Auch in der Hotelbranche auf Mallorca dämmert es immer mehr Verantwortlichen, dass man mit einem umweltfreundlichen Müllmanagement besonders bei den zunehmend grüner angehauchten ausländischen Kunden Sympathiepunkte gewinnen kann. Wohl deshalb stellte die Kette Riu einen jüngsten Erfolg jetzt groß der Presse vor: Verkündet wurde, dass es im Rahmen der Kernsanierung des Hotels Riu Concordia an der Playa de Palma kurz vor und kurz nach dem Ausbruch der Pandemie gelungen sei, die meisten Rückstände im Wirtschaftskreislauf zu behalten und nur wenige der Müllkippe zuzuführen.
Ab Oktober 2019 fielen laut dem Hotelverband Fehm bei den Bauarbeiten 13.971 Tonnen Schutt, 971 Kilogramm Haushaltsgeräte und 242 Tonnen Möbel an. 776 Kilogramm der Elektrogeräte wurden wiederverwendet, die noch zu gebrauchenden Teile der nicht reparierbaren zur Weiterbenutzung entfernt. Ein Großteil der Möbel wurde der Stiftung Deixalles übergeben. Wäsche wie Handtücher, Laken und andere Textilien gingen an das Rote Kreuz.
Als erste Herberge auf der Insel erhielt das bei deutschen Urlaubern traditionell beliebte Haus jetzt eine offizielle Zertifizierung für geringes Abfall-aufkommen durch den Hotelverband Fehm und den öffentlichen Recycling-Betrieb Mac Insular. Es handele sich um ein „lebendiges Beispiel für die Kreislaufwirtschaft”, sagte die Fehm-Vorsitzende Maria Frontera am Freitag in Anwesenheit unter anderem des balearischen Tourismusministers Iago Negueruela. Das Interesse der Regionalregierung verwundert nicht: Nachhaltigkeit ist nunmal eines der Lieblingsthemen des Linksbündnisses, das Mallorca und die Nachbarinseln regiert. Ob mit Naturgas angetriebene Busse, Solarparks oder nachhaltiges Müllmanagement, die Balearen-Regierung hat sich auf die Fahnen geschrieben, in diesem Bereich Fortschritte zu erzielen.
Der Chef von Mac Insular, José María Bauzá, sagte, dass der Erfolg bei Riu durch einen wichtigen Vorgang zustandegekommen sei: Unterschiedliche Branchen hätten wie geschmiert zusammengearbeitet, um Nachhaltigkeit auf Mallorca voranzutreiben. „Wenn es die Bereitschaft innerhalb der Firmen gibt und einen Plan”, dann funktioniere das umweltfreundliche Müllmanagement, so Bauzá weiter.
Nicht nur bei einem Renovierungsprozess wie im Riu Concordia, auch im täglichen Betrieb können Hotels mit Nachhaltigkeit bei ihren Gästen punkten: So beschloss der amerikanische Hilton-Konzern im Jahr 2019, ein Seifen-Recyclingpogramm ins Leben zu rufen. 130 Tonnen Müll pro Jahr sollten damit eingespart werden. Die recycelten Seifen werden Menschen übergeben, die nicht genug Geld für Hygieneartikel haben. Auch andere Hotels schwammen und schwimmen auf der Nachhaltigkeitswelle mit.
Maßnahmen, die das Müllaufkommen im täglichen Betrieb verringern, sind folgende: Unter anderem wird die Vorratsmenge verderblicher Waren kontrolliert, um Überfluss zu vermeiden. Darüber hinaus werden Lieferanten ausgewählt, die kein unnötiges Verpackungsmaterial verwenden und Verpackungen zurücknehmen. Zudem werden Plastikwasserflaschen durch nachfüllbare Glasbehälter ersetzt. Portionierte Toilettenartikel werden abgeschafft, stattdessen werden nachfüllbare Spender installiert. Eine weitere Maßnahme ist, ältere Möbel nicht einfach wegzuwerfen, sondern – wie das auch beim zertifizierten Hotel Riu Concordia der Fall war – weiterzugeben.
(aus MM 42/2021)