Wahrscheinlich diesen Monat wird Eva Bezares Mas den Preis für den „Café con leche” und den „Cortado” um zehn Cent erhöhen. Sie leitet das Restaurant Casa Julio unweit der Plaça Cort in Mallorcas Inselhauptstadt Palma. Bezares Mas hört von ihren Lieferanten immer wieder: „Das Kilo Kaffeebohnen ist teurer geworden.“ 11,70 Euro zahlt die 47-Jährige mittlerweile für die Tüte, die sie gerade – am Tresen ihres Restaurants stehend – umarmt.
Gastronomin Eva Bezares Mas ist nicht allein: 90 Prozent der Bars, Cafeterien und Restaurants auf den Balearen haben im vergangenen Monat den Preis für Kaffee-Getränke erhöht. Diese Zahl nennt der Vorsitzende des Verbandes der Kaffee-Röstereien auf den Inseln, Toni Vallcaneras.
Er macht für den Anstieg zwei Faktoren aus: Zum einen die weniger ertragreichen Ernten in Brasilien und Vietnam. Das sind die zwei Länder, die den Balearen die meisten Kilogramm an Bohnen liefern. „Die Nachfrage nach Kaffee ist zwar gleich geblieben, doch es wurde weniger geerntet“, sagt Toni Vallcaneras. Corona habe dazu geführt, dass Kaffeebauern nicht wie gewohnt arbeiten konnten.
Zum anderen haben sich nach den Worten Vallcaneras die Transportkosten für Kaffeebohnen verdoppelt. Vor der Pandemie lag die Weggebühr für ein Kilo bei vier, fünf Euro. Nun werden acht Euro fällig, was einen nie dagewesenen Preisanstieg bedeute. Die Lieferanten geben die Kosten an die Abnehmer weiter, sprich: die Wirte.
Verbandsvorsitzender Vallcaneras vermutet, dass der Preis für das Kilo Bohnen in den kommenden Monaten wieder fallen wird. In den Lokalen aber werde der Kaffeepreis voraussichtlich nicht wieder gesenkt.
Immerhin wurde Eva Bezares Mas vom Casa Julio von ihrem Lieferanten auf den gestiegenen Preis hingewiesen. Mit ihm arbeitet das Restaurant seit 30 Jahren zusammen und will nicht wechseln. „Wir sind zufrieden“, sagt Bezares Mas und schaut auf das Paket Kaffeebohnen. Wenn sie den Preis bald anhebt, sei das verkraftbar: „Die Leute kommen nicht nur zum Kaffeetrinken zu uns.“
In Italien ist der Espresso besonders beliebt, in Spanien und Portugal erfährt der Cortado hohe Nachfrage. Das ist Kaffee mit einem Schuss Milch, damit das Getränk nicht so bitter schmeckt.
Der Cortado wird aus einem kleinen Glas getrunken, in die Tasse gefüllt wird hingegen der ebenfalls in Spanien populäre Café con leche, Kaffee mit Milch. Die Anteile beider Zutaten sind dabei in etwa gleich; das kann jedoch von Gastronom zu Gastronom variieren. In manchen Ländern heißt das Getränk auch „Café de desayuno“, Frühstückskaffee.
Etwas ganz anderes trinkt gerade die Deutsche Susanne Kilian auf der Terrasse ihres Lieblingslokals, der Bar Bosch an der Plaça Rei Joan Carles in Palma, unweit des Paseo del Borne. Sie stochert mit einem Stäbchen in einem Glas Gin, lässt sich aber trotzdem zu Kaffee befragen. Die 57-Jährige aus Santanyí sagt: „20 Cent mehr für den Kaffee sind kein Problem.“ Ihr Mann und sie kauften ohnehin schon fair produzierten Kaffee in einem Laden, der Produkte aus Dritte-Welt-Ländern anbietet. „Bei den Bauern soll etwas ankommen.“
Dass Kaffee teurer geworden ist, hat Susanne Kilian bereits in einigen Läden gemerkt. Zwei bis drei Tassen konsumiert sie jeden Tag. Ihr Mann fügt scherzhaft hinzu, dass das gar nicht stimmt und sie den ganzen Tag Gin trinkt.
Am Tresen der Bar Bosch verteilt Kellner Gustavo Millán Löffel und Untertassen auf einem Tablett. Danach schneidet er eine Tüte Kaffeebohnen auf und füllt sie in eine Maschine. Seit 21 Jahren arbeitet Millán in der Bar Bosch, seit 20 Jahren sei der Kaffee gefühlt nicht teurer geworden. „Vor eineinhalb Jahren haben wir den Preis um fünf Cent angehoben.“
Der Cortado kostet hier – an einem der besten Plätze Palmas – 2,10, der Café con Leche 2,15 Euro. Der Kaffee stammt aus Italien, sagt Gustavo Millán und füllt Milch in einen Behälter. Etwas anderes als teurer werdender Kaffee stört den 46-Jährigen viel mehr: Deutlich schlimmer in Spanien sei, dass der Strompreis so in die Höhe schieße.