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Shopping-Tourismus ist auf Mallorca im Aufwind

Besonders an nicht mehr so warmen Tagen füllt sich die Innenstadt von Palma zur Freude der Händler mit shoppenden Urlaubern. | Patricia Lozano

| Mallorca |

Wenn das Wetter auf der Insel nicht gut genug ist, um an einen Strand zu gehen, zieht es viele ausländische Urlauber in Geschäfte wie etwa auf dem Shopping-Areal Mallorca Fashion Outlet, dem ehemaligen Festival-Park. Beim MM-Rundgang sind wie üblich nicht wenige auffallend modisch gekleidete Deutsche unterwegs. In den zahlreichen Geschäften gibt es Kleidung zu reduzierten Preisen. Ob bei „Levi’s” oder im Outlet-Bereich des Kaufhauses „El Corte Inglés” oder auch in Modeläden wie „Karl Lagerfeld” oder „Calvin Klein”, der Andrang ist rege.

Die Shopping-Lust der ausländischen Urlauber spiegelt sich klar in der Bilanz dieses mit melodiöser Musik beschallten Freiluft-Areals, das sogar über einen eigenen Bahnhof verfügt, wider: In den Monaten Juli und August des laufenden Jahres entfielen 51 Prozent des Umsatzes auf diese Kunden. Das ist schon wieder fast so viel wie im Vor-Corona-Jahr 2019 mit 57 Prozent.

Der Arbeitgeberverband Caeb verfügt zwar nicht über eine genaue Statistik der Einkäufe von Shopping-Touristen, doch eines ist gewiss: „Die täglichen Ausgaben pro Person überstiegen im Juli je nach Übernachtungskategorie teilweise das Niveau des Vergleichsmonats von 2019”, weiß die für Wirtschaft und Unternehmen zuständige Mitarbeiterin Margalida Adrover. Ein Sprecher des Einzelhandelsverbandes Pimem verweist gegenüber MM darauf, dass man zwar auch nicht über genaue Zahlen zum Thema verfügt, aber weiß, dass nunmehr vor allem die wieder auf die Insel drängenden Kreuzfahrttouristen das Geschäft kräftig ankurbeln.

Wie es genau ums Shoppen von ausländischen Urlaubern auf Mallorca steht, ist in einer Umfrage von Einkaufszentrum-Betreiber „Via Outlets” vom Dezember 2019, also kurz vor Pandemiebeginn, dargelegt: Der typische Shopping-Tourist ist danach 35 bis 54 Jahre alt und kommt zu 46 Prozent aus deutschen Landen. Er ist solvent, steht mitten im Berufsleben und ist höher gebildet.

Diese Urlauber besuchen den Angaben zufolge mehrheitlich eher Einkaufszentren wie das Mallorca Fashion Outlet oder Fan als etwa die Innenstadt von Palma, wenn sie sieben Tage bis zwei Wochen auf der Insel bleiben. Sie sehen das Shoppen als etwas, das das Gesamtvergnügen Urlaub abrundet, weswegen sie auch vom gastronomischen Angebot ausgiebig Gebrauch machen.

Die Umfrage ergab zudem, dass die meisten Urlauber gleich mehrere Einkaufszentren besuchen. Im Fall vom Mallorca Fashion Outlet kommen 20 Prozent während ihres Aufenthaltes nicht weniger als sogar zweimal. Die meisten dieser dem Shopping besonders verbundenen Urlauber, nämlich 84,3 Prozent, halten sich in Vier- oder Fünf-Sterne-Hotels auf. 65 Prozent bewegen sich in Mietwagen.

Wobei Shopping-Tourismus immer als Teil eines größeren Ganzen zu betrachten ist. Auf Mallorca wird dieser laut dem Verband Pimem in der Regel von einem Strandurlaub eingerahmt. Im späteren Herbst und besonders vor Weihnachten stellen jedoch Städtetouristen die Shopper, also Gäste, die sich Palma anschauen und zumeist in Boutiquehotels wohnen.

Laut der Autorin Alexandra Riepe ist das Phänomen mehr und mehr im Kommen: Es handele sich inzwischen um ein „eigenständiges Marktsegment”, dessen Entwicklungschancen vor allem in Europa noch erkannt werden müssen, schreibt sie in ihrem bereits 2011 erschienen Buch „Shoppingtourismus – Mehr als nur Einkaufen?” (Amazon 33,99 Euro). Das liege am veränderten Verhalten der Kunden, die das früher eher als lästige Pflicht empfundene Einkaufen zunehmend als Erlebnis empfänden. Für die Innenstadt von Palma und die Einkaufszentren sind das also beste Aussichten.

(aus MM 41/2021)

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