Man hätte keinen unpassenderen Moment wählen können. Nur wenige Tage vor Beginn der Palma International Boatshow am vergangenen Wochenende, der größten Leistungsschau für die regionale Boots- und Wassersportbranche, verkündete die Landesregierung im Rahmen der Vorstellung des neuen Hafenordnungsplans ein Moratorium für den Bau und die Erweiterung aller Yachthäfen und Marinas auf der Insel. In den kommenden 15 Jahren dürfen auf dem Archipel keine neuen Liegeplätze im Wasser entstehen. Die Regionalregierung in Palma will damit den negativen Auswirkungen der Freizeitschifffahrt für Küste, Meer und generell der Umwelt entgegenwirken.
Vorausgegangen war dem neuen Ordnungsplan nach Angaben der Landesregierung eine entsprechende, unabhängige Umweltverträglichkeitsstudie in zahlreichen Häfen. Die Studie habe dazu gedient, die Anzahl der geplanten Liegeplätze anhand der Anzahl der Boote, die an den Stränden, Buchten oder Ankerplätzen der balearischen Küste überhaupt liegen können, zu quantifizieren. Das Moratorium stoppt damit insgesamt elf beantragte Projekte von Häfen zur Erweiterung ihres Liegeplatzangebotes. Auf Eis gelegt sind gleichzeitig mehrere eingereichte Anträge zur Installierung von Bojenfeldern in verschiedenen Buchten auf Mallorca und den Nachbarinseln.
Der neue Hafenordnungsplan auf den Inseln sieht neben dem Baustopp in den Marinas immerhin die Schaffung von temporären Bojenfeldern entlang den Küsten vor. Außerdem soll an Land die Ausweisung von Industrieflächen in Trockenliegeplätze innerhalb der Gemeinden vereinfacht werden. Damit können Boote und Yachten, die über einen längeren Zeitraum nicht genutzt werden, ihre Hafenplätze frei machen, um an Land zwischengelagert zu werden. Trockenliegeplätze sollen sowohl in der Nähe von Hafenanlagen als auch im Inselinneren ermöglicht werden.
Gegenwärtig umfassen die von der regionalen Hafenbehörde Ports IB direkt verwalteten Anlagen 47 Häfen und Marinas, 13 Bojenfelder sowie 13 Rampenanlagen auf den gesamten Balearen, was einer Gesamtzahl von etwa 14.500 Liegeplätzen entspricht. Die Zahl der gebührenpflichtigen öffentlichen Rampen zum Trailern kleinerer Boote soll im Zuge des Hafenordnungsplanes jedoch noch erhöht werden. Derzeit kostet die Benutzung dieser meist in unmittelbarer Nähe der Häfen liegenden Trailerrampen 64 Euro im Jahr.
Obendrein will die Landesregierung das Yachten-Timesharing mithilfe von Steuererleichterungen und Zuschüssen fördern. Potenzielle Käufer und Eigentümer sollen damit angeregt werden, ihre Boote mit anderen Interessierten zu teilen, um sowohl Anschaffungskosten, aber vor allem laufende Kosten, wie Liegeplatz und Wartung, zu reduzieren. Ob und wie weit sich das Yachthafen-Moratorium auf das eh schon knappe Angebot an Liegeplätzen auswirkt, bleibt abzuwarten. Die Liegeplatzpreise in den Häfen der Balearen liegen im Vergleich zu denen auf dem Festland wie Valencia oder Barcelona bereits doppelt so hoch. Und das bei steigender Nachfrage. Viele Yachtbroker auf der Insel finden für Neuboote kaum noch Liegeplätze, was den Verkauf von Yachten insbesondere ab einer Schiffslänge von zwölf Metern und mehr extrem erschwert.