Arne Ploch weiß, wie man Träume verkauft. Seit 25 Jahren arbeitet der Deutsche in Palma als Senior Sales Broker für die ehemalige, 1782 gegründete britische Bootswerft Camper & Nicholson, die im Laufe ihrer Geschichte zu einem der renommiertesten Superyachthändler auf dem Globus konvertierte. Zum Portfolio des Unternehmens gehören einige der teuersten und exklusivsten Privatyachten, die auf den Weltmeeren kreuzen.
Ein Geschäft, das augenblicklich so gut läuft, wie selten zuvor. „Wir bedienen einen seit Jahren wachsenden Markt. Von Krise keine Spur”, sagt Ploch und blickt wie zum Beweis dafür aus seinem Büro im La-Lonja-Hafen in Palma, wo gerade eine 12-Millionen-Euro-Motor-yacht für die noch bis Sonntag dort stattfindende internationale Bootsmesse anlegt.
Camper & Nicholson ist auf der Boatshow wie jedes Jahr mit mehreren Yachten vertreten. Die teuerste von ihnen hat den einfallsreichen Namen „AAA”, misst 160 Fuß (rund 50 Meter) und steht zum Verkauf für die astronomisch klingende Summe von knapp 26 Millionen Euro. „Yachten dieser Länge werden von vielen Menschen als reines Spielzeug von Reichen angesehen, auf die der Rest der Welt gut und gerne verzichten könnte”, erklärt der Deutsche. Doch das sei ein Irrtum. In Wahrheit handle es sich bei den schwimmenden Fünf-Sterne-Unterkünften um kleine Unternehmen, die der Region, in der sie festmachen, saftige Einnahmen bescheren. „Eine 40-Meter-Yacht verschlingt im Jahr im Durchschnitt eine Million Euro nur an Nutz- und Wartungskosten. Bei der vor kurzem in Palma festgemachten 180-Meter-Gigayacht Koru von Amazon-Gründer Jeff Bezos dürften das sogar die monatlichen Kosten sein. Davon leben nicht nur Dutzende von Handwerker und Service-Dienstleister inklusive ihrer Familien”, sagt Ploch. „Auch die öffentliche Hand verdient dank diverser Steuereinnahmen an diesen schwimmenden Firmen mit”.
Ähnlich bewertet die balearische Landesregierung die Nautikbranche als hinter dem Tourismus zweitstärksten Wirtschaftsmotor der Region. Knapp eine Milliarde Euro pro Jahr spülen Brokerfirmen, Charterunternehmen, aber insbesondere die auf die Wartung und Reparatur von Privatyachten spezialisierte Refit-Branche in die Kassen der Region. Darin noch nicht einmal eingerechnet sind die Ausgaben von Bootseignern, deren Bordgästen und Crews sowie den Charterurlaubern in Hotels, Bars und Restaurants der Region.
Nach einem Bericht des auf die Bewertung von Privatyachten spezialisierten Unternehmens Vesselsvalue wurden 2021 rund 880 Superyachten –also Schiffe mit einer Länge von mehr als 24 Metern – weltweit verkauft. 2019, also vor dem Ausbruch der Pandemie, waren es noch halb so viele. Insgesamt schippern aktuell über 9000 Superyachten über die Weltmeere.
„Bei knapp 5400 davon handelt es sich mittlerweile um Yachten mit einer Größe von mehr als 30 Metern”, sagt Arne Ploch. 2010 habe diese Zahl noch 3700 betragen. Oder anders gesagt: Die Zahl der Superyachten wird nicht nur von Jahr zu Jahr größer, auch ihre Länge nimmt im gleichen Zeitraum zu.
Und das könnte bereits mittelfristig dazu führen, dass Mallorca als einer der Hotspots für Luxus-yachten im Mittelmeer schon bald aus dem Rennen geworfen wird. „Die Mehrzahl der Häfen mit Ausnahme des Club de Mar in Palma und seiner über 100 Meter langen Anlegmole auf den Balearen können Yachten mit einer maximalen Länge von 60 Metern bedienen”, erklärt Ploch. Zwar könnten auch größere Boote die Inseln anlaufen, um hier im Sommer vor Anker zu gehen, aber als Basishafen für richtig große Pötte seien die Marinas der Inseln nicht geeignet.
„Andere Mittelmeerhäfen wie Valencia oder Tarragona haben sich bereits seit Jahren auf die Ankunft von Mega- und Gigayachten vorbereitet und können entsprechende Serviceleistungen bieten”, so der Deutsche.
Ein weiteres Problem für viele ausländische Superyachteigner, die ihren Basishafen gerne nach Mallorca verlegen würden, sind die strengen Auflagen in Spanien für die Vercharterung. „Die meisten unserer Kunden nutzen ihre Yacht für ein paar Wochen im Jahr. Um einen Teil der Wartungskosten wieder reinzuholen, würden sie gerne ihre Schiffe für eben diesen ungenutzten Zeitraum vermieten. Das ist aber nach geltendem spanischen Recht nur unter undurchsichtigen Auflagen möglich”, sagt Ploch.