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Geteiltes Eigentum, doppelter Ärger

Gemeinschaft der Eigentümer beklagt die fehlende Handhabe bei säumigen Besitzern

Jan Thieme ist aktueller Präsident der Eigentümergemeinschaft der Urbanisation Pinar de Sol in Calvià.

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Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem Nachbarn nicht gefällt. Schon Friedrich Schiller wusste um die Schwierigkeiten des täglichen Zusammenlebens. Seit der Dichter diese Zeilen schrieb, hat sich einiges getan: Die Menschen wohnen in Hochhäusern und Doppelhaushälften, in Wohnanlagen sowie Apartmentsiedlungen. Einfacher ist das Miteinander dadurch nicht geworden.

Viele Besitzer einer Mallorca-Immobilie gehören einer Eigentümer-Gemeinschaft an. Das ist immer dann der Fall, wenn die Immobilie mehreren Parteien gehört. Eigentümer-Gemeinschaften funktionieren in den seltensten Fällen reibungslos. Meistens sind sie die Ursache für Ärger, Missgunst und endlose Diskussionen.

Das erlebt derzeit der deutsche Mallorca-Resident Jan Thieme. Der 41-Jährige ist seit einiger Zeit Präsident der Eigentümer-Gemeinschaft in der Urbanisation Pinar de Sol in Calvià. Als solcher kümmert er sich unter anderem um die kollektiven Finanzen der vom Schicksal zusammengeführten Immobilien-Besitzer. In Pinar de Sol ist jedes Mitglied der Eigentümer-Gemeinschaft verpflichtet, monatlich 130 Euro Umlage zu zahlen. Mit dem Geld werden die Kosten für Wasser, Pool, Reparaturen der Gemeinschaftseinrichtungen und Gartenpflege bestritten.

Jan Thieme aber hat ein Problem: Die Zahlungsmoral in der Urbanisation lässt gelinde gesagt zu wünschen übrig. "Viele Eigentümer sehen sich nicht genötigt, ihren Verpflichtungen gegenüber der Gemeinschaft nachzukommen", sagt Thieme. Einige der Immobilienbesitzer seien mittlerweile mit mehr als 10.000 Euro im Rückstand. Insgesamt beliefen sich die Außenstände auf fast 60.000 Euro. Auch die gesetzlich vorgeschriebene Rücklage, die Eigentümer-Gemeinschaften bilden müssen, gebe es nicht. "Der Kontostand liegt fast bei null", sagt Thieme. "Dem Gärtner mussten wir schon kündigen." Auch Calviàs Versorgungsunternehmen habe wegen unbezahlter Rechnungen schon gedroht, der gesamten Urbanisation das Wasser abzustellen.

Alle Versuche der Eigentümer-Gemeinschaft, gegen die säumigen Nachbarn vorzugehen, schlugen fehl, sagt Thieme. Gegen mehrere Mitglieder sei Anzeige erstattet worden, um die Zahlung der Umlage einzuklagen. "Da es sich um eine Angelegenheit handelt, die nicht von öffentlichem Interesse ist, scheint für die Gerichte kein Handlungsbedarf zu bestehen." Die Urteile ließen erst Jahre auf sich warten und wenn es dann so weit sei, zeigen sich die Richter gnädig: "Dann wird den Schuldnern eine Ratenzahlung auferlegt, deren Höhe so niedrig ist, dass es wiederum Jahre dauert, bis die Schulden abgetragen sind."

Dabei ist die Rechtslage grundsätzlich klar, wie Rechtsanwalt Jaime Lamas erklärt. Das Gesetz sehe durchaus Mittel und Wege vor, die Zahlung der Umlage zu erzwingen - im Extremfall durch die Versteigerung der Immobilie. Obendrein verlieren Mitglieder von Eigentümer-Gemeinschaften, die ihre Umlage nicht bezahlen, in der folgenden Eigentümer-Versammlung ihr Stimmrecht, wie Rechtsanwalt Manuel Stiff ergänzt. "Die spanische Justiz ist lahm und chaotisch", sagt er. Das erschwere die Durchsetzung der Ansprüche vor Gericht. Dazu komme, dass das Vollstreckungswesen in Spanien schlecht funktioniere.

Das hat auch Jan Thieme erlebt. Selbst die Zustellung von Gerichtsbescheiden durch die Polizei scheitere oft schon daran, dass die Empfänger schlicht die Tür nicht aufmachen. "Wann wird diesen Betrügern endlich das Handwerk gelegt?", fragt er sich. Denn bei den Zahlungsverweigerern in seiner Urbanisation handele es sich keineswegs um Härtefälle, die das Geld schlicht nicht aufbringen können. "Da sind Leute dabei, die haben mehrere Autos und schicken ihre Kinder auf Privatschulen."

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