Es ist, als besteige man ein normales Mittelklasseauto: Weich schmiegt sich der Sessel ans Gesäß, rechts neben dem Lenkrad ist ein computerähnlicher Schirm zu sehen, eingeengt fühlt man sich nicht.
Und das, obwohl das Gefährt winzig wie ein Smart ist. Es ist aber kein Smart, sondern der Prototyp des Liux Geko, der am Donnerstag der vergangenen Woche im Showroom der Mietwagenfirma OK Mobility im Gewerbegebiet Son Castelló auf Mallorca bei Häppchen und Wein vorgestellt wurde. Das spanische Mini-Elektroauto soll ab Herbst des kommenden Jahres in Serie in Majadahonda bei Madrid gefertigt werden, 5000 Wagen sollen innerhalb von drei Jahren an das von Othman Ktiri geleitete Unternehmen ausgeliefert werden. Dieser Auftrag dürfte dem Start-up erstmal einige Jahre Überleben sichern.
Während die Autoindustrie in deutschen Landen – siehe die aktuelle VW-Krise – immer mehr Probleme bekommt, sieht man im derzeit wirtschaftlich besser laufenden Spanien in E-Autos die Zukunft. Vor allem in Städten und auf Inseln wie Mallorca.
Ok-Mobility-Chef Othman Ktiri, der sich als mutiger Visionär in der Branche in den vergangenen Jahren einen Namen gemacht hatte, zeigte sich bei der Vorstellung des mit nachhaltigen Materialien wie Flachsfasern und recycelbaren Harzen gefertigten Zwergengefährts überzeugt von dessen Qualitäten: „Die urbane Mobilitat wird mit dem Liux Geko neu definiert”, sagte der in Marokko geborene Manager, der im vergangenen Jahr in seiner Heimat zum besten Unternehmer seines Landes geadelt worden war. „Es handelt sich um ein einzigartiges Produkt auf dem Markt.”
Der Autovermieter, der inzwischen mit 70 Filialen in 17 Ländern – darunter Deutschland – vertreten ist, geht das Wagnis ein, obwohl es um die Infrastruktur mit Ladestationen nicht überall gut bestellt ist. Auf Mallorca habe man in dieser Hinsicht noch Nachholbedarf, gab der bei der Präsentation anwesende Vize-Regierungschef der Balearen, Antoni Costa von der konservativen Volkspartei, unumwunden zu. In der Tat: In Palma ist es mitunter schwierig, ein freies Gerät zu bekommen. Und auf dem Lande sind solche Ladestationen weiter eher dünn gesät. „Wir bemühen uns, in dieser Hinsicht nachzulegen”, so Antoni Costa. Mit dem Liux Geko bleibt man jedenfalls nicht so schnell liegen. 170 bis 230 Kilometer kann man mit einer Ladung unterwegs sein – mehr als zwei Inselquerungen.
Die Bestellung dieser doch sehr vielen 5000 E-Autos für den Mietwagenmarkt durch OK-Mobility ist ein Ausrufezeichen, das mit dem derzeitigen Trend in Spanien im Einklang steht: Nach einem leichten Rückgang im Juni legten die Zulassungen im Juli um 12,3 Prozent zu. Der Marktanteil dieser Fahrzeuge stieg von 4,38 auf 4,75 Prozent. Das dürfte am sogenannten „Plan Moves III” liegen: Der besagt, dass man beim Kauf von einem E- oder Hybrid-Auto mit 15 Prozent des Gesamtwertes vom Staat unterstützt wird.
Ganz anders sieht es in Deutschland aus: Im Mutterland des Autos brachen die Zulassungszahlen im August verglichen mit dem gleichen Vorjahresmonat um verheerend hohe 68,8 Prozent ein, viele Autohändler nehmen gebrauchte E-Autos gar nicht mehr in Zahlung. Der Hauptgrund für diese Entwicklung ist wohl, dass es dort seit dem laufenden Jahr keine staatliche Förderung mehr gibt.