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Wie ein deutscher Unternehmer alles verkaufte und nach Mallorca zog

Thomas Pflaum mit Tochter Janina (M.) und Ehefrau Annette in Sant Elm beim Selfie. Besonders im Frühling und Herbst einer der Lieblingsorte der Familie. | Privat

| Palma, Mallorca |

Es sind vor allem zwei Dinge, an die sich Thomas Pflaum erinnert, wenn er an den ersten Mallorca-Urlaub mit seinen Eltern zurückdenkt. „Da ist dieses spezielle Odeur des mallorquinischen Frühlings und einer bestimmten, irgendwie nach Minze riechenden Pflanze, die hier blüht.” Auch den speziellen Duft des frisch gewischten Hotelbodens habe er noch bis heute in der Nase. „Schon seltsam, dass gerade so etwas bis heute hängengeblieben ist”, lacht der 65-Jährige. Er sei damals neun oder zehn Jahre alt gewesen, als er Mallorca das erste Mal besucht habe. Er wisse auch noch, dass die Familie damals im Hotel S’Olivera in Peguera gewohnt habe. „Das Haus gibt es heute noch.” Die Erinnerung an diese unbeschwerte Zeit habe damals den Grundstein für seine heutige Liebe zu der Insel gelegt.

Geboren in Kassel und aufgewachsen im niedersächsischen Wolfenbüttel wird Pflaum mit 14 Jahren niedersächsischer Tennis-Jugendmeister seiner Altersklasse. „Ich erinnere mich daran, dass ich Hausaufgaben neben dem Tennisplatz machte, die Spieler beobachtete und daran dachte, wie sinnlos diese Schularbeiten sind, denn eigentlich wollte ich ja Tennisprofi werden.” In einer Zeit bevor Boris Becker die Popularität dieses Sports und somit auch der Verdienstmöglichkeiten nachhaltig beeinflusste, ist Thomas Pflaums Vater wenig begeistert von den Ambitionen seines Sohnes. „Er stand meiner Profikarriere regelrecht im Weg und wollte mir diese partout nicht finanzieren.” Ein junger Mensch benötige schließlich keine Flausen im Kopf, sondern eine solide Ausbildung. Dem elterlichen Druck schließlich doch nachgebend, zieht Pflaum nach Berlin und absolviert eine kaufmännische Ausbildung bei einem namhaften Schuhhaus.

Den Traum vom Profisportler endgültig ausgeträumt, steckt er sich anschließend neue Ziele. Anfang der 1990er Jahre etabliert er eine der ersten Ticket-Hotlines in Deutschland. „Wir hatten damals Kunden wie Radio Energie, Herta BSC, Alba Berlin. Das waren sehr spannende Jahre.” Die Firma setzte damals rund 1200 Tickets pro Tag um und war somit deutschlandweit eine der größten dieser rasant wachsenden Branche. Ungefähr zu jener Zeit entdeckt Pflaum, jetzt mit seiner eigenen Familie, seine Liebe zu Mallorca neu. „Mit unserer Tochter Janina waren wir 1990 das erste Mal hier, und die Insel hatte für mich auch nach all den Jahren kein bisschen von ihrem Zauber verloren.” Kurz vor dem Jahr 2000 nimmt sich Pflaum eine zweijährige berufliche Auszeit und wird anschließend bei dem Kurzreiseveranstalter Daydreams Holidays im nordrhein-westfälischen Kleve Vertriebsleiter für ganz Europa. „Dort habe ich zwei Dinge über mich gelernt. Zum einen wollte ich nicht mehr als Angestellter arbeiten, und zum anderen ist es schwierig, in Kleve zu leben, wenn du einmal Berliner-Luft geschnuppert hat.”

Was folgt, ist die erneute Selbstständigkeit und die zehnjährige Führung der eigenen Marketing-Agentur in der Hauptstadt. „Besonders in den Jahren vor unserer finalen Auswanderung nach Mallorca hatten wir ganz schnell Goldstatus bei Air Berlin”, schmunzelt der Unternehmer und erzählt weiter, „wir sind eine Weile ungefähr zehn bis zwölf Mal im Jahr nach Mallorca gekommen und je öfter wir auf der Insel waren, desto schwerer fiel uns jedes mal der Rückflug nach Deutschland.” 2013 dann verkauft Pflaum seine Firma, um mit seiner Frau Annette jetzt endlich vollständig auf der Insel anzukommen. „Ich wollte vor allem weniger arbeiten, aber das sollte wohl nicht sein.”

Nach einem schweren Herbststurm bittet ein Freund Pflaums ihn, mal in dessen Haus in Costa de la Calma nach dem Rechten zu schauen. „Ich war gerade dabei, die Schäden zu beseitigen, als die Nachbarin auf mich zukommt, mir ihre Hausschlüssel in die Hand drückt und mich bittet, auch bei ihr immer mal wieder vorbeizuschauen, wenn sie nicht da ist.” Alle Versuche, ihr zu erklären, Pflaum würde hier nur einen Freundschaftsdienst leisten, bleiben vergebens. „Sie wollte am Ende auch noch den Schlüssel ihrer Nachbarin bei mir abgeben.”

Thomas Pflaum beginnt zu verstehen, wie viel Nachfrage es nach dieser Art von Dienstleistung auf Mallorca gibt. Wieder zu Hause, reift eine Idee: „Wir dachten uns, das könnte ein netter Nebenverdienst werden. Wir waren zu dem Zeitpunkt noch nicht komplett auf die Insel ausgewandert, und so könnten wir wenigstens die Flüge zwischen Deutschland und Mallorca steuerlich absetzen.”

Aus dem damaligen Freundschaftsdienst heraus entsteht in den vergangenen Jahren die Firma Mallorca Engel Services, heute, mit inselweit rund 500 Immobilien und 50 Angestellten einer der erfolgreichsten Dienstleister für die Betreuung von Mallorca-Immobilien. „Wir lösen und bearbeiten täglich rund 2000 Aufgaben und Probleme unserer Kunden.” Zwar habe weder er noch seine Frau, die das Unternehmen damals mitgründete, jetzt wie geplant weniger Arbeit als in Deutschland. Aber dennoch sei das hier etwas anderes. „Während meiner Laufbahn habe ich fast immer Anzug und Krawatte getragen. Heute lebe ich ein Leben mit offenem Kragen – und das fühlt sich verdammt gut an.”

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