Wer sich auf Mallorca niederlässt und auf die Suche nach einem günstigen Internet- und Telefonanbieter macht, wird schnell desillusioniert. Movistar, Vodafone und Orange, die drei großen Anbieter am Markt, sind teuer. Monatsgebühren von 70 Euro und mehr sind keine Seltenheit. „80 bis 90 Prozent meiner Kunden ärgern sich über die hohen Kosten“, sagt David Plaza, Chef von TV Mundo in Palma, einem Unternehmen, das sich auf die Installation von Internetanschlüssen spezialisiert hat und eine größtenteils ausländische Klientel bedient.
Den besten Ruf haben die drei Telekommunikationsriesen auch bei hiesigen Verbraucherschützern nicht. Die private Verbraucherschutzorganisation Facua verlieh Movistar wegen intransparenter Preisgestaltung mehrfach, zuletzt 2015, den Titel des „schlechtesten Unternehmens des Jahres”. 2012 verdonnerte die spanische Wettbewerbsbehörde alle drei Anbieter wegen illegaler Preisabsprachen zur Zahlung von insgesamt 120 Millionen Euro. Genützt hat dies anscheinend wenig. Im Februar dieses Jahres beschuldigte Facua das Trio erneut, die Preise für Kombipakete aus Internet, TV und Handy gleichzeitig angehoben und damit gegen europäisches Wettbewerbsrecht verstoßen zu haben. Ein weiterer Vorwurf: Kleine Unternehmen wie Jazztel oder Ono würden aufgekauft und jeder Wettbewerb im Keim erstickt.
Verbraucher, die sich auf den Websites der drei großen Unternehmen informieren wollen, werden mit Werbeangeboten in Großbuchstaben gelockt. Doch ein echter Preisvergleich fällt schwer. Mal wird eine Gebührenermäßigung für zwei Monate, mal für ein halbes oder für ein ganzes Jahr gewährt. Auch die Geschwindigkeit der Internetverbindung, die im Paket enthaltenen Gratisminuten fürs Telefonieren und Datenmengen fürs Mobiltelefon variieren von Anbieter zu Anbieter und sind damit als Vergleichskriterium hinfällig. Zusätzliche im Preis inbegriffene Gimmicks wie der Streamingdienst Netflix oder Fußballübertragungen machen die Situation noch verwirrender.
In jedem Fall muss man nach Ablauf der Angebotsdauer mit einem Gebührenschock rechnen. Die Kosten für das digitale Vergnügen steigen dann schnell aufs Doppelte, 70 Euro für Internet, Festnetz und Handy sind keine Seltenheit. Familienpakete mit mehreren Telefonanschlüssen saugen ohne Weiteres über 130 Euro vom Konto. Kein Wunder also, dass die meisten der insgesamt 5949 Beschwerden, die auf Mallorca bei der staatlichen Verbraucherschutzbehörde Consumo eingingen, sich gegen Telekommunikationsunternehmen richteten. „Mit 1614 Beanstandungen schlug die Branche im vergangenen Jahr selbst die Airlines mit ‚nur’ 1282 Beschwerden deutlich“, sagt Maria Luisa Martínez Herrera, Pressesprecherin der Behörde. Übrigens können sich auch Residenten bei Problemen mit ihrem Internet-Provider auf der Website der Verbraucherschützer (www.caib.es) online beschweren, sofern sie offiziell im Rathaus angemeldet sind. Viele Verbraucher helfen sich auch, indem sie von Sonderangebot zu Sonderangebot wechseln, weiß Internetexperte Plaza zu berichten.
Für zusätzliche Preisintransparenz sorgt auch die sogenannte ‚Cuota de Línea’, eine monatliche Grundgebühr, die von allen Anbietern für die Wartung des konventionellen Kabelnetzes erhoben wird – dies gilt teilweise auch für Nutzer, die nur über das Glasfasernetz surfen. Diese Gebühr variiert von Unternehmen zu Unternehmen und liegt zwischen 17,40 Euro (Movistar) und 22,99 Euro (Jazztel), Stand Mai 2018. Vor allem ausländische Verbraucher wissen meist nicht, dass diese Gebühr in der Regel noch nicht im Preis enthalten ist, sondern zu Internet- und Telefonkosten hinzugerechnet werden muss. Entsprechende Hinweise finden sich nur im (sehr) Kleingedruckten. Immerhin gibt es hier aber eine Möglichkeit, ein wenig Bares zu sparen. „Wenn man verreist, kann man sich vorübergehend bei seinem Provider abmelden. Dann fällt die ‚Cuota’ für die Dauer des Urlaubs weg. Das wissen viele leider nicht“, erläutert David Plaza.
Wer nicht endlose Stunden mit der Durchsicht der zahllosen Vertragsoptionen verbringen will, dem bieten Preisvergleichsportale wie rastreator.com, comparaiso.es oder comparatodo.es eine gute Orientierung. Dort lassen sich Standardtarife und Sonderangebote nach eigenen Bedürfnissen und Preisen filtern. Eine Liste mit den passendsten Anbietern ist anschließend auf der Website einsehbar oder man erhält sie per Mail.
Eine weitere Möglichkeit, die eigenen Ausgaben für Telefon und Internet möglichst transparent zu halten, ist der Verzicht auf die unübersichtlichen Kombiangebote. Wem es reicht, zu Hause surfen und telefonieren zu können, der sollte gezielt nach diesen abgespeckten Angeboten suchen. Das empfiehlt auch Xisco Dalmau, Leiter der balearischen Verbraucherzentrale Consumo. Solche Basispakete gibt es bei allen drei Groß-anbietern für rund 40 Euro.
Wer Flexibilität schätzt, ist bei den relativ jungen und kleineren Unternehmen, meist Tochtergesellschaften der spanischen Telekommunikationsriesen, noch etwas besser bedient. Die Preise bewegen sich zwar in einem ähnlichen Rahmen, aber es wird auf langfristige Vertragsbindungen verzichtet. Dazu zählt etwa Pepephone, ein Anbieter, der zum mittlerweile viertgrößten spanischen Telekommunikationsunternehmen Másmóvil gehört, und Internet, Festnetz und Mobilfunk abdeckt. Eine 100 MB schnelle Internetverbindung kostet dort monatlich rund 35 Euro, ein Handy mit 5 GB Datenvolumen schlägt mit weiteren 5 Euro zu Buche. Wer keine Vertragsbindung wünscht, muss allerdings die Installationskosten von 90 Euro selber tragen. Mobilfunkanbieter Tuenti nutzt das Netz von Movistar. Eine 50-MB-Internetverbindung inklusive Handy kostet dort monatlich 40 Euro. Wer mindestens drei Monate bleibt, bekommt die Installation gratis dazu. Dies gilt auch für den dritten im Bund der Billiganbieter: Lowi kooperiert mit Vodafone und berechnet für die gleichen Leistungen 39 Euro.
Zum Vergleich: In Deutschland gibt es Internet inklusive Festnetz- und Handy-Flatrate zurzeit schon für weniger als 30 Euro. „Schaut man auf Gehälter und Lebenshaltungskosten auf der Insel, so belasten Internet und Telefonie den Geldbeutel hier einfach zu stark“, lautet das Fazit von Maria Luisa Martínez Herrera vom balearischen Verbraucherschutz.
(aus MM 23/2018)