfach messen?
Jein, meinen Experten. „Fliegen ist und bleibt die klima-schädlichste Art der Fortbewegung. Gerne behaupten gerade Low-Cost-Carrier von sich, besonders effizient zu sein, da sie pro Maschine mehr Passagiere befördern als andere Airlines. Dabei unterschlagen sie die Tatsache, dass ihre Niedrigpreispolitik – ermöglicht durch Subventionen und hohe Auslastung der Flugzeuge – gerade einen Anstieg des Flugverkehrs erzeugen, so Julia Zhu, Business Development Managerin bei der Non-Profit-Organisation Atmosfair, bei der man Flugreisen „kompensieren” kann, indem man Umwelt- und Klimaschutzprojekte fördert.
„Klimafreundlicher wären Low-Cost-Carrier nur dann, wenn durch die enge Bestuhlung insgesamt weniger Flugzeuge abheben würden. Das Gegenteil ist jedoch der Fall: Das Deutsche Luft- und Raumfahrtzentrum vermeldete für die Wintersaison 2018/19 einen Rekord an Billigfliegern”, so Zhu weiter. Ferner, so die Expertin, seien besonders die nun veröffentlichten Zahlen von Ryanair mit Vorsicht zu genießen. „Flugzeuge stoßen neben CO2 auch noch andere Schadstoffe aus, die besonders in großen Flughöhen eine starke Klimawirkung haben. Diese ist rund drei- bis fünfmal so stark wie die Wirkung des reinen CO2. Aus der Pressemitteilung von Ryanair ist nicht ersichtlich, ob dieser Faktor berücksichtigt wurde oder ob der tatsächliche Schaden, den die Fluggesellschaft am Klima verursacht, eventuell deutlich größer ist.”
Kritiker berufen sich vielmehr auf jüngste Daten der EU-Kommission, die Ryanair zu den zehn größten Emittenten von giftigem Kohlendioxid in der Union zählt. Ein Brüsseler Thinktank nennt die Airline gar „die neue Kohle”. Überhaupt sei die gesamte Branche unterbesteuert und unterreguliert. Ohne Kerosinsteuer und damit verbundene steigende Preise, ließen sich Kunden kaum vom Flieger auf die Bahn umleiten, heißt es.
Und Kunden, die mit schlechtem Gewissen fliegen? Für die bleibt zumindest die Möglichkeit, ihre Flüge auf Plattformen wie Atmosfair oder Myclimate zu „kompensieren” und Umweltprojekte zu fördern.