Im Rahmen einer viertägigen Pressereise nach Slowenien und Italien vom 9. bis 12. Oktober 2025, bei der neue nautische Technologien vorgestellt wurden, sprach MM mit Petros Michelidakis, dem Direktor der "boot Düsseldorf". Die weltweit größte Bootsmesse zieht jährlich über 200.000 Besucher sowie mehr als 1500 Aussteller aus über 70 Ländern an. Michelidakis, seit 2016 Messeleiter, äußerte sich zu aktuellen Trends der Nautikbranche, Umweltproblemen im Mittelmeerraum und den Herausforderungen für Messen wie die "boot Düsseldorf" und die "Palma International Boat Show".
Mallorca Magazin: Herr Michelidakis, als Leiter der „Boot Düsseldorf” beschäftigen Sie sich beruflich intensiv mit Nautikthemen. Begeistern Sie der Wassersport auch privat? Wenn ja, welche Gewässer erkunden Sie in Ihrer Freizeit?
Petros Michelidakis: Ja, ich bin begeisterter Segler und erkunde mit meinem Boot Griechenland, wo ich geboren wurde, oft Insel um Insel während meiner Urlaube. Doch im Mittelmeer hat jede Region ihre eigenen Stärken und beeindruckt mit ihrer Vielfalt. Auf den Balearen gibt es zum Beispiel kleine, ruhige Buchten, die es zu entdecken gilt. Diese diverse Natur ist der wahre Luxus. So kann man an der Côte d’Azur beispielsweise ausgelassen feiern, oder in Kroatien ruhige Tage mit Familie und Freunden genießen. Besonders ist auch die Region in Slowenien, in der wir uns gerade befinden. Von hier aus kann man schnell zu einer Gondeltour nach Venedig oder nach Kroatien aufbrechen, um im Landesinneren zu wandern, eine Bike-Tour zu machen oder an einer Prosecco-Tour teilzunehmen. Auf Mallorca oder Ibiza war ich bisher noch nicht auf dem Wasser, doch nächstes Jahr möchte ich dort unbedingt mit einem Segelboot unterwegs sein.
MM: Für welche Art von Wassersport ist das Meer rund um die Balearen besonders gut geeignet?
Michelidakis: Auf Mallorca ist der Motorbootmarkt insgesamt stärker ausgeprägt, doch auch Segelboote haben einen großen Anteil. Insgesamt ist für die Nautikbranche das Mittelmeer von großem Interesse, denn hier werden rund 60 Prozent des Weltchartermarktes abgewickelt. Von den Balearen bis zur Türkei profitieren viele Länder und Regionen von diesem Revier.
"Boot Düsseldorf"-Chef Petros Michelidakis (2. v. l.) bei einer Testfahrt auf einer "Hydra 530" von Roto Nautica an der Adriaküste Sloweniens. (Foto: Uwe Erensmann @uepress)
MM: Eines der Mottos der "Boot" 2026 lautet "We love Water" und rückt damit auch den Umweltschutz in den Fokus. Wie steht es aktuell um den Zustand des Mittelmeers?
Michelidakis: Der Klimawandel ist eine große Herausforderung. Besonders Seegraswiesen wie Posidonia, die so wichtig sind, weil sie CO2 binden, leiden stark darunter. Auf Mallorca wird der Schutz der Meere streng überwacht – und das ist auch richtig so. Genauso wichtig ist aber die Bildung und Sensibilisierung von Wassersportlern, wofür wir auf der "Boot" spezielle Programme anbieten. Sauberes Wasser ist für Wassersportler ein Grundbedürfnis. Wenn Staaten aktiv handeln, kann sich die Wasserqualität deutlich verbessern. Das habe ich in den vergangenen 15 Jahren eindrücklich an der 22 Kilometer langen Küstenlinie von Athen beobachten können.
MM: Wie steht es aktuell um die Nautikbranche, insbesondere nach der Coronazeit?
Michelidakis: Die Branche wurde stark von der Corona-Pandemie getroffen. Tauchen war kaum möglich, da Reisen nicht erlaubt waren, während die Verkäufe von Booten sogar zunahmen. Nach der Pandemie war der Markt daher gut mit neuen Booten gefüllt, und auch der Gebrauchtbootmarkt verzeichnete einen Aufschwung. Ähnlich wie 2009 während der Finanzkrise wird sich diese Situation jedoch wieder nach und nach stabilisieren. Gleichzeitig wächst das Interesse an der „Boot Düsseldorf” stark, und die Aussteller buchen zunehmend größere Stände. Ich bin überzeugt, dass die Branche diese Krise positiv nutzen wird und ab 2026 wieder mit voller Stärke auftreten kann.
MM: Welche aktuellen Trends gibt es in der Branche und wie steht es um neue Technologien in der Nautikbranche?
Michelidakis: Digitalisierung ist im Bootsbau längst angekommen, und auch Künstliche Intelligenz hält zunehmend Einzug, etwa bei der Navigation oder der Bootssteuerung. Besonders spannend sind Systeme, die das Anlegen erleichtern oder die Stabilität auf dem Wasser erhöhen. Ein aktueller Trend geht hin zu Hausbooten. Sie eignen sich vor allem für Binnengewässer, sind aber auch ideal für Urlaubsreisen. Auf einem gut ausgestatteten Hausboot kann man bequem mit Familie oder Freunden übernachten. An speziellen Marinas lassen sich die Boote anlegen, quasi wie ein Campingplatz direkt am Wasser. Die Bandbreite reicht von einfachen Hausbooten bis zu luxuriösen Yachten. Auf unserer Messe im Januar präsentieren wir auch das gesamte Spektrum des Wassersports. Vom Stand- Up-Paddleboard über Tauchausrüstung bis hin zu Superyachten ist für jeden Geschmack etwas dabei.