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Wenn die Versicherung teurer ist als der Wagen

Anja Schaub wollte mit ihrer Visa-Karte an Palmas Flughafen ein Auto mieten. Doch statt einer Kaution musste sie eine teure Versicherung zahlen. | Foto: privat

| Flughafen, Mallorca |

Zu einem schönen Urlaub auf Mallorca gehört für Anja Schaub auch ein Mietwagen, um die Insel zu erkunden. Im Internet mietete sie deshalb einen Kleinwagen. "Ich habe mich schon vom günstigen Preis locken lassen", sagt die 30-Jährige. 140 Euro sollte der Flitzer für neun Tage kosten. Wenn sie vorher gewusst hätte, welcher Ärger mit dem Mietwagen von Record Go Rent a Car auf sie zukommt, hätte sie einen anderen Anbieter gewählt. "Ich hätte einfach mal im Internet nachschauen sollen, da finden sich lauter Beschwerden über die Firma", sagt sie.

So begann der Urlaub Ende August für Anja Schaub erst einmal mit eineinhalb Stunden Schlangestehen am Schalter an Palmas Flughafen. Als sie dann endlich an der Reihe war, kam die nächste Überraschung: Ihre Kreditkarte sei in Wirklichkeit eine Debitkarte, sagte die Mitarbeiterin des Autoverleihers. Damit könne die Kaution für den Mietwagen nicht geblockt werden. Die 30-Jährige sollte eine zusätzliche Versicherung abschließen. "Ich habe dann nach der Chefin gefragt, die hat mir das gleiche gesagt", erzählt die Urlauberin. Ihre Visa-Karte sei keine richtige Kreditkarte. Die Siegenerin wollte es kaum glauben, zahlte schlussendlich aber doch die verlangten 140 Euro Versicherung. Doch es ging noch weiter: Niemand erklärte ihr den Wagen, der Mietvertrag war nur auf Spanisch und niemand fühlte sich bei Mietende für eine Abnahme zuständig.

217 Euro buchte die Mietwagenfirma von ihrem Konto ab, 46 Euro bekam Anja Schaub zurück. Wofür die waren, weiß die junge Frau nicht. Bleiben 171 Euro – 31 Euro mehr als vereinbart. Wieder in der Heimat angekommen, erkundigte sich die Journalistin bei ihrer Sparkasse. Dort bekam sie die Auskunft, dass ihre Visa selbstverständlich eine Kreditkarte sei. "Ich habe mich jetzt bei der Firma beschwert, mal sehen, ob die reagieren", sagt die Mallorca-Urlauberin, sie will die Kosten für die Zusatzversicherung wiederbekommen.

Aus der Marketing-Abteilung von Record Go Rent a Car ist zu erfahren, dass man nicht genau sagen könne, wie die Mitarbeiter vor Ort feststellen, ob es sich um eine Kreditkarte handelt oder nicht. "Wir haben Kunden aus ganz Europa, die kommen mit unterschiedlichen Karten zu uns", sagt ein Firmensprecher. Bei einigen Karten sei es schwer zu bestimmen, um welchen Typ es sich handelt. Die Kundin solle sich über die Internetseite beschweren. Liege seitens Record Go Rent a Car ein Fehler vor, werde die Zusatzversicherung zurückerstattet. "Es liegt uns fern, unsere Kunden zu verprellen." Wer sich unsicher wegen seiner Kreditkarte sei, vermerke das bei der Buchung, dann prüften die Mitarbeiter diese vorher.

"Klassische Autovermieter fordern fast immer eine Kreditkarte von ihren Kunden", sagt Frieder Bechtel, Pressesprecher des Onlineportals Billiger-Mietwagen.de. Kunden müssten unterscheiden, ob sie eine Kreditkarte oder eine Debit-Karte hätten, auf die vorher Geld aufgeladen werden müsste. Diese akzeptierten viele Vermieter nicht. Er rät bei Problemen vor Ort, die heimische Bank anzurufen, damit der Bankberater dem Mitarbeiter des Verleihers erklärt, um was für eine Karte es sich handelt. Das Mietwagenportal biete einen Anbieter an, der Autos ohne Kreditkarte vermietet. Allerdings muss bei diesem eine umfassende Versicherung für den Leihwagen abgeschlossen werden, erklärt Bechtel.

Deutliche Worte findet er für die ganz günstigen Angebote: "Die Grenze des Billigen ist bereits überschritten." Mietpreise von wenigen Euro am Tag für Autos seien nicht wirtschaftlich. Die Firmen seien darauf angewiesen, Zusatzversicherungen zu verkaufen, um den Umsatz zu steigern. Häufig bekämen die Angestellten Boni, wenn sie den Kunden solche Leistungen aufschwatzen. Billiger-Mietwagen.de habe bereits Gespräche mit solchen Firmen geführt, weil sich viele Kunden wegen der Zusatzkosten beschwert hatten. Hinzu kommen beispielsweise lange Wartezeiten an den Schaltern und Fahrten ins Industriegebiet, um den Wagen zu holen – wenig kundenfreundlich. "Ich kann den Kunden nur raten, auf die Bewertungen der Anbieter zu achten", sagt Bechtel. Bei Anbietern, die ein wenig teurer sind, sei das Mieten eines Autos häufig wesentlich entspannter.

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