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Kontrolliert die Deutsche Flugsicherung bald den Luftraum über Mallorca?

Im Kontrollturm von Palma arbeiten derzeit rund 55 Mitarbeiter. | R.L.

| Mallorca |

Eigentlich nichts neues: Aus Kostengründen werden einst staatlich verwaltete Verkehrsinfrastrukturanlagen wie Bus- und Bahnlinien oder ganze Flughäfen in Europa zunehmend privatisiert. Dazu gehören auch die Kontrolltürme oder Tower der Airports. Mitte Februar hatte das spanische Verkehrsministerium angekündigt, den Betrieb von sieben weiteren Kontrolltürmen öffentlich auszuschreiben. Seit 2011 wurden im Land bereits zwölf dieser Einrichtungen in andere Hände abgegeben.

Für die jetzt ausgeschriebenen Türme, zu denen auch der Tower auf dem Flughafen Son Sant Joan gehört, hat sich unter anderem auch die Deutsche Flugsicherung Gmbh (DFS) beworben, einer der Big Player innerhalb der europäischen Flugsicherungsbranche. Die DFS ist als beliehenes Unternehmen Teil der Luftverkehrsverwaltung des Bundes. Sie befindet sich im ausschließlichen Eigentum der Bundesrepublik Deutschland, die durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) vertreten wird. Die DFS beschäftigt über 5600 Mitarbeiter, darunter 2200 Fluglotsen. Es erwirtschaftete im vergangenen Jahr einen Gesamtumsatz von rund 1,4 Milliarden Euro. Neben 15 deutschen Airports wie Frankfurt und München kontrolliert das Unternehmen auch britische Lufthäfen.

Neben der deutschen Flugsicherung hat sich auch die italienische Enav um die Konzession der Luftfahrtkontrolle über Mallorca beworben. Enav befindet sich mehrheitlich im Besitz des italienischen Staates, hat aber seit dem Börsengang 2016 auch private Partner am Kapital. Nach eigenen Angaben ist Enav der fünftgrößte Flugsicherungsdienstleister in Europa und betreibt 45 Kontrolltürme.

Hintergrund: Nach der Liberalisierung der Fluglinien und Flughäfen hat sich die EU-Kommission seit 2010 auch die Flugsicherungen vorgenommen, die die hoheitliche Aufgabe wahrnehmen. Die bis dahin europaweiten Luftraumblöcke sind mittlerweile auf neun Blöcke zusammengeschrumpft. Die EU peilt bis 2030 einen Single European Sky (SES) an, also einen einheitlichen Luftraum, um nicht allein aus Umweltgründen bisherige „Umleitungen“ am Himmel aufgrund der verschiedenen nationalen Luftraum-Kontrollen zu eliminieren.

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