Die Beerdigungsriten auf Mallorca unterscheiden sich zum Teil erheblich von denen, die wir aus Deutschland oder anderen nordischen Ländern kennen. Vor allem gehen die Beerdigungen schneller vonstatten, was historisch mit den klimatischen Bedingungen zu erklären ist.
Ein wesentlicher Bestandteil der Trauerfeier ist das sogenannte "Velatorio", die Totenwache. Früher versammelte man sich dazu im Haus des Verstorbenen, der im Bett aufgebahrt wurde. Die Zeremonie hatte weitgehend familiären Charakter.
Das hat sich geändert, seit die "Velatorios" in den Aussegnungshallen auf den Friedhöfen stattfinden. Dort wird der Tote über mehrere Stunden in einer gläsernen Vitrine aufgebahrt. Freunde, Nachbarn, Bekannte und Geschäftsfreunde sprechen den Hinterbliebenen ihr Beileid aus ("dar el pésame") und nehmen Abschied von dem Verstorbenen. Da moderne "Velatorios" aus zwei Räumen bestehen, können sich Besucher, die dem Verstorbenen nicht ganz so nahe standen, den Blick auf den Toten auch sparen.
Das "Velatorio" wird in der Regel am Tag nach dem Tod abgehalten, so dass der Termin rechtzeitig bekannt gegeben werden kann. Das geschieht per Todesanzeige ("esquela") in der Zeitung und/oder per Aushang am Haus, im Markt oder in der Bar. Beileidsbriefe oder -karten sind nicht üblich, schon allein wegen der Kürze der Zeit.
Denn häufig wird der Leichnam direkt nach dem Velatorio verbrannt oder beigesetzt. Bei der eigentlichen Beerdigung sind dann auch nur engste Familienangehörige zugegen.
Das ist anders bei der "Misa", der Totenmesse, die in der Regel am Tag nach dem Velatorio stattfindet, aber nie am Wochenende. Zu diesem Gottesdienst kommt eine große Trauergemeinde zusammen. Am Ende der Messe defilieren die Besucher an den Angehörigen in der ersten Bank vorbei und sprechen noch einmal ihr Beileid aus. Sowohl zu "Velatorio" als auch "Misa" erscheint man in normaler Straßenkleidung, Schwarz tragen allenfalls Familienangehörige.
Den "Leichenschmaus" kennt man auf Mallorca nicht. Dafür erhält man bei vielen Beerdigungen eine Erinnerungskarte an den Verstorbenen ("Recordatorio") mit dem Todestag und einem Gebet. Ob solche Bräuche gepflegt werden, hängt aber auch von der finanziellen Situation der Familie ab - oder von der Frage, ob eine Sterbeversicherung abgeschlossen wurde, die für solche Kosten aufkommt.