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Mallorca von oben genießen: So funktioniert die Helikopter-Piloten-Ausbildung auf der Insel

MM war bei einem Rundflug über dem Tramuntana-Gebirge mit einem Ausbilder des Aeródromo de Son Bonet dabei

Kurs über die Gipfel Richtung Küste: Der deutsch-mallorquinische Flugpilot Marc Buades in seinem Element, einem viersitzigen, einmotorigen Robinson 44-Helikopter. | Patrica Lozano

| Marratxí, Mallorca |

Leichter Regen fällt an jenem Freitagmorgen vom Himmel und es ist noch eine ziemlich verschlossene Wolkendecke am Firmament auszumachen, als sich der deutsch-mallorquinische Hubschrauberpilot Marc Buades auf den Weg zur Arbeit macht. Als er den Flughafen Son Bonet, der zwischen Palma und Marratxí gelegen ist, erreicht, kommt jedoch plötzlich die Sonne hervor und der Himmel lichtet sich. "Auf Mallorca haben wir eigentlich den Vorteil, dass wir 320 Tage im Jahr fliegen können", erzählt der 31-jährige Helikopterkapitän dem MM-Redakteur, der bei dem Flug samt Fotografin mit an Bord ist.

Auf dem Landeplatz des Aeródromo de Son Bonet: Flugschüler Rafa García, die Piloten Bertie Hughes und Marc Buades sowie Heli-Firmenchef Stewart Jones.

Im vergangenen Jahr war Buades für einige Zeit in Deutschland, wo die Flugbedingungen aufgrund der Witterung eben doch gravierend anders sind, wie er sagt: "Wir wollten im Siegerland in Westfalen eine Maschine abholen und mussten zweieinhalb Monate warten. Denn es gab keinen einzigen Tag mit gutem Wetter, es war immer nebelig und die Wolken hingen zu niedrig, um zu fliegen."

Vor dem Abflug prüft Buades, ob die Schrauben korrekt angezogen sind und genug Treibstoff im Tank vorhanden ist.

Das sei Buades zufolge auch ein Grund, warum tatsächlich auch viele Ausländer, darunter deutsche Lufthansa-Piloten, auf die Baleareninsel kommen würden, um hier Flugstunden zu nehmen und wieder mit ihrer Helikopter-Fluglizenz im Koffer abzureisen. Auch der Spanier Rafa García gehört zu denjenigen, die sich hier im "The Helicopter Centre" auf dem Gelände von Mallorcas historisch ältestem Flughafen ausbilden lassen, Kostenpunkt ab 410 Euro pro Flugstunde. "Ich komme jede Woche für die Ausbildung von Formentera her. Das ist jetzt der zweite Monat, doch werde ich insgesamt ein ganzes Jahr für meine Privat-Piloten-Ausbildung brauchen", so García gegenüber MM. Der angehende Pilot erwirbt die Lizenz zunächst einmal nur aus privaten Gründen, wofür 45 Flugstunden Pflicht sind. Sollte er es sich doch noch anders überlegen und Berufspilot werden wollen, müsste er mindestens 190 Stunden absolvieren. Zudem muss der Flugschüler auch für den Theorieteil der Prüfung büffeln, in der er sich derzeit die Windgesetze und die meteorologischen Basiskenntnisse aneignet. An dem heutigen Tag jedoch muss Rafa García sich in der Praxis in luftigen Höhen über der Insel beweisen und an den Heli-Steuerknüppel ran.

Neben den Kreuzfahrtschiffen in Palmas Hafen ist auch die Kathrale der Heiligen Maria aus luftiger Höhe zu sehen.

