Mitten in der Insel liegt Costitx. Das Dorf ist der Schwerpunkt Mallorcas, ein Kernpunkt der Ursprünglichkeit und ein Anknüpfungspunkt an die Weiten des Weltalls. Macht man sich das klar, kann es nicht mehr verwundern, dass Maria Antònia Munar ausgerechnet aus diesem Brennpunkt heraus die Politik bestimmte.
Bei der Durchfahrt durch Costitx muss man aufpassen, nicht gleich wieder aus dem Ort herauszufahren. Denn das Dorf in der mallorquinischen Zentralebene ist winzig. Gleichwohl wartet es mit einem großzügigen Platz in seiner Mitte auf. Es gibt die Kirche, das Rathaus, die Bar, die Bank, die Apotheke, den Lebensmittelladen - und das war es auch schon. Der modern gestaltete Springbrunnen, die marmornen Sitzbänke und das Klettergerüst für Kinder bilden einen bewussten Design-Kontrast zu den altertümlichen Sandsteinhäusern mit den dunkelgrünen Fensterläden. Costitx wirkt sauber und gepflegt. Die Einwohner wussten das Dorfbild in seiner Beschaulichkeit zu bewahren. Man spürt, dass die Verantwortlichen im Rathaus Wert auf Eindruck legen. Das ist das Vermächtnis von Maria Antònia Munar, die von 1979 bis 2007 Bürgermeisterin in Costitx war - neben all ihren anderen hochpolitischen Ämtern, die ihr den Beinamen „Königin von Mallorca” einbrachten.
Wo ein Polit-Stern wie „MAM” aufging, darf ein zünftiges Observatorium nicht fehlen. Seit 1988 hat Mallorcas einzige Sternwarte ihren Sitz bei Costitx. 1996 entdeckten die Wissenschaftler in den Weiten des Weltalls zwei Mini-Planeten. Diese heißen seitdem „Costitx” und „Ramon Llull”. Entdeckt wurde in dem Dorf noch mehr. 1895 etwa, bei Erdarbeiten auf der Finca Son Corró, drei bronzene Stierköpfe aus archaischer Zeit. Sie liegen heute im Museum in Madrid. Costitx fordert seit Jahren die Rückgabe, vergeblich. Wer weiß, die Stierkampf-Vernarrtheit der Spanier, sie hatte ihren Ursprung vielleicht im mallorquinischen Costitx?!