Schimmelpilze lieben das feucht-warme Klima auf Mallorca, nisten sich gerne in die Häuser ein, und mit dem Herbstregen breiten sie sich jetzt richtig aus. Niemand mag die muffig riechenden Mitbewohner, aber viel unternommen wird nicht gegen sie. "Wenn du einen Schimmelfleck an der Wand siehst, dann wischst du ihn mit dem Chlorreiniger lejía ab", rät Antonia Bonet, wie die meisten mallorquinischen Hausfrauen. Der Schimmel komme wahrscheinlich wieder, aber auf Mallorca sei das halt so. Unterschätzt werden dabei die Gesundheitsrisiken.
"Mit Schimmelpilzen ist nicht zu spaßen", warnt der Internist Andreas Leonhard vom Facharztzentrum Peguera: "Es sind häufig krankmachende Pilze, und wenn die kontinuierlich eingeatmet werden, können sie ernste Probleme verursachen." Viele Menschen reagierten allergisch etwa mit Rhinitis, geröteten Augen, Hautausschlag oder Asthma. Aber auch bei Menschen, die nicht allergisch seien, könnten sich Schimmelpilze in der Lunge festsetzen und zu Bronchitis, chronischer Bronchitis oder Lungenentzündung führen. Gefährdet seien besonders ältere Menschen mit schwächeren Immunsystemen. Auch unspezifische Symptome wie Abgeschlagenheit, trockene Augen, verstopfte Nebenhöhlen, Husten oder Kopfschmerz hingen oft mit Schimmelpilzen zusammen. Ein Allergietest oder der Nachweis von Pilzen im Sputum bringt Gewissheit und eine Therapie Heilung: "Aber das nützt nichts, wenn der Patient wieder in dieselbe Wohnung zurückgeht", betont der Internist.
Schimmel an sich ist nicht gefährlich. Schimmelpilze sind überall vorhanden. Sie verbreiten sich durch Sporen in der Luft. Problematisch wird es, wenn sie sich in der Wohnung vermehren, und dazu brauchen sie nicht viel. "Jedes organisches Material dient ihnen als Nährboden. Kalt mögen sie es nicht, dafür leicht sauer (PH-Wert 5 bis 7) und vor allem feucht", sagt der Bausachverständige Kurt Schmitz von der Firma Köster. Ab 70 Prozent relativer Luftfeuchtigkeit gedeihen die Hausmuffeln. Dennoch kann man viel gegen sie tun, auch auf Mallorca. "Die meisten Leute meinen, Schimmel kommt durch die hohe Luftfeuchtigkeit draußen", sagt Andrés Santha von der Baufirma Reformaster. Dabei sei mangelndes Lüften oft das Problem. Duschen, Kochen und Waschen führt täglich Feuchtigkeit in die Wohnung. Auch der Mensch gibt Feuchtigkeit ab, über einen Liter pro Tag. Lüften reduziert die Raumfeuchte. "Aber richtig lüften", betont der Sanierungsfachmann Horst Wolters von der Firma Remmers: "Das heißt Stoßlüften, Fenster und Türen öffnen, um Durchzug zu erzeugen, mindestens eine halbe Stunde pro Tag." Ein einzelnes Fenster dauergekippt zu lassen, sei kontraproduktiv. Die umliegenden Wände kühlten ab, Kondensfeuchtigkeit schlage sich nieder, Schimmel entstehe. Vor allem bei Thermopen-Fenstern müsse gut gelüftet werden, meint Wolters. Zur Entfeuchtung per Klimaanlage rate er nicht. Die Feuchtigkeit gehe aus den Wänden raus und durch die Kapillarwirkung wieder in den Baustoff und ins Haus hinein. "Das ist ein endloser Kreislauf." Wichtig, um Schimmel zu vermeiden, sei auch ein Mindestabstand von fünf Zentimetern zur Wand bei Möbeln, Bildern und schweren Gardinen.
Heizen beugt ebenfalls der Schimmelbildung vor. Allerdings seien die meisten Häuser auf Mallorca nicht richtig gedämmt, wodurch die Innenwände abkühlten, während die Wohnung aufheize, sagt Kurt Schmitz: "Wärme speichert Feuchtigkeit besser. So bildet sich an der Wand Kondenswasser und die Pilze wachsen prima."
Eine Lösung stellten Kalzium-Silikat-Platten an den Wänden dar. Neben einer Innendämmung bewirkten sie auch einen hohen PH-Wert, so dass sich kein Schimmel mehr bilden könne. "Alles was von außen zur Isolierung gemacht werden kann, ist besser als von innen", findet dagegen Andrés Santha. Auf keinen Fall solle man weniger genutzte Räume wie Schlafzimmer mittels warmer Luft aus anderen Räumen aufwärmen. "Im kälteren Raum kommt es sonst an Wänden oder Fensterscheiben zu Tauwasserbildung."
Neben fehlender oder unzureichender Dämmung könnten viele andere Baumängel zu Feuchtigkeit und Schimmel führen, sagen die Experten: nicht richtig mit Sperren behandelte aufsteigende Feuchtigkeit, mangelhafte Drainagen, fehlerhafte Aufschäumung von Fensterrahmen, nicht abgedichtete Revisionsschächte, undichte Dächer, Balkone oder Fassaden, Küchenzisternen ohne Deckenabdichtung oder die Verwendung von Materialien wie Natursandstein oder Mares. Wenn es darauf regne, sei es innen fast so nass wie außen, sagt Schmitz.
Kleinere Schimmelstellen im Haus können abgewischt werden. "Aber der Schimmel kommt fast 100-prozentig wieder, weil der Nährboden für die Pilze in der Wand liegt", meint der Bausachverständige. Die Ursache der Feuchtigkeit muss beseitigt werden. Wo sie liegt, können Fachleute mit Messgeräten bestimmen und dann entscheiden, ob die Sanierung innen oder außen durchgeführt wird. "Ohne eine genaue Analyse sollte keine Schimmelentfernung erfolgen", betont Wolters.
(Aus MM 40/2014)