Im Hubschrauber-Cockpit sitzt links neben ihm sein Fluglehrer Marc Buades und verfolgt aufmerksam jede seiner Bewegungen. Bevor der Sechszylinder-Boxermotor der US-amerikanischen Robinson R44 angeworfen wird, ziehen sich alle vier Passagiere einen Gehörschutz an, in dem ein Kopfhörer samt Mikrofonarm integriert sind. "Wir kommunizieren nicht nur untereinander hier in der Maschine, sondern auch mit anderen Piloten, die in der Luft unterwegs sind oder mit dem Flugtower", so Buades. Dabei sagt der Pilot zuerst seinen Namen in die Sprechanlage, und gibt sodann seine exakte Position, die Flughöhe und sein Flugziel auf Englisch und Spanisch an.

Der abgelegene Port de Sóller im Nordwesten Mallorcas ist vom Hubschrauber aus an seiner fischartigen Form erkennbar. (Foto: ds)

Bevor der Helikopter das blau leuchtende Himmelsgewölbe stürmt, führen der Pilot und sein Lehrling noch ein kurzes Check-Up an der Maschine durch. "Wir prüfen, ob die Schrauben korrekt angezogen sind, ob wir genug Öl haben und Treibstoff im Tank haben, das ein spezielles Flugbenzin mit dem Namen Avgas ist", führt Buades auf. Sodann steigt die Maschine endlich steil in die Lüfte und schwingt sich auf eine Höhe von 2000 Fuß über die Balearenhauptstadt. Der Propeller dreht sich exakt 6,8 Mal pro Sekunde, was dazu führt, dass sich der Helikopter mit 120 Knoten, also rund 222 Stundenkilometer, durch die Lüfte bewegt.

Schon bald nach dem Abheben ist das Gefängnis von Palma in Miniaturform zu sehen und südöstlich davon das Fußballstadion Son Moix zu erkennen. Aus der Ferne sind die majestätische Kathedrale sichtbar, und unweit davon der Hafen Palmas, in dem sich ein paar Kreuzfahrtschiffe befinden.

Flugpilot Buades und sein Schüler García übernehmen abwechselnd die Kontrolle über das Flugobjekt, glücklicherweise sind die leichten Windturbulenzen an diesem Tag kaum spürbar. Der Fluglehrling soll dabei auch gezielt den Umgang mit dem rechten Steuerknüppel, dem sogenannten Cyclic, lernen, der dazu verwendet wird, um den Hubschrauber nach links, rechts, vorne oder hinten zu bewegen. Die linke Hand hingegen bedient den Collective, der für das Sinken und Schweben verantwortlich. "Mit den Pedalen wird der Heckrotor gesteuert, welcher beim Schwebeflug die Nase nach rechts oder links manövriert”, erklärt Buades fachmännisch. Das Fluggerät mit seinen vier Insassen nimmt Kurs auf Valldemossa und fliegt über das Tramuntana-Gebirge hinweg. Tennis-Courts, Schafherden auf grünen Weiden und Schwimmbäder sehen aus dieser Höhe wie Spielzeuge aus. „Hier unten, in dem Tal bei Bunyola sieht man das Hotel von Richard Branson", sagt Pilot Marc Buades durch die Sprechanlage. Auch S’Estaca, die luxuriöse Finca von Michael Douglas, ist deutlich samt Swimming-Pool wahrzunehmen.

Von oben sieht das Luxusanwesen S’Estaca von Michael Douglas und Catherine Zeta-Jones bei Valldemossa wie ein Spielzeughaus aus.

Weiter geht es sodann an die Nordküste entlang Richtung Port de Sóller, wobei das Blau des Meeres in all seinen Nuancen schimmert und sich Strände mit schrofferen Felsen, Buchten und Bergkulissen abwechseln. Gegen Ende der einstündigen Flugreise wird das Wissen des Lehrlings bei einer Autorotations-Übung über dem Fluggelände auf die Probe gestellt. Buades sagt: "Dabei wird der Motor für kurze Zeit ausgestellt und die Rotorblätter bewegen sich durch die Windkraft angetrieben automatisch weiter, wobei der Heli langsam sinkt, aber alles absolut sicher ist."

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