Folgen Sie uns F Y T I R

Speiseöl plus 42,2 Prozent, Zucker plus 37,6 Prozent: Darum steigen die Preise auf Mallorca so stark an

Mallorca ist eine zunehmend teure Insel, vor allem für die Menschen, die hier leben

Wer in den Supermarkt geht, kommt gehörig ins schwitzen | Archiv Ultima Hora

| |

Ob Lebensmittel, Dienstleistungen oder Immobilien: Die Preisentwicklung auf Mallorca kennt weiterhin nur eine Richtung – nach oben. Zwar hat sich die Inflationsrate zuletzt etwas abgeschwächt, aber auch im September lagen die Ausgaben für den zugrundeliegenden Warenkorb wieder deutlich höher als im selben Monat des Vorjahres, diesmal um vier Prozent. Spanienweit lag die Inflation bei 3,5 Prozent. Das meldet das spanische Statistikamt.

Tiefer in die Tasche greifen mussten Verbraucher vor allem für Lebensmittel und nichtalkoholische Getränke, die einen Preisanstieg von mehr als zehn Prozent gegenüber dem September 2022 verzeichneten. Geradezu explodiert sind die Preise für Speiseöle und Fette (plus 42,2 Prozent) sowie Zucker (plus 37,6 Prozent). Erfrischungsgetränke und Säfte legten um satte 15 Prozent zu, Kartoffeln und Milchprodukte um zwölf Prozent, Schweinefleisch um 11,8 Prozent. Auch die Preise für Alkohol und Tabakwaren stiegen deutlich (plus 7,9 Prozent). Am stärksten sanken die Kosten für Wohnen sowie dessen Nebenkosten: Strom, Gas und Wasser (minus 11,4 Prozent).

Auch das Eingreifen der Zentralregierung konnte den Anstieg der Lebenshaltungskosten nicht stoppen. Seit Beginn des Jahres gilt für viele Lebensmittel ein reduzierter Mehrwertsteuersatz. Bei Brot, Eiern, Obst und Gemüse etwa wird derzeit überhaupt keine Mehrwertsteuer fällig. Bei Teigwaren und Ölen wurde der Steuersatz von zehn auf fünf Prozent gesenkt. Die Maßnahme gilt vorerst bis Ende des Jahres. Dennoch steigen die Preise in den Supermärkten weiter unaufhaltsam – und das, obwohl die Regierungsmaßnahme an die Bedingung gekoppelt ist, dass Unternehmen dadurch nicht ihre Gewinnmarge vergrößern dürfen. Kontrolliert aber wird das von offizieller Seite nicht.

Verbraucherschutzorganisationen üben Kritik daran und verfolgen ihrerseits die Entwicklung genau. Die Organización de Consumidores y Usuarios (OCU) etwa vergleicht regelmäßig die Preise von 236 ausgewählten Produkten in mehr als 1000 Geschäften in 65 Städten im ganzen Land. Das Ergebnis: Die Preise stiegen von Mai 2022 bis Mai 2023 um durchschnittlich 14,1 Prozent. In den vergangenen zwei Jahren habe die Teuerung bei mehr als 30 Prozent gelegen.

Eine deutliche Preissteigerung gab es in den vergangenen Jahren auch im Immobilienbereich. Seit 2015 etwa ist der Preis für Wohnraum auf den Inseln um 75 Prozent gestiegen, wie die MM-Schwesterzeitung „Ultima Hora” berichtet. Das gehe aus Zahlen des spanischen Bauministeriums hervor, denen die offiziellen Schätzwerte bei Immobilientransaktionen zugrunde liegen. Vor acht Jahren lag der durchschnittliche Quadratmeterpreis demnach bei 1499 Euro, im ersten Quartal dieses Jahres dagegen bei 2626 Euro. Der Durchschnittspreis für eine 80 Quadratmeter große Wohnung auf den Balearen stieg von etwa 120.000 Euro auf 210.000 Euro. Spanienweit lag die Teuerung derweil bei gerade einmal 22 Prozent. Die Statistiken des Ministeriums reichen bis ins Jahr 2005 zurück, bis in die Zeit des Immobilienbooms also. Damals lag der durchschnittliche Quadratmeterpreis auf den Balearen bei 1966 Euro – deutlich unter dem Wert von heute.

Auch auf dem Mietmarkt ist die Lage nicht besser: Das Immobilienportal Idealista meldet für September einen Durchschnittspreis von 16,20 Euro pro Quadratmeter. Das sei gleichbedeutend mit einem Plus von 22,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Angaben des Portals Fotocasa zufolge ist der durchschnittliche Mietpreis auf den Balearen im Laufe des vergangenen Jahres gar um 34 Prozent auf 16,60 Euro pro Quadratmeter gestiegen.

Für Inselbewohner mindestens ebenso entscheidend wie das Preisniveau ist die Höhe der Gehälter – und da schneidet Mallorca ebenfalls eher schlecht ab. Das durchschnittliche Bruttojahresgehalt lag auf den Balearen im Jahr 2021 Daten des Finanzamtes zufolge mit 19.791 Euro noch unter dem spanienweiten Durchschnitt (21.519 Euro). Laut dem aktuellen Gehaltsmonitor des Personaldienstleisters Adecco lag das durchschnittliche Monatsbruttogehalt auf den Balearen zuletzt bei 1721 Euro und damit um ziemlich genau 100 Euro unter dem nationalen Durchschnitt. Damit verdienen die Inselbewohner deutlich weniger als es etwa in Deutschland der Fall ist. Laut Statistischem Bundesamt liegt das Bruttomonatseinkommen dort im Schnitt bei 4100 Euro. Auch der Trend ist alles andere als positiv: Während das Durchschnittsgehalt in Deutschland seit 2013 um 700 Euro gestiegen ist, ist das Niveau auf den Balearen in dem Zeitraum in etwa gleichge-blieben.

Das Plus an Kaufkraft internationaler Urlauber wurde zum Teil jedoch durch die steigenden Preise in der Tourismusbranche wieder aufgehoben. Zahlen des Statistischen Bundesamtes zufolge lagen beispielsweise die Preise für internationale Flüge im ersten Halbjahr 2023 um 24,9 Prozent über denen des Vorjahreshalbjahres. Tickets ins europäische Ausland verteuerten sich gar um 31,9 Prozent. Aber auch für Pauschalreisen seien die Preise seit Ende der corona-bedingten Reisebeschränkungen „sehr stark” gestiegen: Sie kosteten im 1. Halbjahr 2023 durchschnittlich 10,2 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Vergleichsweise hohe Preisanstiege gab es demnach bei Pauschalreisen auf die Balearen (+13,5 Prozent).

Auch Mallorcas Hoteliers haben in den Sommermonaten ihre Preise deutlich angehoben. Das geht aus Daten des spanischen Statistikamtes hervor. Demnach lag der durchschnittliche Zimmerpreis im Juli bei 145,50 Euro, im August gar bei 159,40 Euro. Beide Werte übertreffen die des Sommers 2022 deutlich. Laut spanischem Statistikamt lagen die Preise im Bereich Gastronomiebetriebe und Hotels im September auf den Balearen um 6,3 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Dennoch ist Spanien in diesem Bereich weiterhin ein eher günstiges Reiseland, wie das Statistische Bundesamt meldet. Die Preise in Hotels und Gaststätten sind nämlich durchschnittlich 18 Prozent niedriger als in Deutschland. Noch günstiger ist es unter den ausgewählten Urlaubsländern nur in Griechenland, Portugal, Malta, Montenegro, Rumänien, der Türkei und Albanien.

Meistgelesen