Es gibt auf Mallorca kaum einen anderen Ort, an den man mit dem Auto aus Palma weiter weg entfliehen kann als Artà. Rund 70 Kilometer liegen zwischen der Balearen-Hauptstadt und dem Dorf im Nordosten der Insel. Danach hört die Landmasse im Meer bald auf.
Noch vor rund 40 Jahren soll es in Artà Menschen gegeben haben, die ihr Lebtag nicht in Palma waren. Es wäre für sie einer Weltreise gleichgekommen, denn Artà ist das andere Ende des bekannten Tellerrandes.
Sehr wohl haben dafür viele Deutsche das Städtchen mit dem alles überragenden Kapellenberg als zweite Heimat entdeckt. Im Schatten der trutzigen Kirchenburg richteten sie sich ein und erwarben teils große Güter. Nicht immer stießen sie auf Gegenliebe. Boris Becker etwa wurde vom Gemeinderat gar zur persona non grata erklärt. Er solle bitte keine Mallorca-Werbung im Namen des Ortes machen.
Andere haben sich weitaus besser in das dörfliche Leben zu integrieren gewusst. Nahezu jede Woche berichtet Eric Kellermann in seinen wie aus den Hut gezauberten Kurzgeschichten über das Treiben seiner mallorquinischen und ausländischen Nachbarn. Manchmal, so scheint es, lässt sich das schönes Leben in Artà nur mit viel Rotwein ertragen.
Doch damit tut man dem Hügelort Unrecht. Es gibt durchaus beschauliche Ecken mit traumhaften Ausblicken. Nur sollte man seinen Wagen für den Rückweg vor 22 Uhr volltanken. "Oha, jetzt ist alles dicht", verriet der Müllmann, der gerade seinen Dienst antrat. Die nächste nachts geöffnete Tanke ist in Cala Millor. Und ohne Sprit im Tank ist die Fahrt dorthin auch so etwas wie eine Weltreise.