Wenn Marco Bartels über die Motorworld Mallorca spricht, klingt er wie ein Mann, der gerade den Zündschlüssel dreht und merkt: Der Motor läuft rund. "Wir sind mit dem Start total zufrieden", sagt der Center-Manager – und schiebt gleich eine Zahl nach, die selbst alte Hasen im Eventgeschäft staunen lässt: 140.000 Besucher in den ersten fünf Monaten. Damit hat das Mobilitätserlebniszentrum deutlich mehr Menschen angelockt, als die Betreiber erwartet hatten.
Dabei ist der Standort alles andere als klassisch mallorquinisch: kein Meerblick, kein Tramuntana-Panorama, sondern ein ehemaliges Coca-Cola-Werk zwischen Palma und Flughafen. Aber offenbar braucht es keinen Postkartenhintergrund, wenn drinnen glänzende Ferraris, knurrende Harleys und seltene Klassiker warten. „Wir punkten nicht mit Aussicht, sondern mit Anbindung und Konzept“, sagt Bartels. Das Herzstück: 60 gläserne Einstellboxen, High-End-Garagen, die man eher in Dubai als auf der Baleareninsel vermuten würde. Alle sind längst vermietet – und die Warteliste ist zweistellig.
"Dachten, dass es länger dauert"
Auch sonst läuft es für Bartels und sein kleines Team wie geschmiert. "Wir sind komplett ausgebucht, was die Flächen angeht, und die Händler sind super zufrieden mit Verkäufen und Reparaturen." Der Manager grinst: "Wir gehen mit einem Lächeln in die Wintersaison." Und er fügt hinzu, fast ungläubig: "Wir hätten gedacht, dass wir für all das länger Anlauf brauchen."
Tatsächlich wollte die Motorworld von Beginn an mehr sein als nur Garage und Schaulager. Deshalb setzt Bartels auf Events, vom Tapasabend über Barbecue bis zum "Breakfast Club" am Sonntag. Verlässlich, jede Woche. "Die Leute sollen wissen: Wenn ich herkomme, ist hier immer was los." Sogar ein Donnerstagabend-Format hat das Zentrum schon – die "Tardeo-Night". Was nach Szeneclub klingt, ist Teil der Strategie, das Gelände zum Daueranziehungspunkt zu machen.
Und es funktioniert offenbar nicht nur bei Touristen. "Wir sehen ein Verhältnis von ungefähr 50:50 zwischen Einheimischen und internationalen Gästen – das gilt sowohl für das Restaurant als auch für die Ausstellung", sagt Bartels. Der Clou: Der Eintritt ist frei. In einer Inselwelt, in der selbst Tropfsteinhöhlen und Aquarien kräftig Eintritt verlangen, wirkt das wie ein Türöffner. "Das macht wirklich den Unterschied", glaubt Bartels.
Was Besucher vor Ort erwartet, lässt sich schwer in eine Schublade stecken. Showroom, Eventhalle, Werkstatt, Gastro – oder alles zugleich? In der Motorworld Mallorca verschwimmen die Kategorien. Autos, die sonst nur hinter Absperrbändern stehen, sind hier zum Greifen nah – und teils sogar zu kaufen. Im "Motorworld Inn" gibt’s Schnitzel, Burger und Pasta in Werkstattoptik. Für Tagungen und Produktpräsentationen steht eine 2350 Quadratmeter große Halle bereit.
Ein bisschen Disneyland, ein bisschen Business-Venue
Ein bisschen klingt das Ganze nach Disneyland für Autonarren, ein bisschen nach Business-Venue mit Turbolader. Und genau diese Mischung soll die Zukunft sichern. "Natürlich könnten wir im Eventbereich noch mehr gebrauchen", sagt Bartels offen. Noch fehle es an internationaler Strahlkraft, die großen Messen und Unternehmen müssten das neue Zentrum erst auf den Radar bekommen. Deshalb tourt das Team über Konferenzen, pflegt Kontakte zum Convention-Büro und wirbt europaweit. "Es ist kein Sprint, sondern ein Marathon", so Bartels.
Intern läuft es dafür fast familiär. Gerade mal sieben Mitarbeiter hält der Manager aktuell zusammen – Facility, Event, Buchhaltung, Leitung. "Ein schnuckeliges Mikroteam", wie er sagt. Angesichts von 13.000 Quadratmetern Nutzfläche klingt das beinahe absurd klein. Aber offenbar effizient: Alle Flächen sind vermietet, das Tagesgeschäft rollt, die Kunden sind zufrieden.
Standort Mallorca als Testballon
Für die Motorworld-Gruppe in Deutschland ist der Standort Mallorca ein Testballon – und bisher ein gelungener. "Das ist unser erster Schritt ins benachbarte Ausland, abgesehen von der Schweiz", erklärt Bartels. Dort, wie auch auf Mallorca, gibt es eigene Dynamiken: andere Kultur, andere Mentalität. "Aber gerade das macht es spannend."
Und so wirkt Bartels nach fünf Monaten auf der Insel wie ein Mann, der schon weit in die nächste Bauphase denkt. Zusätzliche Stellplätze für Wohnmobile und Boote sind geplant, um die Nachfrage abzufangen. Wartelisten statt Leerstand – so etwas hören Investoren gern. "Wir sind sehr, sehr sicher, dass das hier ein ganz toller Spot wird", sagt Bartels zum Schluss. Dann verabschiedet er sich – und klingt, als wolle er gleich zurück in die Halle eilen, dorthin, wo Lamborghinis und Oldtimer einträchtig nebeneinander parken.