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Roboterfrauen und KI: Wie ein Deutscher die Immobilienbranche auf Mallorca umkrempeln will

Der Unternehmer Stephen Nickel aus Dortmund lebt seit 2007 auf Mallorca.Der 49-Jährige hat nach eigenen Angaben ein KI-Programm entwickelt, das zahllose Miet- und Kaufobjekte der Insel integriert hat. | privat

| Palma, Mallorca |

Verfolgt man die rasante Entwicklung von sogenannten „KI-Apps”, also Programmen, die auf einer künstlichen Intelligenz (KI) basieren, wird schnell klar: Es ist eine digitale Revolution, die sich da anbahnt, und das Potenzial zu haben scheint, ganze Berufsgruppen zu verändern oder sogar obsolet zu machen. Der Chatbot „ChatGPT” kann beispielsweise in wenigen Sekunden Texte generieren, für die ein menschlicher Texter bislang einige Stunden Arbeit investieren musste. Das Programm schreibt zudem auf Wunsch Codes für Programme und unterwandert so den bislang recht krisensicheren Beruf des Programmierers. Die App „Midjourney” generiert aus einer Texteingabe Logos und Bilder im Bruchteil der Zeit, die ein Designer dafür benötigen würde. Diese Technologie steckt heute noch in den Kinderschuhen und vollbringt dennoch bereits Dinge, die vor wenigen Jahren noch gänzlich unvorstellbar waren.

Das ist eine Entwicklung, die sowohl Fluch als auch Segen für die Gesellschaft sein kann, sagt der Unternehmer Stephen Nickel. „Ich bin mir sicher, es ist die größte technische Neuerung seit dem Internet, und sie kann in vielen Bereichen für uns alle extreme Demokratisierung bringen.” Das Erstellen von Bildern und Texten sei hier nur ein Kratzen an der Oberfläche, der vielen Möglichkeiten, die eine KI mit sich bringen würde. „Vor allem das Auswerten von großen Datenmengen kann durch diese Technologie massiv verbessert werden. Ein konkretes Anwendungsgebiet sieht Nickel dabei in der Immobilienbranche. Hier auf Mallorca und ebenso weltweit. „Jeder Immobilienmakler legt seine Datensätze unterschiedlich auf seiner Homepage an, und so ist es enorm schwierig, diese manuell zu vereinheitlichen, um sie dadurch effizient nutzbar zu machen. Da setzen wir an.” Gemeinsam mit seinem internationalen Team baute Nickel im vergangenen Jahr ein Bot-Programm, das wiederum eine Schnittstelle zu dem Chatbot „ChatGPT” hat.

Anschließend füttert der Unternehmer dieses Programm mit allen verfügbaren Datensätzen über Immobilien auf Mallorca. „Die KI kann diese vielen Daten hervorragend interpretieren und so sehr viel bessere und präzisiere Ergebnisse liefern, als das bisher beispielsweise durch Google möglich war.” In der Praxis soll es also künftig kein Problem mehr sein, dem Programm über einen Chat zu erklären, dass man gerne Zitronenbäume im Garten hätte, das Grundstück aber nur maximal zwei Kilometer vom Strand entfernt sein solle und der Eingang zur Finca auf keinen Fall mehr als drei Treppenstufen haben dürfe, weil man nicht gut zu Fuß sei. Zudem sei man noch prominent und brauche deshalb sehr viel Privatsphäre. Während man mit herkömmlichen Suchmethoden bei einer solchen Texteingabe wohl kaum ein Ergebnis bekommen würde, kann die KI die Wünsche interpretieren und so die Immobilie finden, die am nächsten an die gewünschten Parameter herankommt.

Ganz wichtig sei hierbei, zu verstehen, dass diese Technologie nicht nur für den Käufer oder Mieter einer Immobilie enorme Vorteile habe. „Besonders Immobilienbüros können enorm davon profitieren, was wir entwickeln.” Es sei schließlich so, dass mithilfe der KI der richtige Kunde zum richtigen Verkäufer oder Maklerbüro kommen würde. Oft hätten Makler zwar die richtige Finca im Angebot, aber der passende Kunde fehle. Im Prinzip ist es ein bisschen wie ein „Tinder für Immobilien”, sagt der 49-Jährige lachend, „wir suchen den perfekten Partner. Am Ende profitieren alle davon.” Das Geschäftsmodell sieht vor, die Immobilienbüros entweder gegen eine monatliche Gebühr zu festen Partnern zu machen oder bei erfolgreicher Vermittlung die Provision zu teilen.

Insgesamt gäbe es derzeit rund 74.000 Immobilien auf Mallorca, die zum Verkauf oder zur Vermietung angeboten werden. Auf der Domain mallorcamagic.es , die Nickel betreibt, sind mittlerweile 10.000 Immobilien-Datensätze hinterlegt. Somit sei die Homepage nach idealista.com und kyero.com bereits der drittgrößte Anbieter für Insel-Immobilien, wie sie auch von den inselweit bekannten Unternehmen angeboten werden. „Das Ziel ist es, am Ende alle Kauf- und Mietobjekte zu implementieren.” Getestet werden kann die KI mit den bestehenden Datensätzen bereits auf dem Instagram-Profil von mallorcamagic. „Dazu muss man einfach nur einen Chat mit unserem Chatbot starten.” Ana, so der Name des Bots, sei bisher zwar noch „statisch”, also keine echte künstliche Intelligenz, allerdings würde die KI bereits während des Chats im Hintergrund laufen und im Anschluss an die Suchanfrage hervorragende Ergebnisse per E-Mail liefern.

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