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Wie ein Startup Mallorcas Gründerszene auf den Kopf stellen möchte

Amanda Balieiro (l.) , Gründer Patrick Visser (M.) und Toni Grunwald (r.) von Max Ventures. | Patrica Lozano

| Mallorca |

In Bermudas, Polo-Shirt und Badelatschen kommt der 2,02 Meter große Patrick Visser zum MM-Gespräch - statt im grauen Business-Anzug, gebügelten Hemd und Krawatte. Somit repräsentiert der 49-jährige Niederländer das lockere Lebensgefühl der Startup-Szene des 21. Jahrhunderts, die mit ihrer Lässigkeit mit den Konventionen früherer Zeiten im Wirtschaftssektor bricht. In Palmas Stadtviertel El Terreno hat der heute 49-Jährige auf 320 Quadratmetern innerhalb von wenigen Monaten Mallorcas ersten Business Accelerator "Max Ventures" hochgezogen. Doch was steht eigentlich hinter dieser Business-Idee?

Zu Deutsch bedeutet "Accelerator" ganz einfach Beschleuniger, und es handelt sich um eine Institution, die Startups durch intensives Coaching in Entwicklungsprozessen unterstützt, sprich "beschleunigen" will. Bei "Max Ventures" muss sich ein Startup zunächst anhand von 50 Fragen für das zweimonatige Coaching-Programm bewerben, für das zwischen 500 bis 1500 Euro fällig werden. Nach der Zusage werden den Teilnehmern durch ein intensives Online-Coaching mit einem erfahrenen Mentor mehrmals die Woche Inhalte zu speziellen Themen wie Buchhaltung oder internationalem Marketing vermittelt. Last but not least hilft "Max Ventures" dem jeweiligen Startup-Gründer auch ein sogenanntes "Pitch Deck" zu erstellen. Anhand dieses Business-Plans können die Gründer zum Ende des Programms hin potenzielle Investoren von ihrer Geschäftsidee überzeugen.

Zahlreiche Erfahrungen und berufliche Stationen auf seinem Lebensweg halfen Patrick Visser, sein neues Business-Projekt "Max Ventures" ins Leben zu rufen. Mit bereits 17 Jahren hat er seine Heimat Leimuiden, ein 5000-Seelen-Dorf in den Niederlanden, verlassen. Nach Stationen auf den Kanarischen Inseln, in Griechenland, Australien, Taiwan, Indonesien, Indien, Sri Lanka, an der Costa del Sol, in London, Panama und Israel ist er auf Mallorca gelandet. In mehreren Ländern arbeitete Visser neun Jahre für eine Hotelkette, bevor er in den 2000er-Jahren angefangen hat, Immobilienbüros zu gründen. Zudem versuchte er sich erfolgreich als Hypotheken-Berater und besaß ein Software-Unternehmen. Sein darauffolgendes Projekt im Bereich Wiederaufforstung in Panama, in das er sechs Jahre investierte, lief jedoch nicht ganz so wie erhofft. "Ich hatte nicht immer ein goldenes Händchen, und einmal viel Geld verloren. Doch aus einem Fehltritt kann man besonders viel lernen", erklärt er in beinahe perfektem Deutsch. 2013 eröffnete er eine Krypto-Börse, um wenige Jahre später wieder in den Immobiliensektor einzusteigen und danach eine Crowdfunding-Plattform zu starten. Seit sieben Jahren wohnt der Holländer nun auf der Balearen-Insel. Sein siebenjähriger Sohn, der noch in Israel geboren wurde, geht hier mittlerweile auf eine englischsprachige Privatschule.

Bei einem seiner zahlreichen Hobbys, zu denen Hochseefischen, Tauchen und Padel-Tennis gehören, hatte Visser den Einfall für sein Projekt. "Beim Padel fiel mir auf, dass es hier viele erfolgreiche Geschäftsleute in meinem Alter gibt, die sehr viel Freizeit haben." Demzufolge müsste es entsprechend viele Startups auf der Insel geben, schlussfolgerte Visser. Doch stellte er später fest, dass es hier noch viel Bedarf gebe. Im Oktober 2021 machte Visser daraufhin im El Terreno ein Büro - "Max Ventures" - auf, das Startups als Co-Working-Space dienen sollte. Mittlerweile haben hier drei Firmen Räume gemietet, doch auch Einzelpersonen können tageweise einen Einzeltisch oder auch einen Podcast-Raum nutzen. Mit einem Fonds von rund einer Million Euro gründete Visser dann im Juli 2022 den "Business Accelerator". Zwei weitere Mitarbeiter, Amanda Balieiro und Toni Grunwald, ergänzen das Team von "Max Ventures".

Von den Vorzügen Mallorcas als Wirtschaftsstandort ist Visser überzeugt. "Wir haben hier High-Speed-Internet, an der Technologie fehlt es also nicht. Auch das Geld ist nicht das Problem, denn es gibt zahlreiche Privatinvestoren. Bei Neugründungen ermöglicht die Regierung eine Zeitlang steuerliche Vorteile." Eine Art Silicon Island, als Technologie-Eiland nach US-amerikanischem Vorbild, sieht Visser jedoch noch nicht in greifbarer Zukunft als Realität für Mallorca. "Es ist eine super Idee. Doch kann man lange darüber reden, man muss es einfach machen! Je mehr Leute dabei an einem Strang ziehen, umso besser."

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